95 Thesen

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Textdaten
Autor: Martin Luther
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Titel: Propositiones Lutheri wider das Ablas
Untertitel: 95 Thesen (Populartitel)
aus: Der Neundte Teil der Buecher des Ehrnwirdigen Herrn D. Martini Lutheri (=Werke [Deutsche Abteilung]. Bd. 9): Bl. 9v–13r
Herausgeber: Philipp Melanchthon
Auflage:
Entstehungsdatum: 1517
Erscheinungsdatum: 1557
Verlag: Hans Lufft
Drucker: Hans Lufft
Erscheinungsort: Wittenberg
Übersetzer: Justus Jonas der Ältere
Originaltitel: Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: MDZ München, Commons
Kurzbeschreibung:
im VD16 unter der Nummer L 3333
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[9v]
Aus rechter warer liebe : vnd

sonderlichem vleis (on einig gesuch eiteler ehre / etc.) die
warheit an tag zu bringen / wil der Ehrwirdige Vater D. Mart.
Luth. Augustiner zu Wittemberg / der freien Künste vnd heiliger
Schrifft Magister / etc. durch Gottes gnade / folgende Propositiones
vom Ablas handeln / dauon disputiren / verteidingen vnd erhalten /
wider Bruder Johan Tetzel / Prediger Ordens.
Bittet derhalben die / so gegenwertig sich mit jm dauon
nicht vnterreden können / wolten solches abwesend
durch Schrifft thun / etc. Im namen
vnsers HErrn Jhesu Christi /

AMEN.


Diese Propositiones sind an aller Heiligen abend Anno 1517. an der Schloskirchen thür zu Wittemberg angeschlagen worden. DA vnser Meister vnd HERR Jhesus Christus spricht / Thut Busse / etc. wil er / das / das gantze leben seiner Gleubigen auff Erden / ein stete vnd vnauffhörliche Busse sol sein.

2. Vnd kan noch mag solch wort nicht vom Sacrament der Busse / das ist / von der Beicht vnd Gnugthuung / so durch der Priesterampt geübet wird / verstanden werden.

3. Jedoch wil er nicht allein verstanden haben / die innerliche Busse / ja die innerliche Busse ist nichtig / vnd keine Busse / wo sie nicht eusserlich allerley tödtung des fleisches wircket.

4. Wehret derhalben rew vnd leid / das ist / ware Busse / so lang einer [10r] misfallen an jm selber hat / nemlich / bis zum eingang aus diesem in das ewige Leben.

5. Der Bapst wil noch kan nicht einige andere pein erlassen / ausserhalb derer / die er seins gefallens / oder laut der Canonum / das ist / Bepstlicher satzungen / auffgeleget hat.

6. Der Bapst kan kein schuld vergeben / denn allein so fern / das er erklere vnd bestetige / was von Gott vergeben sey / Oder aber / das ers thu in den Fellen / die er jm vorbehalten hat / welche Felle / so sie verachtet würden / bliebe die schuld gantz vnd gar vnauffgehaben oder verlassen.

7. Gott vergibt keinem die schuld / den er nicht zu gleich durch aus wol gedemütiget / dem Priester / seinem Stathalter / vnterwerffe.

8. Canones poenitentiales / das ist / die Satzungen / wie man beichten vnd büssen sol / sind allein den Lebendigen auffgelegt / vnd sollen nach laut derselbigen Satzungen / den jtzt Sterbenden nicht auffgelegt werden.

9. Daher thut vns der heilige Geist wol am Bapst / das der Bapst alle wege in seinen Decreten oder Rechten / ausnimet den Artikel des Todes / vnd die eusserste not.

10. Die Priester handeln vnuerstendig vnd vbel / die den sterbenden Menschen poenitentias Canonicas / das ist / aufferlegte Busse / ins Fegfewer / daselbs denselben gnug zuthun / sparen vnd behalten.

11. Dieses Vnkraut / das man die Busse oder Gnugthuung / so durch die Canones oder Satzungen auffgelegt ist / in des Fegfewers Busse oder pein solte verwandeln / ist geseet worden / da die Bischoue geschlaffen haben.

12. Vorzeiten worden Canonicae poenae / das ist / Busse oder gnugthuung fur begangene Sünde / nicht nach / sondern vor der Absolution auffgelegt / dabey zu prüfen / ob die rew vnd leid rechtschaffen were.

