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Zur Abstammungslehre

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Autor: Bock
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Titel: Zur Abstammungslehre
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 7–9
Herausgeber: Ernst Keil
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Evolutionstheorie
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[007]
Zur Abstammungslehre.[1]
Der Thiere Ahnenreihe.

Darwinismus? Der Mensch ein Fortschrittsaffe? Wehe! – Sollte denn aber wirklich die ganze sittliche Weltordnung zu Grunde gehen, wenn, wie die Wissenschaft durch die Lamarck-Darwin’sche Umwandelungslehre bewiesen hat, die Thiere, welche bis jetzt auf unserer Erde gelebt haben und noch leben, vom Schöpfer nicht gleich und für immer als solche, welche sie eben sind (und zwar von jedem Thiere ein Männlein und ein Weiblein) und zu gleicher Zeit (im Paradiese) geschaffen wurden, sondern wenn sie sich ganz allmählich, in Jahrmilliarden, aus- und hintereinander, die vollkommeneren immer erst aus ihren weniger vollkommenen Vorfahren, hervorgebildet haben? Würde der Schöpfer in seiner Allmacht und Allweisheit wirklich herabgesetzt, wenn man ihm nachsagte, daß er in ein kleines unsichtbares Bläschen, in eine sogenannte Zelle, die Fähigkeit gelegt hätte, daß sich aus dieser, durch Vermehrung und Verwandlung ihrer Bestandtheile, nach und nach alle und zwar immer vollkommner werdenden Geschöpfe hervorgebildet hätten? Ja, wäre es im Gegentheile nicht eine grobe Vermenschlichung des Schöpfers, demselben zuzutrauen, daß er, um Vollkommenes zu schaffen, vorher, gewissermaßen zur Probe, erst Unvollkommenes geschaffen und dann wieder vernichtet hätte? – Sollten denn wirklich Moral und Sittlichkeit, Staat und Gesellschaft gefährdet sein, wenn, wie die Wissenschaft lehrt, die Wirbelthiere aus den Wirbellosen und zwar aus Würmern oder Mantelthieren, die Vögel aus den Reptilien, die Säugetiere aus den Amphibien sich entwickelt haben? oder wenn die luftathmenden Lungentiere aus den wasserathmenden Kiementhieren, wenn Kopfträger aus Kopflosen und wenn schwanzlose Thiere aus geschwänzten, durch allmähliche Umbildung von Organen, hervorgegangen sind? – Sollte es wirklich für den Menschen, der doch nach der mosaischen Schöpfungsgeschichte als „Erdenkloß“ erschaffen wurde, sehr entwürdigend sein, daß er vor seinem Eintritte in die Welt (als Embryo), wo er ganz dieselben Umhüllungen und Ernährungsapparate wie die höheren Säugethiere besitzt (nämlich Amnion, Allantois, Decidua, Placenta), vorübergehend thierische Bildungen an sich trägt? – daß er z. B. wie die meisten Thiere eine Zeitlang einen Schwanz hat, daß er während einer kurzen Zeit die den Vögeln, Amphibien, Reptilien und Schnabelthieren eigenthümliche Cloake und den beim Affen zeitlebens vorhandenen Zwischenkieferknochen (in welchem die vier oberen Schneidezähne stecken und der von Goethe beim Menschen nachgewiesen wurde) besitzt, – daß ihm wie den Fischen Kiemenbögen zukommen, – daß man ihn zu einer bestimmten Zeit seines Embryolebens nicht von einer Schildkröte, einem Huhne, einem Hunde, einer Eidechse oder einem Karpfen zu unterscheiden im Stande ist, – und daß seine kunstvolle Hand während ihrer Entwickelung der groben Pfote des Hundes, dem zierlichen Flügel des Huhns und dem plumpen Vorderbeine der Schildkröte ganz ähnlich ist?

