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ADB:Brückner, Georg

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Artikel „Brückner, Georg“ von Wilhelm Germann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 278–283, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Br%C3%BCckner,_Georg&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:41 Uhr UTC)
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Band 47 (1903), S. 278–283 (Quelle).
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Brückner: Johann Georg Martin B., bedeutender Geograph Ritter’scher Richtung und verdienter hennebergischer Geschichtsforscher, wurde in einem Seitenthal des schönen oberen Schleusegrundes zu Oberneubrunn, Bezirks Eisfeld, im damaligen Herzogthum Hildburghausen, am 31. October 1800 geboren. Er starb zu Meiningen am 1. Juli 1881 an Altersschwäche, nachdem er sich am 31. März 1866 von seiner Stellung als Professor und erster Lehrer am Meininger Realgymnasium um seiner Gesundheit willen hatte entbinden lassen müssen. Als Sohn eines unbemittelten Weißbüttners Daniel B. hat er sich aus bedrängten Verhältnissen in sittlicher Selbstzucht unter vielfachen Entbehrungen durch eisernen Fleiß emporgearbeitet. Seine Anlagen wurden frühzeitig vom Ortspfarrer erkannt und die Seinigen (die Mutter stammte aus dem hennebergischen Nachbardorfe Frauenwald) leicht überredet, ihn im 13. Lebensjahr auf das nahe Schleusinger Gymnasium unter Rector Walch zu bringen. – Hier blieb er von seiner Aufnahme in Quinta im Januar 1812 bis zu seiner Entlassung auf die Universität October 1821, indem er nach der hergebrachten Ordnung in den drei nächsten Classen je zwei Jahre, in Prima aber drei Jahre, zuletzt auf der akademischen Bank, saß. In den letzten vier Jahren läßt sich seine Zugehörigkeit zur Communität (Alumnat) nachweisen, vorher könnte er nur einen Brottisch genossen haben. Auffällig ist, daß gerade um seine Eintrittszeit sämmtliche Hildburghäuser Landeskinder infolge einer Neuordnung des Hildburghäuser Gymnasiums nach Hildburghausen übersiedelten, also wol einer Abberufung ihrer Regierung folgten. Von dem damaligen klösterlich einfachen und strengen Leben auf der Schleusinger Communität, von seinem Stundengeben um wenige Kreuzer, vom Ziegenhüten bei den Eltern in den Ferien, von seinem verehrten Rector erzählte er noch gern im Alter. Zu Fuß mit Ranzen und Knotenstock war er über die Berge nach Jena gewandert. Da er dort, ohne Vernachlässigung seines theologischen Fachstudiums, sich auch neben historischen und philologischen Studien von der Philosophie mächtig angezogen fühlte und durch Prof. J. F. Fries, dem er als Famulus näher getreten war, zur Beschäftigung mit Mathematik und Physik geführt wurde, so konnte er die kleine Universität vielseitig gebildet und angeregt verlassen. Doch nach in Hildburghausen wohlbestandener theologischer Candidatenprüfung trieb es ihn in die Ferne. Er übernahm eine Lehrerstelle an der Erziehungsanstalt eines Landsmannes, des Schulraths v. Türcke (s. A. D. B. XXXIX, 17), eines Schülers und Freundes von Pestalozzi, in Kl. Glienicke bei Potsdam, der ihm sodann die Erziehung zweier Prinzen Biron von Kurland anvertraute, als deren dreizehnter Erzieher in jenem Jahre er nur durch die ihm als Pädagogen charakteristische Energie des Willens zum erfreulichen Ziel gelangen konnte. Der Dank der Familie und die Verehrung seiner Zöglinge, welche die Kriegsschule in Berlin besuchten, blieb ihm für das spätere Leben. Diese Berliner Jahre waren B., dessen Gymnasium ja auch 1815 preußisch geworden war, eine zweite höchst anregende Studienzeit, besonders unter dem mächtigen Einfluß der Collegien [279] Schleiermacher’s und Karl Ritter’s, des Schöpfers der neuen Geographie, welcher auch an der Kriegsschule als Lehrer wirkte.

