Topographia Braunschweig Lüneburg: Giffhorn

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Topographia Germaniae
Giffhorn (heute: Gifhorn)
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Gittel Flecken
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 90–91.
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Giffhorn.

Ist ein feines ansehnliches Fürstliches Hauß / in dem Fürstenthumb Lüneburg gelegen / daselbst zwar ein altes für etlich hundert Jahren erbawetes Schloß gestanden / Es hat aber im Jahr Christi 1525. Herr Frantz / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / welcher seinen Sitz vnd Regierung da gehabt / solch Schloß von newem / vnd auff eine andere stätte bawen lassen / vnd es mit einem hohen Walle / vier starcken Zwingern oder Rondelen / nach damahliger art / auch einer breiten tieffen Graben vmbgeben.

An dieser Vestung ist erstlich ein herrliches Gewölbe gegen dem Mittage / wodurch man auff die Vestung kompt / von starckem Maurwerck / vnd oben 3. Gemächer hoch in die höhe geführet / vnd außgebawet / vnd ferner ein Stockwerck nach der Sonnen Auffgang / gleicher massen von starckem Maurwerck in die höhe geführet / vnd mit feinen Gemächern gezieret / in demselben ist eine schöne SchloßCapelle / darin ein stattlich Werck einer Orgel / vnd haben hochgedachte Hertzog Frantzen Fürstl. Gn. einen Ort in der Mauren / allernähest dem Altar / zur rechten Hand / etwa 8. Fuß hoch von der Erde / zum Begräbnuß künstlich auffführen lassen / darin Sie ihre Ruhestatt haben. An der andern seiten Abendwerts / seyn andere Gebäw / zur Hoffhaltung nötig / als Back-Brauhauß vnd dergleichen gesetzet. Das Stockwerck gegen Mitternacht ist Anno 1575. vnd 1576. von Herrn Hertzog Wilhelms zu Braunschweig Lüneburg Fürstl. Gn. hochlöbl. Gedächtnuß mercklich verbessert / vnd mit schönen Gemächern außgebauet worden. Ist also das Gebäw mehrentheils vierecket / vnd alles auß dem Grund mit Quadersteinen auffgeführet.

Vnten an der Vestung liget ein Stättlein / mehr in die länge / als in die ronde gebawet. Nebenst anderer Handthierung / deren sich die Bürger darin gebrauchen / wird daselbst guter Breuhan gebrauen / vnd in die vmbligende Oerter weit verfahren / vnd außgeschencket.

Es ist dieses Schloß vnd Stättlein an einer feinen gegend gelegen / hat zweene Ströme / die es vmbfliessen / vnd in der nähe an allen vier seiten verschiedene lustige Wälder. Die Flüsse seyn / der Allerstrom / welcher ohnweit Vmmendorff im Ertzstifft Magdeburg entspringet / vnd die Ise / so auß dem Stockmersee ihren

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[91] Vrsprung hat / welche beyde von Morgen her / auff die Vestung zu / vnd hinter dem Stättlein zusammen fliessen / viel schöner Wiesen daherumb machen / auch fischreich seyn. Ein halb viertheil Weges weit von dem Stättlein / nach dem Norden / liget ein schöner Wald / die Dragen genant / nach dem Morgen / eine halbe Meile von der Vestung liget ein ander Holtz / das Bahrenbruch genant / bey zwo Meil wegs lang / vnd über eine halbe Meile breit. Gegen Mittag ligt ein schön fruchtbar Eichen Holtz / der Eivel genant / auch zimlicher grösse. Nach dem Abend ligt ein zwar nicht gar grosser / doch sehr lustiger Wald / der Ringla / vnd seyn alle diese Höltzungen voll allerhand Wild.

Es gehört zu diesem Schloß ein grosses Ampt / in zweyen Graffschafften vnd dreyen Vogteyen bestehend.

Bey währendem leidigen Kriegswesen ist zwar dieses Stättlein auch nicht allerding frey außgangen / sondern hat zu verschiedenen mahlen / insonderheit Anno 1639. da der Schwedische Feldmarschall Johann Banner mit vielen hohen Officirern gelegen / Einquartierung gehabt / gleichwol ist das Schloß durch Göttliche Bewahrung noch allemahl vnangefochten / in deß Landesfürsten Handen geblieben / vnd in keiner kriegenden Partheye Gewalt gerahten.