Topographia Hassiae: Sabbaburg
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
Sababurg in der Wikipedia | ||
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Das Hauß / ligt fast mitten im Reinhards
Walde / auff einem hohen Berge / vnnd
Steinfelsen / soll von einer Riesin / Saba
genant / deren Gebeine man gefunden /
anfänglichen gebawet seyn. Die Form dieses
Schloß ist fast rund / mit zwey grossen
weiten angehengten Rundelen / vnd Thürnen /
von sehr starckem Mawerwerck / gefast /
welche durch alle Wanderungen gehen / vnnd
gar hoch / vnd spitzig / gedeckt seyn. Vber
das / gehet ein doppelter Zwinger / vnnd in
Felsen gehawener Graben / rings vmbs
Hauß. Die Ingebäwe seynd auff alte
Manier / theils sehr hoch / vnnd sonderlich der
Sal / welcher zimblich raum hat / vnd an
einem ende eines der grössern Rundeln in sich
begreifft. Hat sonst sehr viel Gemächer /
deren jedes eines absonderlichen vierfüssigen
wilden Thiers Nahmen führet. In der
vndersten Wanderung / seind alle zur
Haußhalt nothwendig gehörige Gelegenheiten.
Der Kirchhoff ist gantz rund. Zwischen den
beyden Gräben hat es noch ein fein
steinernes Gebäw / mit allerhand Losamentern.
Vnten am Berge / hat es noch andere / als /
Marstalls / Vorwercks vnd Jägerey
Gebäw / welche alle in der Ringmawer deß
Thiergartens / welche auff beyden seyten
ans Schloß anschleust / eingefast:
Ermelter Thiergarten ist von Landgraff Wilhelm
dem Vierdten / in einem Sommer / mit
einer 14. schuhigen Mawer / in dem
Vmbkreiß / oder Bezirck / fast einer Teutschen
Meylen groß vmbführet worden / darinnen
seind allerley Danhirsche / als / schwartze /
weisse / rothe / graue / vnd sprencklichte.
Mitten hindurch fleust ein lieblicher
Forellenbach / die Tonna genant / hat auch etzliche
Teiche. Die Amptsdörffer ligen in / vnnd
vmb den Reihnartswald zerstrewet; vnnd
bestehen dieses Ampts beste Einkommen in
den Waldnutzungen / als / Weide / Forst /
Mast / vnd deß vberauß stattlichen
Wildbahns / zumalen ermelter Reinhartswald /
sich von der Eisenhütten zu Knickhagen /
an der Fulda / vnnd / gegen Münden / an die
Weser herab / biß da die Diemel einfleust /
an die vier Teutscher Meyl Wegs in die
[148] Länge erstrecket / auch sonst an
mehrentheils Orthen / ein / oder anderthalb Meyl
brait ist / darinne in Friedens: vnnd guten
Mastzeiten / an die dreyssig tausend
Mastschweine fett gemacht werden können: Es
sein auch wol in einer Schweinhatzzeit an
die 600. Wilde Schwein / vnd deren 150.
in einer Jagt gefangen worden. Gegen der
Dimel werts ist dieser Wald von keinem
sonderlichen Gebürg / sondern langen
herrlichen Thälern / vnnd sanfften Bergen;
gegen der Weser / vnd Fulda aber desto
rauher / vnd bergichter / vnder denen der
Stauffenberg / vnd Garnberg die höchsten seyn / an
welchem Garnberg fast in die runde sechs
oder 7. stattliche Forellenbäche entspringen /
vnd in den Wald sich außtheilen; auch
hat es sehr stattliche Teiche hin vnnd wider
in dieser Wildfuhr / daher / ob zwar der
Orth etwas wild / doch sonderlich
Sommerszeit sehr lustig / vnd nutzlich ist. Etwa
eine kleine Meyl Wegs an der Weser / ligt
das Dorff / vnd Zollhauß Gieselwerder /
welches dabevor etwas fest gewesen / vnnd
ein sonderlicher Paß vber die Weser ist.
Gegen vber ligt das Closter Lippoldesberg /
welches auch ein absonderlich Ampt ist /
vnnd auff dreyen seyten Jenseit der Weser
mit Braunschweigischem territorio
vmbgeben. Allhie hat es auch ein Eisen
Schmeltzwerck / vnd ist das Aemptlein / wegen seiner
Teiche / vnd deß Weserstrohms / auch sehr
bequem / vnd hat fein Gehöltze / die Rehheke
genant / daß deßgleichen / der stracken
geraden Bäume halber / so fast durchgehend in
diesem Holtz zu finden sein / nicht viel im
Lande ist.