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ADB:Alexander (Markgraf von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth)

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Artikel „Karl Alexander, Markgraf von Brandenburg zu Ansbach-Bayreuth“ von Siegfried Hänle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 264–266, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Alexander_(Markgraf_von_Brandenburg-Ansbach-Bayreuth)&oldid=- (Version vom 11. Oktober 2024, 01:23 Uhr UTC)
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Band 15 (1882), S. 264–266 (Quelle).
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Karl Alexander (Christian Friedrich Karl Alexander), Markgraf von Brandenburg zu Ansbach-Bayreuth, zweiter Sohn des Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich und seiner Gemahlin Friederike Louise, geb. zu Ansbach am 24. Febr. 1736, vermählte sich am 22. Novbr. 1754 mit der sächsisch-coburgischen Prinzessin Friederike Karoline, folgte seinem Vater im Fürstenthume Ansbach am 3. August 1757, dem Markgrafen Christian im Fürstenthume Bayreuth am 20. Januar 1769, resignirte am 2. Decbr. 1791, vermählte sich mit der Lady Craven in demselben Jahre und starb am 5. Jan. 1806. – Er wurde schon in seinem 12. Jahre nach Utrecht auf die Universität geschickt, seine Mutter hatte sich für diese republikanische Hochschule deshalb entschieden, damit er den Werth der bürgerlichen Tugenden besser erkenne. 1750 kehrte er zurück und trat 1751 eine Reise nach Italien an, von der er in siechem Zustande zurückkam, worüber sein Vater so erbittert gewesen sein soll, daß er den Informator des Prinzen, der denselben begleitet hatte, Hofrath Meyer, ins Zuchthaus geschickt habe. Nur ungern, auf Befehl und nach Drohungen seines Vaters vollzog er seine Verbindung mit der Prinzessin Karoline, von der man zwar berichtet, daß sie eine treffliche Dame von Geist und Herz gewesen sei, die aber von der Clairon als eine gute phlegmatische Frau geschildert wird, die ohne Blutstropfen im Gesichte den ganzen Tag mit Filetstricken sich beschäftigte, und von der die Craven schreibt, sie sei von unerschütterlicher Gleichgültigkeit gewesen und habe nicht einmal vermocht, ihren Zügen den Ausdruck des Gefühles zu geben. Beim Antritte seiner Regierung fand der Markgraf das Land in einem verschuldeten, durch die Parteinahme für Oesterreich erregten und verwirrten Zustande; bei seiner Abdankung war der Schuldenstand getilgt, für die Wohlfahrt des Landes geradezu Außerordentliches geschehen. Seine Verdienste um die Fürstenthümer, welche er gut und milde und im Sinne einer aufgeklärten Zeit zu regieren bestrebt war, sind um so höher anzuschlagen, als er bei dem Krankheitszustande seiner Gemahlin alsbald nach seiner Vermählung die Hoffnung auf Kindersegen aufgeben mußte. Nach dem Rechenschaftsberichte, welcher vor der Abdankung des Markgrafen ihm erstattet worden ist, hat derselbe über drei Millionen Gulden Schulden abgetragen: eine und eine viertel Million Gulden auf Stiftungen und nützliche Landesverbesserungen verwendet, eine Million den Unterthanen und den Bayreuther Kassen zu Gute kommen lassen und fast 300 000 Gulden noch erübrigt. Mit einem Aufwande von über 800 000 Gulden wurden Chausseen hergestellt, Musterwirthschaften für die Zucht von Rindvieh und Pferden errichtet, eine Wittwenkasse für die weltliche Dienerschaft, eine Irrenanstalt und eine Anzahl anderer nützlicher Einrichtungen getroffen, das Ansbacher Gymnasium wurde reichlicher dotirt und außerdem für Schulen und Stipendien eine beträchtliche Summe verwendet. Mit besonderer Vorsorge bedachte er die Erlanger Universität, nicht allein, daß er sie, welche einem raschem Verfall entgegen ging, besser ausstattete, er sorgte auch für eine würdige Besetzung der Lehrstellen. Sofort nach seinem Regierungsantritte, machte er, um nur Eins zu erwähnen, den Versuch, Kant für die Universität zu gewinnen. In der Auswahl seiner Diener war der Markgraf auf tüchtige Männer bedacht, und in der That hatte er, abgesehen von