Im J. 1831 wurde B. Tertius und erster Lehrer, in Wirklichkeit Rector der seit 1829 vom Gymnasium völlig (bis auf den verbliebenen Titel Tertius) getrennten Hildburghauser Bürgerschule, die er, nach baldiger Gründung eines eigenen Hausstandes, bis zu seiner Berufung als Professor und erster Lehrer an die Meininger Realschule 1841 mit fester Hand zu leiten und zu heben verstand. In dies Hildburghauser Jahrzehnt, dem sich als zweite größere und wichtigere Periode des Brückner’schen Wirkens vier Meininger Jahrzehnte anreihen, fällt sein erstes schriftstellerisches Schaffen. Es handelt sich um eine in seiner amtlichen Schulstellung erwachsene Arbeit: ein Lesebuch für Volksschulen; dann folgten eine Festschrift zur Begrüßung des 400jährigen Jubiläums der Buchdruckerkunst und vor allem sein „Handbuch der neuesten Erdbeschreibung“ (1837, Druck und Verlag des Bibliographischen Instituts in Hildburghausen. Mit einer Menge Tabellen, erklärenden Figuren in Holzschnitten und in Stahl gestochenen Karten. Cartonirt 3 Thaler)“. Es ist ganz die Ritter’sche culturgeschichtliche Art, doch conciser, in dem B. eigen gebliebenen gedrungenen Stil, der dann wieder auf kühnen Bildern reich in Fülle dahinströmt. Der geographische Stoff wird in vier Haupttheilen behandelt: 1. die Erde im Universum als Theil eines größeren Ganzen, 2. die Erde für sich als Ganzes, 3. die Erde in ihren größten Theilen, 4. die Erdtheile für sich. In Hildburghausen, das mit dem zugehörigen Herzogthum 1826 an Meiningen gefallen war, hatte sich 1828 auf Einladung des Herzogs Bernhard von Meiningen der bekannte volksthümliche, freisinnige Verleger Joseph Meyer niedergelassen, der mit seinen Classikerbändchen und Lieferungswerken neue publicistische Wege einschlug, und der Verlag jenes geographischen Handbuchs ist für Brückner’s weitere wissenschaftliche Laufbahn unter den armen kleinstaatlichen Verhältnissen wichtig geblieben.

Seine ersten Meininger Jahre waren durch häusliche Verhältnisse getrübt. Nicht nur war seine erste Ehe mit einer Tochter der angesehenen Hildburghäuser Juristenfamilie Hieronymi kinderlos, sondern es entwickelte sich auch bei angeerbter Familiendisposition ein Gemüthsleiden der Frau bis zu traurigem Abschluß. Erst eine nach längerer Trauer 1846 eingegangene zweite Ehe mit einer Tochter des auch schriftstellerisch bekannten Saalfelder Superintendenten Lomler (A. D. B. XIX, 150) brachte ihm völlige häusliche Befriedigung und Freude in der Erziehung eines Kinderpaares, Tochter und Sohn. Auch war er durch diese Ehe, da der Frau Schwester mit Staatsrath Oberländer vermählt war, in verwandtschaftliche Beziehungen zu angesehenen Familien des Beamtenkreises getreten. Wenn ihm auch trotz seines langen Lebens bei der glücklichen, aber kinderlosen Ehe der geistig hochstehenden Tochter Enkel zu schauen versagt blieb, so stärkte ihn doch die treueste Pflege, mit unermüdetem Fleiß seinen unablässigen Studien in häuslicher Behaglichkeit zu leben und dabei sich der Entwicklung seines Sohnes, eines Juristen, zu erfreuen und durch dessen Verlobung mit einer Tochter des humorvollen Hofarztes und ersten Medicinalbeamten Domrich, eines Schwiegersohnes des Jenenser Professors Exc. v. Hase, mit den erfreulichsten Hoffnungen für die zukünftige Stellung seiner Familie erfüllt als ein von der Landesherrschaft hochgeehrter Greis und als auch in weiten Kreisen populärer und anerkannter Mittelpunkt des wissenschaftlichen Lebens des Landes dahin zu scheiden. Auf dem Köpfchen, einer seinen Geburtsort überragenden Anhöhe mit weiter schöner Aussicht, rühmt eine Gedächtnißtafel B. als Verfasser der Meininger Landeskunde und des Henneberger Urkundenbuches. Es sind damit die Spitzen und Blüthen seiner [280] Meininger wissenschaftlichen Thätigkeit genannt, deren Entwicklung uns nun zu verzeichnen obliegt.

