Topographia Circuli Burgundici: Thienen
[74] Thienen / Tillemont, Thenae, Tyllemons, Thenarum mons, oppidum Thenense, ist ein vornehme Stadt in Brabant / und dessen Theil / so man vorzeiten das Haspengau / oder Hasbaniam genannt hat / 3. Meilen von Löven gelegen. Begreifft heutigs Tags in ihrem Umbkreiß fast so viel / als einer in einer Stund herumb gehen kan. Hat über die sechzig groß und kleine Gassen / zwölffe steinerne Brücken über den Fluß Gete / und noch mehr hültzerne / drey offentliche vornehme Brünn / und der andern einen gantzen Hauffen / sieben Hauptplätz / darauff allerley verkauckt wird: und ist der Kornmarckt unter allen / so seyn mögen / der schönste / sechs innere / und vier äussere Thor / und an den Mauren herumb viel Thürme. Hat aber nur ein einige Pfarrkirch zu S. Germano, und in derselben zwey Bilder / so wegen der Wunderwerck berühmt / und ein Collegium von zwölff Canonicis; Item Manns- und Frauen-Clöster / darunter das zu S. Barbara ist. Durch Wasser / Pest / und Krieg / hat diese Stadt / sonderlich in den Jahren 1213. 1356. 1489. 1507. 1572. 1578. und folgenden sehr viel ausgestanden. Der Boden herumb trägt allerley Früchte / und Obst. So werden die allhie gemachte Käse / wegen ihrer Güte / von vielen hoch geachtet. Sihe [75] hievon Guicciardinum in Beschreibung Brabants / Gramaye in Antiquitatibus Ducatus Brabantiae, Aubert. Miraeum in Fastis Belgicis, an unterschiedlichen Orten / Georg. Braun im 3. seines Städt-Buchs / und Casp. Ens in deliciis apodem. per German. pag. 115. In dem Nassauischen Lorbeerkrantz stehet von dieser Stadt am 73. Blat also: Es ligt Thienen an einem kleinen Wässerlein / die Giete genannt / drey Meilen von Löven / und S. Truyen: ist sonst ein grosse / doch wüste Stadt / da vor Zeiten grosser Kauffhandel getrieben worden. Biß hieher dieses Buch: daselbst auch angezeigt wird / wie diese Stadt von Graf Moritzen zu Nassau Kriegsvolck Anno 1588. überrumpelt / und geplündert / aber wieder verlassen worden. Nach dem Anno 1635. der Printz von Oranien / der Staaden General / die Städtlein Landen / und Halem / eingenommen / hat er darauff Thienen mit stürmender Hand erobert / und ist hernach diese Stadt zum theil durch einen Unglücksfall / zum theil durch die Frantzosen gantz in die Aschen gelegt worden. Die Stadt Diest hat sich auch dem gemelten Printzen ergeben; Item die Stadt Arschot ; Löven aber hat er vergebens belagert; und Diest der Cardinal Infant wieder erobert; auch die andere Ort die Staadischen wieder verlassen. Anno 1646. den 27. Hornung / ward diese Stadt durch die Staadische Besatzung zu Mastricht / in einem Anschlag / eingenommen / wie in der Franckfurter Frühlings-Relation dieses Jahrs stehet. In dem fünfften Theil deß Theatri Europaei wird fol. 1039. seqq. gemeldet / daß ein Fenderich / und Capitain-Leutenant / sampt 530. Feurröhrer / und 200. Pferd / von der Niederländischen Besatzung zu Mastricht / benebens 2. Soldaten in Capuciner / und einer in Jesuiterischem Habit bekleidet / diesen Anschlag glücklich verrichtet; und habe sich gedachter Cornet / oder Fendrich / selbsten als ein Bauer verkleidet / und ein Gabel auff den Hals genommen / daran ein Säcklein mit Nüssen gehangen / der auch Morgens frühe mit den vermeynten Ordensleuthen / von der Schildwacht eingelassen worden; aber ein Trompeter mit einem rothen Spanischen Feldzeichen / und etliche Soldaten ohne Wehr / mit Uranienfarbe Liberey / an den Armen gebunden / als ob sie Staadische Gefangene wären / musten verziehen. Da dann er Cornet mit seiner Gabel die Schildwacht zur Erden schlug / den Riegel eylends eröffnete / und darauff mit Hülff deren draussen in das Wachthauß fiele / und die 10. Soldaten / sampt ihrem Wachtmeister / zu todt schlug. Darauff der helle Hauff in die Stadt drange / die darinn ligende Lamboische gefangen nahme / und stattliche Benten bekame. Anno 1649. thate das Wasser umb Thienen in Brabant grossen Schaden / also / daß allein der Verlust / so diese Stadt Thienen erlitten / auff eine Tonne Golds / und drüber / geschätzt worden.