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ADB:Egenolff, Christian (Buchdrucker)

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Artikel „Egenolf, Christian“ von Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 467–468, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Egenolff,_Christian_(Buchdrucker)&oldid=- (Version vom 10. Dezember 2024, 23:13 Uhr UTC)
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* Egenolf: Christian E., auch Egenolph, einer der ersten Buchdrucker in Frankfurt a. M., wurde 1502 zu Hadamar im Westerwalde geboren. Er übte die Buchdruckerei, ehe er nach Frankfurt zog, in Straßburg aus. Er wanderte im J. 1530 nach Frankfurt ein, leistete aber erst am 9. April 1532 den Bürgereid. Er muß aber schon verheirathet gewesen sein, denn im Jahre 1549 am 3. Mai verheirathete sich sein Sohn Lorenz und am 28. Jan. 1550 wurde sein Sohn Christian E. der Jüngere als Bürger aufgenommen. Er war ein geistig begabter Mann und pflegte den Umgang mit gelehrten Männern, mit welchen er in Briefwechsel stand, wie z. B. mit dem bekannten und berühmten Arzte und Dichter Lonicer, Melanchthon und Anderen, welche ihm große Achtung zollten. Er selbst verfaßte verschiedene Werke, theils in lateinischer, theils in deutscher Sprache, unter anderm: „Die besten lateinischen Redensarten aus Terentii Schauspielen“, Straßburg 1530, 8. Als Buchdruckerzeichen hatte er einen Altar auf welchem ein Herz mitten im Feuer brannte. Sein erstes in Frankfurt mit einem Monatsdatum bezeichnetes Werk ist: „Jacob Köbel von Oppenheim, der Stab Jacob, künstlich und gerecht zu machen und zu gebrauchen, damit an Gebäum auch sonst – zu messen. Frankfurt Christ. Egenolph 1531 im May“, 4. mit Holzschnitten. Dann folgte „Güldin Bull Caroli des vierden, weiland Röm. keyser. Reformatione, Statuten, Herligkeiten und Ordnungen aller [468] Oberkeit des h. Röm. Reichs und Teutscher Nation belangend, nebst Keyser Friedrichs Reformation aller Ständ etc. Zu Frankfurt am Mayn bei Christ. Egenolph im Hewmon des MDXXXI. Jahr.“ 4. Die besten und vollkommensten Drucke sind seine lateinischen, doch verdient seine mit schönen Holzschnitten gezierte, am 26. Mai 1534 vollendete deutsche Bibel in Folio, die erste Bibel, welche hier gedruckt wurde, alle Anerkennung. Aber außer der Buchdruckerkunst verstand er sich noch auf das Holzschneiden und Schriftgießen. Namentlich waren seine Schriften berühmt, so daß die meisten der damals bestehenden Buchdruckereien sie benutzten. Seines Sohnes Schwiegersohn, Jakob Sabon, hat die grobe Fracturschrift „Sabon“ eingeführt, welche noch bis auf den heutigen Tag als eine schöne gilt. Er wohnte und betrieb seine Buchdruckerei und Schriftgießerei in Frankfurt a. M. in seinem Hause an der Ecke des Kornmarktes und der großen Sandgasse K. 163, zur Weilburg, auch zum Wiltberg genannt, welche aber im J. 1785 niedergerissen wurde. An demselben befand sich eine Gedenktafel, welche die Inschrift zeigte: „Ab invecta huic urbi a se primo Typographica A°. XXX Domum hanc Christianus Egenolphus Hademarien. extrui F. A°. Dni. MDXLIII.“ Außer den angegebenen Geschäften betrieb er auch den Buchhandel. Er starb im J. 1555 und wurde auf dem St. Peterskirchhofe in Frankfurt a. M. begraben, wo ihm ein prächtiges Epitaphium errichtet wurde.

Sein schon erwähnter Sohn Christian der Jüngere war Geistlicher geworden und bekleidete das Amt eines evangelischen Predigers von 1553 bis zu seinem im J. 1566 erfolgten Tode, betrieb aber nebenbei die Buchdruckerei und die anderen Geschäfte seines Vaters, namentlich den Buchhandel. Später unter der Beihülfe seiner Schwiegersöhne, denn seine Tochter hatte in erster Ehe den ausgezeichneten Schriftgießer Jakob Sabon und in zweiter Ehe Konrad Berner geheirathet. Eine Enkelin vermählte sich mit Johann Luther, dem Stifter einer Schriftgießerei, die über 250 Jahre in Frankfurt a. M. geblüht hat. Später wurde die Druckerei unter der Firma: „Christian Egenolph’s Erben“ fortgesetzt, aus welcher eine ganze stattliche Reihe von Büchern verschiedener Art hervorging. Ein Nachkomme Johann Luther’s, Johann Nikolaus Luther, gründete eine deutsche Buchdruckerei in Amerika, und zwar in Gemeinschaft mit Christoph Sauer. Sie errichteten eine solche zu Germantown in Pennsylvanien im J. 1735 und gaben auch eine vierteljährliche Zeitschrift in deutscher Sprache heraus, das erste Product der Art in Amerika, dem eine wöchentliche Zeitung folgte. Unter anderen Werken druckten sie eine deutsche Bibel in kl. Quart (1743) und eine Schriftgießerei wurde ebenfalls angelegt und somit die alte Egenolf’sche Buchdruckerei in der neuen Welt fortgesetzt.

Vgl. Münden, Historischer Bericht, Frankfurt 1741. 8. Geßner, Buchdruckerkunst III. S. 272 ff. Lesser, Historie der Buchdruckerei S. 231 u. 306. Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt a. M. S. 48 ff. Gedenkbuch der Erfindung der Buchdruckerkunst S. XIV. Falkenstein, Geschichte der Buchdruckerkunst S. 203 ff. Fabricius, Buchdruckerkunst in Amerika S. 28 etc.

[467] * Zu unserem lebhaften Bedauern sehen wir uns auch hier am Schlusse des E genöthigt, einige Artikel nachträglich zu liefern, weil sie nicht rechtzeitig zu beschaffen waren. Für die Egenolf und Joh. Eichorn fehlten zur Zeit des Druckes dem Herrn Bearbeiter noch unentbehrliche Materialien. Ein Artikel über Eitzen war während des Druckes eines anderen früheren Artikels verloren gegangen, weil der inzwischen verstorbene Verfasser ihn unserer wiederholten Mahnung zuwider mit jenem anderen Artikel auf dasselbe Blatt geschrieben hatte. Herr Pastor Bertheau hatte darauf die Gefälligkeit, den unten abgedruckten neuen Artikel zu verfassen. – Die Darstellung K. Fr. Eichhorn’s zu übernehmen hatte Herr Professor Frensdorff die große Güte, als sich – leider erst im Augenblick, als der Druck schon hätte stattfinden sollen – zeigte, daß ein anderer unserer Herren Mitarbeiter, von dem wir diese Arbeit erwarten zu dürfen glaubten, sich nicht für verbunden dazu erachtet hatte. – Der Artikel van Eyck fehlt an seiner Stelle, weil der Herr Mitarbeiter, welcher ihn zu schreiben übernommen hatte, durch keine Bitten und Mahnungen zu bewegen war, sein Wort rechtzeitig zu erfüllen. Wir werden den Artikel jetzt von anderer kundiger Hand am Ende dieses Bandes nachliefern.