Der junge Herzog Bernhard von Meiningen hatte nach Selbstantritt der Regierung auf geistigem Gebiet zunächst dem höheren Schulwesen seine Pflege zugewandt und in seiner Residenz das Gymnasium Bernhardinum erst unter dem Astronom Schaubach, dann seit 1835 unter Seebeck und Peter reorganisirt und erweitert, so daß es unter ausgezeichneten Lehrkräften ein Anziehungspunkt für Auswärtige, namentlich auch für Fürstlichkeiten wurde. Es erhielten dort ihre Bildung z. B. der Fürst von Waldeck, die Grafen Kastell, Fürst Heinrich XIV. Reuß j. L., als dessen Erzieher damals auch der Dichter Julius Sturm in Meiningen weilte. Neben dem Gymnasium hatte der Herzog am 1. Mai 1838 eine sich allmählich von unten herauf entwickelnde höhere Bildungsanstalt mehr für die praktischen Lebensfächer, eine Realschule I. Ordnung entstehen lassen, welche zu Ostern 1841 mit Errichtung einer Selecta ihre Vollendung und Krönung empfing. Bei Errichtung der Selecta erhielt nun der Vorstand der Hildburghäuser Bürgerschule Professor Georg B. den Ruf als erster Lehrer an die Meininger Realschule. Die ihm zugetheilten Fächer waren Religion, Geschichte und Geographie, Mathematik, deutsche Sprache. Er wirkte anregend und energisch und benutzte zur Freude der Schüler sie als Mitarbeiter, jeglichen für seinen Heimathsort, bei genauester Erforschung des Landes. Die mit guter Handschrift argwöhnten freilich, häufiger mit Strafarbeiten zur Abschrift geschichtlicher Notizen bedacht zu sein, als die auch in der Handschrift lässigen Kameraden. Als die „Landeskunde des Herzogthums Meiningen“ von G. B. Erster Theil (die allgemeinen Verhältnisse des Landes) Meiningen 1851. Verlag von Brückner und Renner. „Karl Ritter gewidmet“ erschien und dann 1853 der zweite Theil (die Topographie), da betrachteten sich alle Schüler, alle Geistlichen und Lehrer des Landes, die irgend einen Beitrag geliefert hatten, als Mitarbeiter und wurden in Briefen zu Recensenten. Der bescheidene Verfasser, froh einen heimischen Verlag und 8 fl. Honorar für den Bogen bekommen zu haben, konnte nicht glauben, was man sich zuraunte, der Landesherr sei verstimmt, daß ihm nicht die Landeskunde gewidmet sei. Es war in der That ein Epoche machendes Werk geschaffen, nach Ritter’s Urtheil ein classisches Musterwerk. Mit der geographischen Darstellung des Landes war die historische Entwicklung seiner Verhältnisse verbunden, zu den nothwendigen trockenen statistischen Nachweisungen, die damals mangels eines statistischen Bureaus noch dazu äußerst schwierig zu erhalten waren, hatte der Verfasser eine Schilderung der nationalen Eigenthümlichkeiten des Volkes in seinem innersten Sein, Leben und Streben gesellt. Die hohe Werthschätzung dieses Werkes in den Regierungskreisen kam noch zum Ausdruck, als B. wegen seiner erschütterten Gesundheit seine Pensionirung beantragte. Er wurde am 31. März 1866 in ehrendster Weise mit vollem Gehalt – freilich nur 2400 Mk. – nach 25jähriger Thätigkeit als Professor (jedoch nicht als Archivar), in Meiningen zur Disposition gestellt, „mit Vorbehalt seiner Dienste für die Landeskunde nach Maßgabe seiner Gesundheit“, ja als er Anfang Mai 1866 Urlaub zum Gebrauch eines Seebades nachsuchte, wo er auch in Borkum Kräftigung fand, wurde erinnert, daß er nicht über anderen Privatarbeiten die Landeskunde zurückstellen möchte. Im Auftrag des schon oben genannten regierenden Fürsten Reuß XIV. j. L. erschien 1870 eine zweibändige „Landes- und Volkskunde des Fürstenthums Reuß j. L.