einzelnen Handlungen „bureaukratischer Roheit und Willkühr“, viele gute treffliche Räthe. Seine religiöse Toleranz zeigte sich in der Gestattung an die Katholiken Ansbachs, Gottesdienste dort zu halten. Freilich trug zu der so günstigen Umgestaltung der Finanzlage seines Landes der Umstand bei, daß auch er sich herbeiließ 1777 zwei Regimenter Infanterie und ein Bataillon Jäger an England zu Absendung nach Amerika zu verkaufen. Mag immerhin entschuldigend für diesen Menschenhandel die damalige Auffassung von fürstlicher Machtvollkommenheit und [265] mehr noch die Thatsache betrachtet werden, daß er den Kaufpreis zumeist für das Land verwendete, so wäre kaum zu entschuldigen, daß er, wie erzählt wird, als seine Truppen auf ihrem Abmarsche in Ochsenfurt meuterten, selbst die Büchse gegen sie anlegte: allein die mir vorliegenden gleichzeitigen Darstellungen sprechen nur davon, daß er die Büchse auf dem Rücken gehabt habe. Als nach der Niederlage von Yorktown der Markgraf genöthigt war, Ergänzungen dorthin zu senden, befand sich unter ihnen auch der „Ansbachische Lieutenant August Wilhelm Neithardt von Gneisenau“. Im J. 1783 kehrten die Truppen zurück, kaum ein Dritttheil war noch übrig geblieben. – Wirft man einen Blick auf das damalige Hofleben in Ansbach, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß dasselbe trotz der guten Eigenschaften des Fürsten den Wünschen des Volkes nicht entsprochen hat. Zwar war Ansbach vielfach verschönert, künstlerische Kräfte (die Musiker Kleinknecht und Liebeskind, der Maler Naumann etc. etc.) wirkten dort, die Hofvergnügungen, Theater, Concerte und maskirte Akademien belebten und unterhielten die Stadt: allein dennoch bestand eine große Kluft zwischen den Hofkreisen und der Einwohnerschaft, die höheren Beamten mit einbegriffen; sogar eine gegenseitige Abneigung. Daran hatte die Vorliebe des Markgrafen für die Kulturverhältnisse von England, Frankreich und Italien wesentlich Schuld, „mit seinem britischen Herzen, seiner französischen Cultur und einer italienischen Liebe für schöne Künste fühlte er sich in Deutschland wie außer seiner Heimath“, er war in der Litteratur und der Sprache dieser drei Nationen wohl bewandert und verachtete das Deutsche, sprach auch mehr englisch als deutsch. Diese Vorliebe wurde durch zwei geistvolle Frauen – Ausländerinnen – die auf ihn und seine Umgebung in den letzten 15 Jahren seiner Herrschaft großen Einfluß übten, genährt, ein Umstand, der viel dazu beitrug, ihm sein Land zu verleiden. Seit 1777 war die berühmte Pariser Schauspielerin Clairon an seinem Hofe und brachte französischen Esprit und französisches Wesen an demselben in Aufnahme, doch sahen die Unterthanen die bereits nicht mehr jugendliche Dame, die der Markgraf „Mama“ nannte – nicht ungern, sie war wohlwollend und mischte sich nicht in die Geschäfte. Aber etwa 1785 kam Lady Craven, – die „Ultramontanerin“ hieß sie beim Volk, weil der Markgraf sie in Italien kennen lernte – nach Ansbach, der Markgraf war in Paris mit ihr zusammengetroffen, nun stieg der Haß des Volkes und der Räthe gegen die Ausländereien des Fürsten bedeutend. Die Lady, welche ihren Gatten, angeblich wegen Untreue desselben verlassen hatte, war hochbegabt, wissenschaftlich wie künstlerisch hochgebildet, weltgewandt, sie hatte sich auf ihren vielen Reisen in vornehmen Zirkeln und Höfen Europas bewegt und war dort gerne gesehen, aber wie sie Schoepff, der fürstliche Leibarzt Karl Alexanders nannte, „ein listiges und eigennütziges Weib“. Bald wußte sie mit beißenden Spöttereien und mit Karikirung der pathetischen Schauspielermanieren der Französin diese lächerlich zu machen und zu verdrängen, sie verstand es zugleich aber ebenso geschickt, die besten An- und Absichten des Markgrafen auf eine Weise zu lenken, daß er mehr und mehr sich dem Lande entfremdete, fortwährend auf Reisen ging, über seine Beamten Unmuth und kein Vergnügen mehr an der Herrschaft empfand. So reifte der Gedanke in ihm, zu Gunsten des Königs von Preußen, welchem nach seinem Tode die Fürstenthümer ohnehin