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ADB:Boxberger, Robert

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Artikel „Boxberger, Robert“ von Edward Schröder in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 155–156, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Boxberger,_Robert&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 07:59 Uhr UTC)
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Boxberger: Robert B., Litterarhistoriker, wurde am 28. Mai 1836 zu Gotha geboren, bezog 1855 vom Erfurter Gymnasium aus die Universität Jena und war nach dreijährigem Studium der Philologie von 1858 bis 1876 und wieder von 1878 bis 1885 als Lehrer an der Realschule (später Realgymnasium) zu Erfurt thätig. Mißliche Familienverhältnisse, an denen ihn, den unverheiratheten, keine Schuld traf, veranlaßten ihn, sich von 1876 bis 1878 nach Dresden zurückzuziehen, wo er privatisirend ganz seinen Studien lebte. 1885 ward er nach Posen an die Friedrich-Wilhelms-Realschule versetzt, hielt es aber nicht lange im Osten aus, sondern kehrte als Pensionär in die thüringische Heimath zurück, wo er am 30. März 1890 in Stadtsulza gestorben ist.

B. war bei gewissen Schwächen seiner Lebensführung ein fleißiger Arbeiter und ein sehr beliebter Lehrer, der seine Schüler sogar gelegentlich zur Theilnahme an den eigenen Studien heranzog, dazu ein aufopferungsvoller Sohn und Bruder und ein warmherziger Patriot, dem Ungeschick der offenen [156] Meinungsäußerung und gesellschaftliche Anstöße mehrfach allzuhart ausgelegt worden sind.

Seine wissenschaftliche Thätigkeit begann er mit Studien über den Einfluß der Bibelsprache und Klopstock’s auf die „Räuber“ (1867, 68), und auch weiterhin bekundete er stets ein hervorragendes Interesse an Schiller, für dessen Charakteristik er gern die von seinem Lehrer Kuno Fischer gefundene Form „der Dichter des Selbstgefühls“ acceptirte (Progr. 1874). In einer Vortragsreihe über „Erfurts Stellung zu unserer classischen Litteratur“ (abgedr. Neue Jahrb. d. Erfurt. Akad. Bd. 6, 1870) trat naturgemäß Wieland am stärksten hervor. Aber geschichtliche Darstellung und Charakteristik einer schriftstellerischen Persönlichkeit war nicht Boxberger’s Stärke, und die Versuche auf diesem Gebiete, die er, seit 1876 vielfach aufs Geldverdienen angewiesen, zu buchhändlerischen Unternehmungen beigesteuert hat, sind kein Ruhmestitel: wenn er schon der Neubearbeitung des Lessing-Werkes von Danzel und Guhrauer (mit W. v. Maltzahn 1880, 1881) nicht gewachsen war, so ist seine zur Gosche’schen Lessing-Ausgabe (Berlin 1882) beigesteuerte eigene Biographie Lessing’s vollends ungenügend. Sein wesentliches Verdienst besteht in seinen vielfach erfolgreichen Bemühungen, die handschriftlichen und gedruckten Grundlagen für den Text unserer Dichter zu sichten und zu vermehren: nach dieser Richtung seien als werthvoll aus seinem Lebenswerke hervorgehoben: die „56 dramatischen Entwürfe Lessings“ (1876, Hempel’sche Ausg. Bd. 11, II), die „Rückertstudien“ (1878), die Ausgabe der Werke Immermann’s bei Hempel und sein Antheil an verschiedenen Schiller-Ausgaben, wie der Hempel’schen, für die er schon 1868 den ersten Band, die Gedichte unter Wiederherstellung der originalen Anordnung edirte, der Grote’schen, die er allein besorgte (1876, 77), und der Spemann-Kürschner’schen (1882–90), die zwar ungleichmäßig gearbeitet ist, deren einzige werthvolle Bände aber doch ihm zu verdanken sind: so hat er Schiller’s Gedichten und den „Räubern“ die Jugendliebe in textkritischer Fürsorge bis zuletzt gewahrt.

Briefl. Mittheilungen von Prof. Dr. E. Bernhardt in Erfurt.