13. Die Sterbenden thun fur alles gnug durch jren Tod oder absterben / vnd sind dem recht der Canonum oder Satzungen abgestorben / vnd also billich von derselben aufflage entbunden.

14. Vnuolkomene frömigkeit / oder vnuolkomene liebe des / der jtzt sterben sol / bringet notwendig grosse furcht mit sich / ja / wie viel die Liebe geringer ist / so viel ist die furcht deste grösser.

15. Diese furcht vnd schrecken ist an jr selbs vnd allein / das ich andere ding schweige / dazu gnug / das sie des Fegfewrs pein vnd qual anrichte / dieweil sie der anst der verzweiuelung gantz nahe ist.

16. Helle / Fegfewer vnd Himel scheinen gleicher mas vnterscheiden sein / wie die rechte verzweiuelung / vnuolkomene oder [10v] nahe verzweiuelung / vnd sicherheit / von einander vnterscheiden sind.

17. Es scheint / als müsse im Fegfewer / gleich wie die angst vnd schrecken an den Seelen abnimpt / Also auch die liebe an jnen wachsen vnd zunemen.

18. Es scheinet auch vnbeweiset sein / weder durch gute Vrsachen / noch durch Schrifft / das die Seelen im Fegfewer ausser dem stand des verdiensts / oder des zünemens an der Lieb seien.

19. Es scheinet auch dis vnerweiset sein / Das die Seelen im Fegfewer / zum wenigsten alle / jrer seligkeit gewis vnd vnbekümmert seien / ob wir schon des gantz gewis sind.

20. Derhalben meinet noch verstehet der Bapst nicht / durch diese wort (volkomene vergebung aller pein) das in gemein allerley pein vergeben werde / Sondern meinet die pein allein / die er selbs hat auffgelegt.

21. Derhalben jrren die Ablasprediger / die da sagen / Das durch des Bapsts Ablas der Mensch von aller pein los vnd selig werde.

22. Ja / der Bapst erlesset kein pein den Seelen im Fegfewer / die sie hetten in diesem leben / laut der Canonum / sollen büssen vnd bezalen.

23. Ja / so jrgend ein vergebung aller pein jemand kan gegeben werden / ists gewis / das die allein den volkomenesten / das ist / den gar wenigen / gegeben werde.

24. Darumb mus der grösser teil vnter den Leuten betrogen werden / durch die prechtige Verheissung on alle vnterscheide / dem gemeinen Man eingebildet von bezalter pein.

25. Gleichen gewalt / wie der Bapst hat vber das Fegfewer / durchaus vnd in gemein / So haben auch ein jeder Bischoff vnd Seelsorger / in seinem Bisthumb vnd Pfarr / in sonderheit / oder bey den seinen.

26. Der Bapst thut sehr wol dran / das er nicht aus gewalt des Schlüssels (den Er nicht hat) sondern durch hülffe / oder fürbitt weise / den Seelen vergebung schencket.

27. Die predigen Menschentand / die da fürgeben / das / so bald der Grosschen in den kasten geworffen / klinget / von stund an die Seele aus dem Fegfewer fare.

28. Das ist gewis / als bald der Grosschen im kasten klinget / das gewinst vnd Geitz kome / zunemen vnd grösser werden / Die hülffe aber / oder die fürbitt der Kirchen stehet allein in Gottes willen vnd wolgefallen.

29. Wer weis / ob auch alle Seelen im Fegfewer wollen erlöset sein / wie man sagt / das es mit S. Seuerino vnd Paschalio sey zugangen.

30. Niemand ist des gewis / das Er ware rew vnd leid gnug [11r] habe / viel weniger kan Er gewis sein / ob Er vollkome vergebung der Sünden bekomen habe.

31. Wie selten einer ist / der warhafftige rew vnd leid hab / So selten ist auch der / der warhafftig Ablas löset / das ist / es ist gar selten einer zu finden.

32. Die werden sampt jren Meistern zum Teuffel faren / die vermeinen durch Ablasbrieue jrer seligkeit gewis zu sein.

33. Fur denen sol man sich sehr wol hüten vnd fursehen / die da sagen / des Bapsts Ablas sey die höchste vnd werdeste GOTtes gnade oder geschenck / dadurch der Mensch mit GOTT versünet wird.