Sollte der Mensch denn wirklich etwas ganz Absonderliches [008] sein, und sollte er denn wirklich keine verwandtschaftliche Beziehung zu den Thieren haben, obgleich alle körperlichen Eigenthümlichkeiten, durch welche sich die höheren Säugethiere, besonders in ihrer Entwickelungszeit, auszeichnen, auch dem Menschen zukommen? – obgleich der Aufbau seines Körpers ganz auf dieselbe Weise zu Stande kommt wie der aller übrigen Thiere (mit Ausnahme der Urthiere), nämlich mit Hülfe der sogenannten Keimblätter (siehe unten)? – obgleich der Mensch während seiner ganzen Lebenszeit Anhängsel an verschiedenen seiner Organe an sich trägt, die für ihn ohne allen Nutzen sind und nur Erbstücke von seinen thierischen Vorfahren sein können (die sogenannten rudimentären Organe, wie die Ohrmuskeln mit den vielen und überflüssigen Ohrnerven, der Wurmfortsatz etc.)? – und obgleich der menschliche Keim nacheinander ganz dieselben Entwickelungsstufen, gerade wie der des Säugethieres, durchläuft? Denn im frühesten Stadium seiner embryonalen Entwickelung zeigt der Mensch die größte Aehnlichkeit mit Urthieren, später trägt er dann die Merkmale von Würmern (Ascidie), Fischen, Amphibien und verschiedenen Säugethieren an sich, bis er schließlich am Ende seiner Entwickelung, an der Spitze des Thierreichs angelangt, als oberstes, jüngstes und vollkommenstes Mitglied der organischen Schöpfung mit den höheren zunächst unter ihm stehenden Affen (Chimpanse, Gorilla, Orang, Gibbon) die allergrößte Verwandtschaft besitzt. Den Affen, welche sogar auch wie der Mensch den gelben Fleck auf der Netzhaut des Auges besitzen, gleicht er aber (zumal als Neugeborener) in einer solch auffallenden Weise, daß die niederen Menschenracen den höheren Affenarten weit ähnlicher sind, als diese den niederen, ihnen zunächstehenden Affenarten, und zwar nicht blos in körperlicher, sondern auch in geistiger Beziehung. Denn es fällen viele christliche Missionäre, welche nach jahrelanger vergeblicher Arbeit von ihren fruchtlosen Civilisationsbestrebungen bei den niedersten Völkern abstanden, das Urtheil, daß man weit eher die bildungsfähigen Hausthiere, als diese unvernünftigen viehischen Menschen zu einem gesitteten Culturleben erziehen könne. Der Missionär Morlang, welcher ohne allen Erfolg viele Jahre hindurch die affenartigen Negerstämme am oberen Nil zu cultiviren suchte, schreibt: „daß unter solchen Wilden jede Mission durchaus nutzlos sei; sie ständen weit unter den unvernünftigen Thieren, denn diese letzteren legten doch wenigstens Zeichen der Zuneigung gegen Diejenigen an den Tag, die freundlich gegen sie sind, während jene viehischen Eingeborenen allen Gefühlen der Dankbarkeit völlig unzugänglich seien.“

Vergleicht man nun aber diese den Affen ganz nahestehenden Menschenracen mit den aus der Höhe der Cultur angekommenen weißen Menschen, so muß jeden nur halbwegs Gebildeten das Gefühl der höchsten Befriedigung bei dem Gedanken überkommen, daß nach der Descendenzlehre, welche ein fortwährendes Vollkommenerwerden der Organismen in körperlicher und geistiger Hinsicht nachgewiesen hat, auch der Mensch einer stetig wachsenden Veredelung entgegengeht. Und darum nicht Wehe, sondern Heil dem Darwinismus, denn er verheißt den Menschen Vervollkommnung!

Es ist doch wahrlich zu kindisch und geradezu verabscheuungswerth, wenn die großartigen Errungenschaften der Wissenschaft, – weil sie dem des Menschenverstandes unwürdigen Aberglauben und dessen Vertheidigern (den unter der Vormundschaft unwissender Wundergläubigen stehenden Dunkelmännern, welche Licht durch Finsterniß, Wahrheit durch Lüge und Thatsächlichkeit durch Phrasenwerk zu verdrängen bemüht sind entgegenarbeiten, – als die Menschheit entsittlichen) verdammt und verfolgt werden, und von Wem? Von Leuten, welchen, wie Dr. Page sagt, „nicht nur die Anfangsgründe der Wissenschaft unbekannt sind, sondern welche sich auch durch Formeln und Glaubenssätze gebunden haben, ehe noch ihr Geist reif oder ihr Wissen hinreichend genug war, um zwischen dem Wesentlichen und Unwesentlichen zu unterscheiden. Kein Mensch, welcher Formeln und Glaubenssätze, einerlei ob in Philosophie oder Theologie, anerkennt, kann ein Forscher nach Wahrheit oder ein unparteiischer Richter über die Meinungen Anderer sein.“

