Topographia Hassiae: Homberg an der Ohm
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
Homberg (Ohm) in der Wikipedia | ||
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Ist ein Stättlein im Ober-Fürstenthumb
Hessen / ein Meyl wegs von vnd
gegen der Chur Mäyntzischen Statt vnnd
Schloß Amöneburg / disseits deß Wassers
der Ohm gelegen / wohero es auch den
Beynamen vnd Vnderschied vor andern
Hombergen (deren eins vor der Höhe / das ander
in Nider Hessen gelegen) vberkommen hat.
Wie oder wann dieses Stättlein erbawet
worden / hat man keine gewisse Nachrichtung.
In der Kirchen alldar findet sich in
einem erniedrigten steinern Bogen / so sich
nach dem Chor zeucht / die Jahrzahl
M.CCC.LXIV. Aber obig der kleinen Thür
gegen der Vndergassen das Jar 1491.
Dahero zu muthmassen / daß das mittelste
Theil der Kirchen zwischen dem Thurn
vnnd Chor selbiger Zeit auffgebawet
worden; aber nicht das Chor. In dieser Kirchen
haben die Adeliche von Weiters / welche
sonsten auff deme zu nechst gelegenen Hauß
von Weltershausen wonhafft / ihr
Begräbnuß von Alters hergebracht. Auch
befindet sich darinnen zweyer vom Adel
Monumenta, so in Vor-Jahren diesem Orths
zu Amptmännern verordnet gewesen; deren
der eine Caspar von Berlepsch / so dieses
Ampt Pfandsweiß eingehabt / im Jahr
1539. den 2. Julij von einem Bawren von
Eringshausen erschlagen worden; der
ander aber Ludwig von Boineburg genandt
den 26. Februarij 1568. zu Harhausen /
wohin er mit den seinigen geflehet gewesen / an
der Pest gestorben / wie jenes Grabschrifft
in Choro templi, vnd dieses Epitaphium
bey der hindern Kirchthür / allda er in einem
gantzen Küriß / beneben seinem offenen
Wapenhelm außgehawen / darzeigt. Das
Schloß ligt lustig obig vnnd an der Statt
in seiner eygnen Ringmawer / doch daß die
Stattmawer sich zu beyden Seiten daran
schleußt. Der Thurn selbigen Hauses / weil
er einen breiten Vmbgang vnd zimblichen
ferrnen Prospect hat / wird zum Wachten
anjetzo gebraucht. Die Wohnbehausung /
welche die Amptleuthe vnnd Renntmeister
besitzen / ist / wie auß alten Documentis
erscheinet / in Vorjahren ein Geistlich
Ordenshauß gewesen / worinnen TempelHerren
gewohnet haben; welcher Orden / wie
bekand / wegen ihres vbermässigen Prachts
vnd Hochmuths / auch erwachsenden
grossen Reichthumbs vmbs Jahr 1311.
außgetilget worden. Das Rathhauß ist im Jahr
1539. auff dem Marckt erbawet worden /
auff deme bey der Vhr vor diesem verschiedene
Kunststück zusehen gewesen / als ein
Mann obig bey dem Vhrzeiger / welcher /
so offt es geschlagen / gepfiffen / beneben
einem Haan / so gekräet / welche aber im Jahr
1612. abkommen. Im Jahr 1554. haben
Landgraff Philipsen Fürstl. Gn. durch
eine Fürstliche Subscription vnd Sigill
dieses Stättlein mit 2. freyen JahrMärckten
privilegirt / zu dessen Häg- vnd
Anzeigung auff die hierzu bestimpte gewöhnliche
Zeit / ein fliegende Fahn / wie solches auch
zu Marpurg / vnnd bey andern Städten
bräuchlich ist / vom Rathhauß außgestecket
wird.
Diese Statt hat auch eine Vorstatt / die Newstatt genandt / in deren zwo verfallene Pforten / deren die eine die Tranckpforth / die ander die Georgenpfort heisset / stehen. Vor dieser Vorstatt haben die Juden ein Begräbnuß / worvon sie Jährlichen etwas Zinß / so dann von jedem Verstorben [94] ein namhafftes an Geld / entrichten müssen. Ausserhalb an dem Vorthor obig der Linden-Pforten befindet sich ein Männlein im Münchs-Habit / vnd in der mitten vmbgürtet / in Stein gehawen / ein offenen Schild vnd Waapen in der Hand haltend / auff welchem ein Löw mit auffgesperrtem Klawen stehet.
Im Jahr 1571. im Hornung geschahe ein Erdfall nahends hierbey / vnd jenseits der Statt von dem hohen Berg / so gegen vnd zwischen dem Adel. Schenckischen Hauß Schweinsberg / vnnd diesem Stättlein ligt / durch welchen Erdfall obig vnnd zwischen beyden Dorffschafften Obern- vnd Niedern-Ofleiden auff dem Himmerich vnd in der Wolnbach (inmassen solche Felder genennet werden) etliche Aecker vnd Wiesen eines langen Spieß tieff nider gesuncken / auch theils biß in 30. 35. vnnd 60. Schuh fort vnd herunder geschoben / vnnd darmit viel Bäum auß dem Grundt vmblegt worden / also daß nun daselbsten ein ebener Platz ist. An dem Orth / da der Berg herunder geschoben / haben sich dabevor Gespenste sehen lassen / auch zuweil ein stück Lands herumb gelegt / gleich als ob es geackert gewesen / dahero dero Zeit gesagt worden: Im Himmerich fahre der Teuffel zu Acker.
Im Jahr 1597. in der Erndten Zeit ist in der Statt ein Fewer auffgangen / vnnd fast der halbe Theil gegen der Stattpforten von der Vndergassen an biß hinauff werts gegen dem Schloß eingeäschert worden / wobey dann dieses besonders notabel / daß die Störcke in wehrendem Brandt / zu einem Hauß / worauff sie ihr Nest gehabt / Wasser im Mund herbey geführt / vnnd in den Brand abgespeyet / gleichsamb dardurch ihr Herberg zu salviren. In Kriegsläufften hat dieses Stättlein vor andern Benachbarten von Anno 1635. hero biß jetzo schwere Last getragen / also gar / daß die Burgerschafft hiedurch / wie auch die hierauff im Jahr 1641. erfolgende Kriegs-Schwachheit / fast abgangen / vnnd da sie vor diesem an die 200. Mann bestanden / anjetzo nicht mehr vber 60. vnd darzu verarmbte Leuth / bestehet. Zu nechst in der Statt Terminey ligen 4. Mahl-Mühlen / deren die eine die SchampertsMühl genant / im Jar 1569. mit einem gantzen steinern Fuß / 2. Mahl- vnd einem Walckgang auffgerichtet worden.
In der Franckfurtischen Herbst Relation deß Jahrs 1646. wird gesagt / es weren damaln / im Junio / das Hauß Homburg an der Ohm / vnnd das besagte Schloß Schweinsberg / von den Keyserischen; Homburg aber den 12. 22. Julij / von den Nider-Hessischen / wider erobert worden.
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