34. Denn die Ablas gnade sihet allein auff die pein der Gnugthuung / welche von Menschen auffgesetzt ist worden.

35. Die leren vnchristlich / die furgeben / das die / so da Seelen aus dem Fegfewer / oder Beichtbrieue wollen lösen / keiner rew noch leides bedürffen.

36. Ein jeder Christ / der ware rew vnd leid hat vber seinen sünden / der hat vollige vergebung von pein vnd schuld / die jm auch one Ablasbrieue gehöret.

37. Ein jeder warhafftiger Christ / er sey lebendig oder tod / ist teilhafftig aller güter Christi vnd der Kirchen / aus Gottes geschenck / auch one Ablasbrieue.

38. Doch ist des Bapsts vergebung vnd austeilung mit nichten zu verachten / denn / wie ich gesagt habe / ist seine vergebung ein erklerung Göttlicher vergebung.

39. Es ist aus der massen schweer / auch den aller gelertesten Theologen / zugleich den grossen reichthumb des Ablas / vnd dagegen die ware rew vnd leid fur dem Volck zu rhümen.

40. Ware rew vnd leid sucht vnd liebet die straffe / Aber die mildigkeit des Ablas entbindet von der straffe / vnd das man jr gram wird / zum wenigsten / wenn dazu gelegenheit furfelt.

41. Fursichtiglich sol man von dem Bepstlichen Ablas predigen / das der gemeine Man nicht felschlich dafur halte / das Er den andern wercken der Lieb werde furgezogen oder besser geachtet.

42. Man sol die Christen leren / das es des Bapsts gemüt vnd meinung nicht sey / das Ablas lösen jrgend einem werck der barmhertzigkeit mit jchtes solte zu vergleichen sein.

43. Man sol die Christen leren / das / der dem Armen gibt / oder leihet dem Dürfftigen / besser thut / denn das er Ablas lösete.

44. Denn durch das werck der Liebe wechst die Liebe / vnd der Mensch wird frömer / Durch das Ablas aber wird er nicht besser / sondern allein sicherer vnd freier von der pein oder straffe.

45. Man sol die Christen leren / das der / so seinen Nehesten sihet [11v] darben / vnd des vngeachtet / Ablas löset / der löset nicht des Bapsts Ablas / sondern ladet auff sich Gottes vngnade.

46. Man sol die Christen leren / das sie / wo sie nicht vbrig reich sind / schüldig sind / was zur notdurfft gehöret / fur jr Haus zu behalten / vnd mit nichten fur Ablas zu verschwenden.

47. Man sol die Christen leren / das / das Ablas lösen ein frey ding sey / vnd nicht geboten.

48. Man sol die Christen leren / das der Bapst / wie mehr er eines andechtigen Gebets bedarff / Also desselben mehr begere / denn des Gelts / wenn er Ablas austeilet.

49. Man sol die Christen leren / das des Bapsts Ablas gut sey / so fern man sein vertrawen nicht darauff setzet / Dagegen aber nichts schedlichers / denn so man dadurch Gottes furcht verleuret.

50. Man sol die Christen leren / Das der Bapst / so er wüste der Ablasprediger schinderey / lieber wolte / das S. Peters Münster zu puluer verbrand würde / denn das es solt mit haut / fleisch vnd bein seiner Schaffe erbawet werden.

51. Man sol die Christen leren / das der Bapst / wie er schuldig ist / also auch seines eigen Gelts / wenn auch schon S. Peters Münster dazu solt verkaufft werden / den Leuten austeilen würde / welche doch etliche Ablasprediger jtzund selbs vmbs Gelt bringen.

52. Durch Ablasbrieue vertrawen selig zu werden / ist nichtig vnd erlogen ding / ob gleich der Commissarius (oder Ablas vogt) ja der Bapst selbs / seine Seele dafur zu pfand wolt setzen.

53. Das sind feinde Christi vnd des Bapsts / die von wegen der Ablaspredigt / das wort Gottes in andern Kirchen zupredigen gantz vnd gar verbieten.

