Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae: Frawenfeld
Ligt zu vnderst an dem rauhen / vnd vngestümmen Fluß Murg oder Murgk / so in die Tur kompt / ein wenig ob ihrem Außgang / auff der rechten Seiten. Hat ein Schloß / vnnd ist die Hauptstatt im Turgäw / vnd beyder Religionen. Hat vorhin eygene Grafen gehabt / nach deren Abgang / diese Statt / vnnd Landgrafschafft an die Grafen von Kyburg gefallen / das Land-Gericht aber den Fürsten in Schwaben / biß auff Conradinum blieben ist / vmb welche Zeit auch die von Kyburg / mit dem letzten Graf Hartmann abgiengen / da dann Käyser Rudolphus I. seinem Sohn Rudolpho das erledigte Fürstenthumb Schwaben gabe / dardurch das Landgericht / Landgraffschafft vnd Statt Frawenfeld / an das Hauß Oesterreich gelangt seyn. Käyser Sigismundus hat hernach Hertzog Friederichen von Oesterreich Frawenfeld genommen / vnd das Land-Gericht der Statt Costantz versetzt. Anno 1460. haben die sieben Orth / Zürich / Lucern / Vry / Schwytz / Vnderwalden / Zug vnnd Glaris / in dem Krieg / so sie / auff Antrieb Papst Pii II. wider den Ertz-Hertzog Sigismunden von Oesterreich geführet / die Statt vnd Landvogtey Frawenfeld / so besagter Hertzog Friederich / als er wider zu gnaden kam / erlangt hat / sampt gemelten Stättlein Diessenhofen / erobert; vnnd Anno 1499. im Schwabenkrieg / die zehen Orth das Landgericht im Turgöw der Statt Costantz auch genommen / daran noch der Zeit / neben den 7. obgemelten / auch die 3. Orth / Bern / Freyburg vnd Solothurn theil haben: Aber die Vogthey Frawenfeld dient allein den obbesagten 7. Orthen / deren jeder in der Ordnung einen Land-Vogt gen Frawenfeld setzet / so zwey Jahr da in dem Schloß wohnet. Der Statt Regierung halber / hat es fast gleiche Meynung / wie mit Baden.
Vor Frawenfeld vber / auff der rechten Seiten deß Wassers Tur / vnder dem Einfluß der Murgk / gleich vnder dem Dorff Wart / noch in der Land-Vogthey Turgöw / ligt die Carthauß Yttingen.
So ligt auch nicht weit von diesem Frawenfeld / im Turgöw / Pfyn / oder Dfin / zu Latein Fines, oder ad Fines, auf der rechten Seiten der Tur / vnnd noch im Turgöw / also genannt / weilen / als A. Caecina, deß Vitellii Kriegs Obrister / die Helvetier bey Ober-Baden / mit Hülff der Rhaetier / geschlagen / sie die Rhaetier ihre Land-Marcken biß hiehero erweitert / also der Rhaetischen Land-Vogthey Gebiet allhie sich endet / vnd dieses Stättlein das letzte in diesem Marck Begriff war / so bey der Römer Zeit ein herrlicher Platz gewesen / wie deß noch etliche alt gebrochene Mauren / vnd andere Römische monimenta, gute Anzeigung geben. Jetzt ist es ein offener / jedoch lustiger wolgelegener Flecken / mit fruchtbarem Geländ vmbgeben / vnd mit Weingewächs / vnd allerhand guten Früchten / vmbpflanzet. Es ist auch da ein Schloß / vnd besondere Gericht: Aber die hohe Herrlichkeit gehört gemeinen Eydgenossen / zur gedachten Land-Vogthey Frawenfeld. Hat vnderschiedliche / Herren / vnnd letzlich Graf Otten von Eberstein / gehabt / welcher Anno 1576. zu Antorff in der Scheld ertranck / von dessen Erben es Anno 1584. den 14. Junij / Herr Wolff Wambold von Vmbstatt / damals Pfaltzgräffischer Zweybrückischer Rath vnd Großi-Hoffmeister / erkaufft hat / so Anno 1598. gestorben / dessen verlassene Erben es hernach besessen. Man findet in den Weinbergen / vnd Gütern da herumb / bißweilen noch Römische Müntzen. Johann Guler von Weineck / in Beschreibung der 3. Löblichen Grawbündten / lib. 3. fol. 27. a. Vor Pfyn vber / jenseit der Tur / vff der lincken Seiten / ligt die Burg Wellenberg / so vor wenig Jahren eine Wohnung der Freyherren von Vlm gewesen. [61] Besihe von diesem allem vielgedachte sehr fleissig beschriebene Schweitzer-Chronic / Johannis Stumpfij, vnnd zwar die letzte Edition; Von etlichen auch Josiam Simlerum de Republ. Helvetiorum.
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