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ADB:Becker, Albert

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Artikel „Becker, Albert“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 309, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Becker,_Albert&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 16:47 Uhr UTC)
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Becker: Albert B., Professor der Musik, Dirigent des Berliner königl. Domchores, geboren am 13. Juni 1834 zu Quedlinburg, † am 10. Januar 1899 zu Berlin, ein Schüler des Organisten Bänicke und von 1853–56 von Dehn in Berlin. Ließ sich daselbst als Musiklehrer nieder. 1855 schrieb er seine erste Sinfonie, der 1861 eine zweite folgte, die von der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien preisgekrönt wurde. Im J. 1881 wurde er Compositionslehrer an Scharwenka’s Musikinstitut zu Berlin. Trotz der aufreibenden Thätigkeit eines Berliner Musiklehrers fand er noch soviel Zeit und Ruhe sich als Componist auszuzeichnen. Lieder, Instrumentalwerke, besonders aber geistliche Gesänge für Chor mit und ohne Orchester, darunter eine große Messe in B-moll, zuerst 1878 vom Riedel’schen Gesangvereine in Leipzig mit Erfolg aufgeführt, machten seinen Namen bekannt und versetzten ihn unter die bedeutendsten Meister der Neuzeit. Außerdem sind hervorzuheben die „Geistlichen Dialoge“ für Altsolo und Chor, das Oratorium „Selig aus Gnade“, eine Reformationscantate, Psalmen, Motetten und die neue Bearbeitung altdeutscher Minne- und geistlicher Lieder aus dem 13. Jahrhundert, zuerst (1854) aus dem berühmten Jenenser Liedercodex herausgegeben von R. v. Liliencron und W. Stade. Auch eine Oper „Loreley“ vollendete er im J. 1898, die aber meines Wissens nie zur Aufführung gelangt ist. Becker’s Compositionen zeichnen sich durch eine originelle Erfindungsgabe, eine charakteristische Ausdrucksweise in Form und Harmonie aus und durch eine vortreffliche und sachgemäße Benützung und Ausnützung von Singstimme und Instrument. Im J. 1889 (nicht wie einige Lexika schreiben 1891) Ende März, wurde er zum Director des kgl. Domchores ernannt, nachdem der frühere Dirigent Rudolf v. Hertzberg wegen Altersschwäche pensionirt war. Unter der umsichtigen Leitung Becker’s gewann der Chor wieder seine einstige unter Neithardt erworbene Leistungsfähigkeit. Seine Beschränkung auf die Kirche wurde zwar nicht aufgehoben, wie es unter Neithardt der Fall war, dennoch fanden sich genug Gelegenheiten bei kirchlichen Festtagen das Können des Chors zu bekunden und durch die Wahl der Gesänge den künstlerischen Ernst zu zeigen. Weshalb B. im J. 1892 die Stellung aufgeben wollte und Willens war das durch Wilh. Rust’s Tod erledigte Cantorat an der Thomasschule in Leipzig anzunehmen, ist nie bekannt geworden und nur durch Kaiser Wilhelm’s II. Wunsch ließ sich B. bestimmen in Berlin zu bleiben. Ein Nekrolog in der Leßmann’schen Musikzeitung von 1899, Seite 47 schreibt: „Sein bedeutendstes Werk ist seine B-moll-Messe, die auf dem Boden Bach’scher Contrapunktik und Beethoven’scher Charakteristik steht. Sein Tonsatz ist außerordentlich kunstreich und trotz aller harmonischen Kühnheit doch wohlklingend und sangbar. Er war eine durch und durch deutsche Künstlerpersönlichkeit, in der sich ein tiefer Ernst künstlerischer Anschauung mit meisterhaftem Können paarte“.

Riemann’s Musik-Lexikon. – Musikzeitungen aller Art und Selbsterlebtes.