54. Es geschiet dem wort Gottes vnrecht / wenn man in einer Predigt / gleich so viel / oder mehr zeit auffwendet / das Ablas zu verkündigen / als auff das wort Gottes.

55. Des Bapsts meinung kan nicht anders sein / denn so man das Ablas (das / das geringste ist) mit einer Glocken / einem gepreng vnd Ceremonien begehet / das man dagegen vnd viel mehr das Euangelium (welchs das gröst ist) mit hundert Glocken / hundert gepreng / vnd Ceremonien ehren vnd preisen solle.

56. Die schetze der Kirchen / dauon der Bapst das Ablas austeilet / sind weder gnugsam genand noch bekand / bey der gemein Christi.

57. Denn das es nicht leibliche zeitliche Güter sind / ist daher offenbar / das viel Prediger dieselben nicht so leichtlich hingeben / sondern allein auff samlen.

58. Es sind auch nicht die verdienst Christi vnd der heiligen / denn diese wircken allezeit / on zuthun des Bapüs / gnad des innerlichen Menschen / vnd das Creutz / Tod vnd Helle / des eusserlichen Menschen.

59. S. Laurentius hat die Armen / so der Kirchen glieder [12r] sind / genant die Schetze der Kirchen / Aber er hat das wörtlin genomen / wie es zu seiner zeit im brauch war.

60. Wir sagen aus gutem grund / on freuel oder leichtfertigkeit / das dieser Schatz seien die Schlüssel der Kirchen / durch das verdienst Christi der Kirchen geschencket.

61. Denn es ist klar / das zu vergebung der pein / vnd vorbehaltener Felle / allein des Bapsts gewalt gnug ist.

62. Der rechte ware Schatz der Kirchen / ist das heilige Euangelium der herrligkeit vnd gnaden Gottes.

63. Dieser Schatz ist billich der allerfeindseligste vnd verhasseste / Denn er macht / das die ersten die letzten werden.

64. Aber der Ablas Schatz ist billich der aller angenemeste / Denn er macht aus den letzten die ersten.

65. Derhalben sind die Schetze des Euangelij / netze / da man vorzeiten die Reichen wolhabende Leute mit gefischet hat.

66. Die Schetze aber des Ablas sind die netze / damit man jtziger zeit die reichthumb der Menschen fischet.

67. Das Ablas / das die Prediger fur die grösseste gnad ausruffen / ist freilich fur grosse gnad zu halten / denn es grossen gewinst vnd genies treget.

68. Vnd ist doch solch Ablas warhafftig die aller geringste gnade / wenn mans gegen der gnaden Gottes / vnd des Creutzes Gottseligkeit helt oder vergleichet.

69. Es sind die Bischoue vnd Seelsorger schüldig / des Apostolischen Ablas Commissarien mit aller Ehrerbiethung zu zulassen.

70. Aber viel mehr sind die schüldig mit Augen vnd Ohren auffzusehen / das dieselbe[n] Commissarien nicht an stat Bepstliches befehls / jre eigen trewme Predigen.

71. Wer wider die warheit des Bepsttischen Ablas redet / der sey ein Fluch vnd vermaledeiet.

72. Wer aber wider des Ablas predigers mutwillige vnd freche wort sorge tragt / oder sich bekümmert / der sey gebenedeit.

73. Wie der Bapst die jenigen billich mit vngnad vnd dem Bann schlegt / die zu nachteil dem Ablas jrgend auff einigen weg handeln.

74. So viel mehr trachtet er auff die Leute vngnad vnd Bann zu schütten die vnter dem schein des Ablas / zu nachteil der Heiligen Lieb vnd Warheit handeln.

75. Des Bapsts Ablas so gros halten / das er einen absoluiren / oder von sünden los machen könne / wenn er gleich (vnmüglicher weise zu reden) die Mutter Gottes geschwechet hette / ist rasend vnd vnsinnig sein.

76. Dagegen sagen wir / das des Bapsts Ablas nicht die allergeringste tegliche sünde könne hinweg nemen / so viel die schuld derselben belanget.

[12v] 77. Das man saget / S. Peter / wenn er jtzt Bapst were / vermöchte nicht grössern Ablas zu geben / ist ein lesterung wider S. Peter vnd den Bapst.

