Topographia Circuli Burgundici: Ziricksee

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Topographia Germaniae
Ziricksee (heute: Zierikzee)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 157.
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Ziricksee

[157] Ziricksee / Ziriczee / Zirizaea. Diese Statt ligt in der Seeländischen Insel Schouwen / oder Scaldia (von dem Fluß Scaldi also genannt) und wird für die ältiste in gantz Seeland gehalten / als die da An. 849. von Ziringo, oder Siringue, einem vornehmen Mann solle seyn erbauet worden / und von ihme den Nahmen bekommen haben. Sie ist vorzeiten ein sehr berühmte Handelsstatt gewesen / als sie noch einen sehr schönen Port / oder Hafen / den die Kauffleute fleissig besucht / gehabt; den folgends das Meer mit Sand angefüllt / und hiedurch der Statt grossen Schaden zugefügt hat. Es ist aber die Kauffmannschafft darumb nicht gar abgangen / sonderlich nach dem die Inwohner ihnen einen neuen Port gegraben. Und wird vornemblich mit Saltz und Färber-Röthe / so diese Insel vor andern / in der Menge trägt / allda starck gehandelt. Sie ist mit Mauren von gebacknen Steinen (außgenommen bey dem neuen Port) wol bevestiget / hat schöne privat-Häuser / auch nicht unebne offentliche Gebäu / und wird für die Hauptstatt der Oost-Inseln in Seeland gehalten / wiewol sie bey den Landtägen deß gantzen Seelands erst den andern Ort hat. Die Dunkerker haben sie immer aufgemuntert / daß sie ihrer Schantz in acht genommen / und auch bißweilen von ihnen gute Beuten bekommen. Es hat die Statt über das vornehme Privilegia, unter welchen diese seyn / daß welcher Burger das Leben verwirckt / daß er nicht höher / als umb 60. Pariser Pfund / oder 30. Gulden / möge gestrafft werden: Item daß der Statt-Magistrat nicht allein über die Statt / und ihr Gebiet / sondern über die gantze Insel Schouwen / sonderlich was die Aecker / Felder und Tämme anbelangt / zu gebieten. Und solches wird von dem einen Burgermeister / deßwegen der Gemeynte Borgemeester genannt / und den 7. Heymraden / oder communis terrae Consiliariis, verrichtet. Unter den gemeinen Gebäuen leuchtet insonderheit herfür der Tempel / so insgemein de Monster / oder das Münster genannt wird / und sonsten dem heiligen Levino, so unter den ersten Lehrern deß H. Evangelii in Seeland gewesen / geweihet ist. Ein sehr schönes Werck / und allenthalben liecht / daß dergleichen in Seeland nicht zu finden. Es seynd von hinnen sehr gelehrte / und vornehme Leut kommen; unter denen gewesen / Jason à Pratis, und Levinus Lemnius, zween fürtreffliche Medici, und Philosophi; Item der berühmte Jurist / Petrus Peckius; wie auch Regnerus Vitellius, der deß Ludovici Guicciardini letztere / und vermehrte Beschreibung deß Niederlands / auß dem Italianischen ins Lateinische gebracht / und noch mehrers darzu gethan hat; wie auß dem Amsterdamischen Anno 1613. mit Kupfferstücken herfür gegebenen Druck zu ersehen; bey deme daselbst f. 217. wie auch in deß Johannis Angelii à Werdenhagen grossem / und wieder neu auffgelegtem Tractat de Rebuspublicis Hanseaticis, part. 4. cap. 4. fol. 24. weitläufftiger von dieser Statt zu lesen; welche Anno 1576. neun Monat lang / von den Spanischen belagert / und endlich außgehungert worden / daß sie sich mit Beding ergeben muste. Und hat solche Belagerung viel / und auch deß Italianischen Marggraffen Chiapinii Vitellii Leben gekostet. Ist gleichwol hernach wieder in die alte Freyheit gesetzt worden / und lebt jetzt unter der Herren General Staaten Schutze.

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Ziricksee