Daß übrigens die Aufklärung der Menschheit durch die Fortschritte in der Wissenschaft nicht verhindert, leider aber, ebenso wie durch die Bevormundung der Schule durch den den naturwissenschaftlichen Unterricht hassenden Clerus, sehr verzögert werden kann, dies beweist recht deutlich die Aufstell[ung][WS 1] des Copernicanischen Weltsystems (die Entdeckung von der [Be]wegung der Erde und dem Stillstande der Sonne), welche obgleich es der mosaischen Schöpfungsgeschichte schnurstra[cks] entgegentrat und den frommen Gläubigen ein großes Aergerniß war – denn sogar Luther äußerte sich über Copernicus: „Der Narr will die ganze Kunst Astronomiä umkehren, aber nach der heiligen Schrift hieß Josua die Sonne stillstehen und nicht die Erde“ –, endlich doch zur allgemeinen Anerkennung kam, ohne die Menschen dümmer und schlechter gemacht zu haben. Und so wird es auch, und sicherlich schon in kurzer Zeit, der Abstammungslehre ergehen, da die hohlen Phrasen ihrer Gegner nicht stichhaltige Gegenbeweise gegen die Thatsachen dieser Lehre liefern.

Eine kurze Uebersicht des Stammbaumes des Thierreichs (vorzugsweise nach Häckel bearbeitet) möge dem Leser, und ganz besonders dem die Macht und Weisheit eines Schöpfers verehrenden, ein Bild geben, wie sich der Keim alles thierischen Lebens anfangs nur an die einfachsten Organismen knüpfte, wie aus so einfachem Anfange sich eine endlose Reihe der schönsten und wundervollsten Formen entwickelt hat und noch immer entwickelt, und wie schließlich ganz allmählich der Mensch in Folge der Veränderungen an Thieren, die vor ihm existirten, zum Vorschein kam. – Es ist der Magen der Urstammvater fast aller Thiere (mit Ausnahme der niedrigsten oder Urthiere), so wie mittelbar auch der des Menschen. Denn das fast nur aus einem Magen bestehende Urmagen- oder Urdarmthier, die Gastrula, ist es, von welcher vorzugsweise die Entwickelungsreihe im Thierreiche ausging und deren Bauplan (aus Bauplatten oder sogenannten Keimblättern) durch alle Thierclassen hindurch in stetig wachsender Vollkommenheit sich bis zum Menschen vererbt hat.

Forschen wir nach dem Ursprunge dieses als selbstständige Thierart, wie es scheint, ausgestorbenen Urmagenthieres, so dürfte dasselbe wohl durch Urzeugung im sogenannten Urschleime (Protoplasma) entstanden sein und Urthierformen durchlaufen haben. Es stellte die Gastrula, wie sie sich zur Zeit auch noch beim Werden vieler Thiere zeigt (wodurch auch die frühere Existenz einer ebenso gebauten selbstständigen Thierform bewiesen wird nach Häckel’s biogenetischem Grundsatze, siehe Gartenlaube 1873 Nr. 43 und 44), einen Zellenhaufen dar (Zellen sind blüthenartige Klümpchen mit einem schleimigen Innern und einem kernhaltigen Kerne), in dessen Innerem eine Höhle (der Urmagen) mit einer Oeffnung nach außen (dem Urmunde) sich bildete. An der Gastrula sind von der äußersten Wichtigkeit für die weitere Entwickelung des Thierreiches die beiden den Urmagen nach außen und nach innen begrenzenden Zellenschichten (das sogenannte Exo- und Entoderm), welche von nun an bei allen Thieren und auch beim Menschen als sogenannte Keimblätter dem Aufbaue aller Organe zu Grunde liegen.