78. Dawider sagen wir / Das auch dieser vnd ein jeder Bapst grössern Ablas hat / nemlich / das Euangelium / Kreffte / gaben gesund zu machen / etc. 1. Corinth 12.

79. Sagen / das / das Creutz mit des Bapsts wapen herrlich auffgericht / vermöge so viel als das Creutz Christi / ist eine Gottslesterung.

80. Die Bischoue / Seelsorger vnd Theologen / die da gestatten / das man solche wort fur dem gemeinen Man reden darff / werden rechenschafft dafur müssen geben.

81. Solche freche vnd vnuerschempte Predigt vnd rhum vom Ablas / macht / das es auch den Gelerten schweer wird / des Bapsts ehre vnd wirde zu verteidingen / fur derselben verleumbdung / oder ja fur den scharffen / listigen des gemeinen Mans fragen.

82. Als nemlich / Warumb entlediget der Bapst nicht alle Seelen zu gleich aus dem Fegfewer vmb der allerbilligsten Liebe willen / vnd von wegen der höchsten not der Seelen / als der allerheiligsten vrsachen / So er doch vmb das aller vergenglichsten gelts willen / zum baw S. Peters Münster / vnzelich viel Seelen erlöset / als von wegen der lösesten vrsachen?

83. Item / Warumb bleiben die begengnis vnd jarzeit der Verstorbenen stehen / vnd warumb gibt er nicht wider / oder vergönnet wider zu nemen die Beneficia oder Pfründen / die den Todten zu gut gestifftet sind / So es nu mehr vnrecht ist / fur die Erlöseten zu beten?

84. Item / Was ist das fur ein newe heiligkeit Gottes vnd des Bapsts / das sie den Gottlosen vnd dem Feinde / vmb gelts willen vergünnen ein Gottfürchtige vnd von Gott geliebte Seele zu erlösen / vnd wollen doch nicht viel mehr vmb der grossen not derselben Gottfürchtigen vnd geliebten Seelen willen / sie aus lieb vmb sonst erlösen?

85. Item / Warumb die Canones poenitentiales / das ist / die satzunge von der Busse / nu langest in jnen selbs mit der that / ob sie schon noch im gebrauch sind / abgethan vnd Tod / noch mit Gelt gelöset werden / durch gunst des Ablas / als weren sie noch gantz krefftig vnd lebendig?

86. Item / Warumb bawet jtzt der Bapst nicht lieber S. Peters Münster / von seinem eigenen Gelde / denn von der armen Christen Geld / weil doch sein vermögen sich höher erstreckt / denn keines reichen Crassi güter?

87. Item / Was erlöset oder teilet der Bapst sein Ablas denen mit / die schon durch volkomene rew einer volkomenen vergebung vnd Ablas berechtigt sind?

[13r] 88. Item / Was künd der Kirchen mehr guts widerfaren / denn wenn der Bapst / wie ers nur ein mal thut / also hundert mal im tage je dem Gleubigen diese vergebung vnd Ablas schencket?

89. Weil auch der Bapst der Seelen seligkeit / mehr durch Ablas / denn durchs Gelt suchet / Warumb hebt er denn auff / vnd macht zu nicht die Brieue vnd Ablas / die er vormals gegeben hat / so sie doch gleich krefftig sind?

90. Diese der Leyen sehr spitzige Argument / allein mit gewalt wollen dempffen / vnd nicht durch angezeigten Grund vnd Vrsach aufflösen / heist die Kirche vnd Bapst den Feinden zu verlachen darstellen / vnd die Christen vnselig machen.

91. Derhalben / so das Ablas nach des Bapsts geist vnd meinung gepredigt würde / weren diese Einreden leichtlich zu verantworten / ja sie weren nie nicht fürgefallen.

92. Mügen derhalben alle die Prediger hinfaren / die da sagen zu der gemeine Christi / Friede / Friede / vnd ist kein fried.

93. Denen Predigern aber müsse es allein wolgehen / die da sagen zur gemein Christi / Creutz / Creutz / vnd ist kein Creutz.

94. Man sol die Christen vermanen / das sie jrem Heubt / Christo durch Creutz / Tod vnd Helle nach zufolgen sich befleissigen.

95. Vnd also mehr durch viel trübsal ins Himelreich zu gehen / Denn das sie durch vertröstung des friedes sicher werden.