Zum Inhalt springen

ADB:Bach, Johann Christoph (Musiker)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Bach, Johann Christoph“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 729, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bach,_Johann_Christoph_(Musiker)&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 08:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Bach, Johann Michael
Band 1 (1875), S. 729 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Christoph Bach I in der Wikipedia
Johann Christoph Bach in Wikidata
GND-Nummer 120327112
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|1|729|729|Bach, Johann Christoph|Rochus von Liliencron|ADB:Bach, Johann Christoph (Musiker)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120327112}}    

Bach: Johann Christoph B., Musiker, ältester Sohn von Heinrich (s. u. Joh. Sebast. B., S. 730), geb. zu Arnstadt 8. Dec. 1642, Schüler seines Vaters, 1665 Organist in Eisenach, nach 1678 auch Hoforganist; seit 1667 mit Maria Elisabeth Wedemann aus Arnstadt vermählt, und † 31. März 1703. – Er ist weitaus der bedeutendste der älteren Generationen seines Geschlechtes und ward von Sebastian sehr hoch geschätzt. – Seine Motetten, deren Spitta 8 kennt und bespricht, sind von hoher Schönheit und zeigen eine weit größere Originalität, als die Werke seines Bruders Joh. Michael. Man erkennt neben dem Studium deutscher Meister, wie Schütz und Hammerschmidt, in seinen Werken auch dasjenige der Italiener, namentlich an der contrapunktischen Fertigkeit und der Sangbarkeit der Mittelstimmen, worin er seine deutschen Zeitgenossen sehr überragt. Es tritt uns bei ihm eine bewußte Mischung der alten Tonarten mit dem neuen harmonischen System entgegen, oft in überaschendem harmonischem Reichthum. Die 8 Motetten sind folgende: „Der Mensch vom Weibe geboren“, 5stimm., G-moll; „Sei getreu bis in den Tod“, A-dur; „Lieber Herr Gott, wecke uns auf“, 8stimm., doppelchörig, von 1672 (gedruckt bei Naue, s. o. S. 728); „Der Gerechte, ob er gleich zeitig stirbt“, 5stimm., F-dur, von 1676 (gedruckt bei Naue und Mus. sacra VII. 14); „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“, überwiegend äolisch; „Unseres Herzens Freude hat ein Ende“, transpon. dorisch, wol das erhabenste der uns erhaltenen Werke (gedruckt Mus. sacra XVI. 18); „Fürchte dich nicht“, 5stimm., A-moll; „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“, F-moll (gedr. bei Naue u. öfter, von Schicht irrthümlich als ein Werk Joh. Sebastians herausgegeben). Daran reiht sich noch ein oratorisches Werk über Offenbar. 12. 7–12, den mystischen Kampf zwischen dem Erzengel Michael und dem Teufel darstellend: 5stimmige Doppelchöre, 2 Violinen, 4 Bratschen, Fagott, 4 Trompeten, Pauke, Baß und Orgel. Dies eigenthümliche und geistvolle Werk ist offenbar einer Arbeit Hammerschmidt’s über denselben Text nachgebildet, überragt aber sein Vorbild weit. Sebastian B. brachte es noch in Leipzig zur Aufführung.

Weit unbedeutender erscheint Joh. Christoph in seinen uns erhaltenen 44 Choralvorspielen. Die einzige Handschrift derselben führt den Titel: „Chorale, welche bey wörenden Gottes Dienst zum Präambuliren gebraucht werden können, gesetzet und herausgegeben von Johann Christoph Bachen Organ. zu Eisenach“; scheint also einem Drucke entnommen.

Von seinen vier Söhnen war der älteste Johann Nicolaus der bedeutendste, seit 1695 Stadt- und Universitätsorganist zu Jena, † daselbst 4. Nov. 1753 als der letzte seines Zweiges der Familie. Er galt seiner Zeit als tüchtiger Suitencomponist und ward als Orgel- und Clavierbauer, besonders wegen seiner Lautenclaviere gerühmt. Wir besitzen von ihm nur eine „Missa brevis“ und ein komisches Singspiel: „Der jenaische Wein- und Bierrufer“, wol für eine Studentenaufführung geschrieben.

Spitta, Joh. Sebastian Bach I. 29. 37 39. 43–51. 71–95. 99 bis 105. 129–139.