Als die nächsten der Gastrula entsprossenen Nachkommen nimmt Häckel zwei Thierarten an, von denen die eine sich auf dem Meeresboden festsetzte, das sind die Pflanzenthiere (Schwämme und Nesselthiere, Korallen und Quallen), während die andere die freie Ortsbewegung beibehielt, das sind die Wurmthiere (bestehend aus einer niederen Classe: den Plattwürmern ohne Blut und Leibeshöhle; und einer aus der niederen hervorgegangenen höheren Art: den Ringel-, Rund- und Sternwürmern, den Moos-, Räder- und Mantelthieren). Die höheren Würmer legten den Grund zu vollkommeneren Thieren dadurch, daß bei ihnen ein mittleres Keimblatt (Mesoderm) mit einer Leibeshöhle, ein Herz und das erste Blut entstehen. Die Ringelwürmer werden als Eltern der Gliederthiere (Insecten, Spinnen, Tausendfüßer und Krebse) und der Sternthiere (Seesterne, -Lilien, -Igel, -Gurken) angesehen; von den Moosthieren stammten die Weichthiere oder Mollusken (Muscheln, Schnecken, Kraken oder Tintenfische und Tascheln). Die wichtigste Würmerclasse ist aber die der Mantelthiere, insofern diese den Uebergang von den Wirbellosen zu den Wirbelthieren macht. Bei den Ascidien nämlich, welche zu den Mantelthieren gehören oder auch als Urwirbelthiere bezeichnet werden, finden sich die ersten Spuren der Wirbelsäule (Chorda dorsalis, Rückensaite) und des Rückenmarks (Medullarrohr), ganz in ähnlicher Weise, wie dies bei [009] [all]en Wirbeltieren und auch beim Menschen während des [Em]bryonalzustandes besteht und wie dies bei dem niedrigsten Wirbeltiere, dem fischähnlichen Lanzettthierchen (Amphioxus) zeit[le]bens vorkommt.

Die Wirbelthiere entstammen also einer Wurmart (den [Ma]ntelthieren) und die Ueberbrückung von den Wirbellosen zu den [Wirb]elthieren wird durch die Ascidie und das Lanzettthierchen hergestellt. Innerhalb der Wirbelthierclassen steigert sich nun die Vervollkommnung in folgender Reihe. Auf der niedrigsten Stufe stehen die Schädellosen, welche vom Amphioxus repräsentirt werden; an sie schließen sich dann die fischähnlichen Rundmäuler, welche in der Gegenwart nur durch die Schleimfische und Lampreten (Pricken) vertreten sind und die zur Entwickelung der Fische den Grund legten. Letztere traten zuerst als haifischähnliche Urfische (Selachier) auf, welche nicht nur den Schmelz- und Knochenfischen, sondern auch den zwischen diesen und den Amphibien mitten innestehenden Lurch- oder Molchfischen zur Entwickelung dienten. Diese leben theils auf dem Lande, theils im Wasser und nehmen als Doppelathmer Luft durch Lungen und Wasser durch Kiemen auf. Bis auf wenige (den amerikanischen, afrikanischen und australischen) Molchfische sind sie bereits ausgestorben. Aus ihnen gingen die Amphibien oder Lurche (Proteus, Axolotl, Landsalamander, Wassermolche, Frösche) hervor, aus denen sich dann theils die Reptilien oder Schleicher (Eidechsen, Schlangen, Krokodile und Schildkröten), theils die Säugethiere entwickelten. Dem Landleben angepaßte Reptilien sind die Vögel, von welchen noch eidechsenähnliche Versteinerungen (Flugeidechsen) existiren. – Ein interessantes Beispiel, wie schnell sich Verwandlungen im Thierreiche vollziehen können, bot im Pariser Pflanzengarten der mit äußeren Kiemen im Wasser lebende Axolotl (aus Mexico). Unter Hunderten dieser Thiere krochen nämlich eine kleine Anzahl an’s Land, verloren hier die Kiemen und waren nun von einem kiemenlosen Erdsalamander nicht mehr zu unterscheiden. Aehnliches findet auch bei den Fröschen statt, welche in kurzer Zeit drei Stufen der Verwandlung durchlaufen, zuerst die der Kiemen-, dann die der Schwanz- und schließlich die der kiemen- und schwanzlosen Froschlurche.