heimfallen müßten, der Regierung zu entsagen, und es ging 1791 bei dem Berliner Aufenthalt des Markgrafen und der Lady, die man am preußischen Hofe auf das Zuvorkommendste aufgenommen hatte, dieser Plan rasch der Verwirklichung entgegen. Friedrich Wilhelm II. hatte bereits den damals in braunschweigischen Diensten befindlichen Freiherrn v. Hardenberg gewonnen, daß er, vorderhand als Minister von K. A., die zu erwerbenden Gebietstheile verwalten [266] solle. In den Fürstenthümern, insbesondere in den Beamtenkreisen, in welche 1789 das Gerücht von den Absichten des Markgrafen gedrungen war, mochten Versuche gemacht worden sein, das Project zu hintertreiben und hierauf beziehen sich wol die heftigen Auftritte mit dem Cabinetssecretär Schmidt, von denen die Craven erzählt. Am 9. Juni 1791, der Markgraf war bereits außer Landes, übergab er dem Freiherrn v. Hardenberg, der als Berather des Fürsten seit 1790 in Ansbach weilte, die volle landesherrliche Gewalt, am 2. Decbr. wurde von Bordeaux der Entsagungsakt veröffentlicht. – Habe ich bereits darauf hingewiesen, daß die Lady an der Abdankung wesentlich Schuld hatte – die Clairon hatte, nachdem sie von dem Projecte gehört, den Markgrafen von Paris aus brieflich abgemahnt – so ist noch hervorzuheben, daß einzelne Differenzen mit Preußen selbst, die Häckeleien des Markgrafen mit seinen Beamten, seine Neigung zu großartigen Verhältnissen und dem wissenschaftlichen und künstlerischen Treiben der Großstädte des Auslandes die Machinationen der Engländerin förderten und begünstigten. Wesentlich mochte dabei auch die Ansicht des Markgrafen mitgewirkt haben, daß die Herrschaft der Kleinstaaten doch bald ein Ende nehmen würde; dies wird nicht allein von der Craven selbst, sondern auch von anderer unverdächtiger Seite bestätigt. Ueberblickt man aber die Regierungszeit dieses letzten ansbachischen Markgrafen, so wird man nicht umhin können, das Urtheil von Friedrich II. und Kaunitz, die ihn hochpriesen, im Ganzen zu bestätigen und ihn nicht zu jenen deutschen Fürsten des 18. Jahrhunderts werfen, die schablonenartig, mit innerer Hohlheit die Schule der Entfremdung von deutschem Wesen, der Erniedrigung vor dem Auslande und der despotischen Gewalt gegen die Unterthanen durchliefen. K. A. war nichts weniger als ein Despot und seine Hochhaltung des Auslandes entsprang einem geistigen Bedürfnisse, wobei freilich nicht geläugnet werden will, daß sein Soldatenhandel, seine Jagdliebhaberei, zu deren Gunsten er mit äußerster Härte vorgehen konnte, seine Schwäche gegen die Engländerin Flecken seiner Verwaltung bilden. Auch das ist ihm vorzuwerfen, daß er für den Aufschwung Deutschlands, der sich damals vollzog, obwol Utz, den er als Beamten hochschätzte, in seiner Hauptstadt dichtete, und ein Glied der Familie Knebel an seinem Hofe war, kein Auge hatte. Der rege geistige Kreis, der sich damals in Ansbach gebildet hatte (Utz, Junkheim, Rabe etc.) stand außerhalb des Hoflebens und unabhängig von demselben. – Nachdem die Markgräfin Karoline im J. 1791 gestorben, sechs Monate darauf auch Lord Craven verschieden war, verheirathete sich 1791 zu Lissabon der Markgraf mit der Lady, die übrigens weder in Preußen noch in England als Markgräfin anerkannt wurde. K. A. starb im Schlosse Benham am 5. Januar 1806. Am 24. Febr. 1806, an demselben Tage, an welchem Bernadotte in Ansbach einrückte, beging man die Leichenfeier des Markgrafen in London.

Lang, Artikel Ansbach in Ersch und Gruber. Memoiren der Markgräfin von Ansbach. Schlemmer, Bayreuth unter der Regierung Alexanders. Büttner, Frankonia, 2. Theil. Beiträge zur Lebensgeschichte des letzten Regenten der Brandenburgischen Markgrafenthümer, 1820 (Anonym). Pertz, Das Leben Gneisenau’s. Erster Theil. Arndt, Hardenberg’s Leben. Kapp, Der Soldatenhandel nach Amerika. Schöpff, Tagebuch, Handschrift des hist. Vereins f. Mittelfranken (zum Theil abgedruckt in Paulus, Sophronizon VIII, 6). Tagebücher von Soldaten der Ansbachischen nach Amerika geschickten Regimenter, in der Beil. d. hist. Ver. f. Mittelfranken.