Die Säugethiere stehen an der Spitze des Thierreichs und haben sich, wie ihre Entwickelungsart und ihr innerer Bau ergiebt, direct aus den Amphibien (nicht aus den Reptilien) hervorgebildet. Nach der Vollkommenheit des Baues der Säugethierorgane ist die Reihenfolge ihres Auftretens folgende: Die niedrigsten Säugethiere sind die Cloaken-, Schnabel- oder Gabelthiere (mit Cloake und ohne Brustdrüse), an sie reihen sich die Beutelthiere, mit einem Beutel für ihre Jungen (Opossum, Känguruh, Beutelratten), von denen die sogenannten affenfüßigen Handbeutler mit lockerem Daumen in die Halbaffen übergehen, und Placentarthiere, zu denen nun alle höheren Säugetiere gehören, von denen für uns die Halbaffen insofern von der allergrößten Wichtigkeit sind, als aus ihnen die nächsten thierischen Vorfahren des Menschen, die eigentlichen Affen nämlich, hervorgingen.

Die Halbaffen, Lemuriden, welche den heute noch lebenden Loris, Indois und Makis ähnlich sind und von den Handbeutlern stammen, haben mit den eigentlichen Affen keine andere Gemeinschaft, als den Besitz des sehr beweglichen, greifenden, entgegenstellbaren Daumens. Ohne Zweifel haben sich sodann aber die eigentlichen Affen (Platt- und Schmalnasen) aus lemuridenartigen Thieren herausgebildet. Die neuweltlichen geschwänzten Plattnasen (Platyrrhinen) haben plattgedrückte Nasen, so daß die Nasenlöcher nach außen und nicht nach unten stehen, sie besitzen sechsunddreißig Zähne (vier Backzähne mehr als die Schmalnasen und der Mensch) und ähneln noch sehr den Halbaffen und Nagethieren. Die Schmalnasen (Katarrhinen) oder die Affen der alten Welt (Asien und Afrika) besitzen eine schmale Nasenscheidewand und die Nasenlöcher sehen, wie beim Menschen, nach unten, auch haben sie wie dieser nur zweiunddreißig Zähne und den gelben Fleck auf der Sehhaut. Es giebt von ihnen eine geschwänzte, noch dicht behaarte und eine schwanzlose Art. Von letzterer, den sogenannten Menschenaffen oder Anthropoiden, welche die nächste Blutsverwandtschaft mit den Menschen haben und zu denen die noch lebenden Gorillas, Chimpansen, Gibbons und Orang Utangs gehören, wurden ausgestorbene Arten durch Verlust des Schwanzes, die allmählich zunehmende Enthaarung des Körpers (welche übrigens bei den Eingeborenen des Vincent-Golfes und in der Umgebung von Adelaide noch nicht beendigt zu sein scheint), ferner durch die vollständige Angewöhnung an den aufrechten Gang, die Entwickelung der Hände und Beine, sowie des Gehirns und Schädels, zu Affenmenschen oder sprachlosen Urmenschen, diese endlich aber durch weitere Ausbildung des Kehlkopfs, des Gehirns (der Stirnlappen) zum echten sprechenden Menschen. Dieser unterliegt nun gerade so den Entwickelungsgesetzen, der Veränderlichkeit durch natürliche Züchtung und im Kampfe um’s Dasein, sowie durch Vererbung, und der stetigen Vervollkommnung, wie dies bei den Thieren der Fall ist. Es verheißt demnach der Darwinismus dem Menschengeschlecht eine immer menschenwürdigere Zukunft.

Bock.

  1. Nicht ohne Wehmuth übergeben wir den obigen Artikel der Oeffentlichkeit. Es ist der letzte, der aus der Feder unseres Bock geflossen ist, und er beweist so recht, wie viel Klarheit und unbeirrte Ueberzeugungstreue mit dem Heimgegangenen eingesargt wurde. D. Red.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die überklebten Buchstaben wurden sinngemäß ergänzt und markiert.