“ von G. B., Hof- und Archivrath in Meiningen. Für die nach ganz gleichen Grundsätzen gefertigte fleißige Arbeit dankte ein Reußischer Orden, aber die Entfernung des Wohnsitzes und das höhere Alter des Verfassers [281] wirkten doch wol etwas ein, so daß dies Werk der Meininger Landeskunde nicht ganz gleichwerthig beurtheilt zu werden scheint. Sein reiches geographisches Wissen und sein großes Talent anschaulicher Schilderung auf dem Gebiet des Völkerlebens soll ferner hervortreten in einem illustrirten Werk, der Charakteristik Amerikas nach Land und Leuten, welches B. auf Anregen seines Freundes und Oberneubrunner Landsmanns, des Buchhändlers Witter in St. Louis für dessen Verlag verfaßte. Ist in beiden Landeskunden die Verschmelzung des geographischen und historischen Elementes bezeichnend, so ist schließlich hervorzuheben und nachzuweisen, daß Brückner’s Hauptthätigkeit immer der historischen Wissenschaft zugewandt war, speciell Meiningen und Henneberg, für welches ihn schon während seines Gymnasiallebens in Hennebergs alter Hauptstadt Schleusingen die Begeisterung eingeimpft sein muß. Von fünf Schulprogrammen, welche die Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Realgymnasiums als von B. verfaßt nennt, gibt das erste 1843 einen Beitrag zu einem hennebergischen Wörterbuch und das letzte 1863 bringt den traurigen Lebenslauf eines Meininger Rectors. 1850 behandelt die popponische Linie der Henneb. Grafen, 1855 das Wilhelmiterkloster Rosenthal oder Sinnershausen, 1862 die geringschätzige Behandlung des letzten Henneb. Grafen Georg Ernst im Queienfelder Bürgerkrieg. Der Bibliothekar und Archivar, auch Meininger Hofrath Ludwig Bechstein begründete 1832 den bald sehr thätigen hennebergischen alterthumsforschenden Verein und blieb dessen Director bis 1859. Er hatte in dieser Stellung den Geh. Cabinetsrath Frhr. v. Liliencron zum Nachfolger, während B. auf seinen Wunsch als Secretär die Fortsetzung der Herausgabe des 1842 von Schoeppach begonnenen hennebergischen Urkundenbuchs übernahm (auf dem Titelblatt des II. Bds. 1847 als Secretär neben Bibliothekar und Archivar L. Bechstein) und als solcher den III. Band 1857 und den IV. 1861 aus Vereinsmitteln edirte. Inzwischen war B. laut dem Titel als Bechstein’s Nachfolger Archivar des henneb. Gesammtarchivs geworden. Bei Edirung des V. Bandes, herausgegeben auf Kosten der sächsischen Regierungen 1866 (Vorwort vom 10. Jan.) trägt er den Titel Archivrath und erscheint als Vereinsdirector, wonach also v. Liliencron, der 13 Jahre (bis 1868) in Meiningen wirkte, damals schon das Directorat abgegeben hatte, weil zu beschäftigt für die Münchener historische Commission, durch die Herausgabe der Historischen Volkslieder der Deutschen vom 13.–16. Jahrh., deren I. Band Vorrede datirt Meiningen, 18. September 1865, III. Band Meiningen, 30. September 1867. Bei Herausgabe des VI. Bandes, wiederum mit Regierungsmitteln, 1873, September, erscheint B. als Hof- und Archivrath wie als Bibliothekar, auch in dieser Stellung v. Liliencron’s Nachfolger. Erst wer in Meiningen Archiv und Bibliothek unter Händen hat, verfügt über alle dort zugänglichen geschichtlichen Quellen und Hülfsmittel. Zu dem VII. Band, 1877 (15. Jan.) erschienen, hatten wieder die Regierungen die Druckkosten gewährt, aber er erschien nicht mehr „im Namen des henneb. alt. Vereins“, denn B. hatte sich veranlaßt gefunden, die Vereinsdirection niederzulegen durch Erklärung vom 22. September 1875 aus Gesundheitsrücksichten, wie es Bechstein ihm als Secretär gegenüber 1859 gethan, und „aus mehrfachen sehr wichtigen Gründen“. Die nicht zu verschweigende, bedauerliche Thatsache, daß B. sich verstimmt von der Leitung des Vereins zurückgezogen, für den er doch mit allen Fasern seiner Kraft unausgesetzt aufopfernd gearbeitet hat, läßt sich doch aus den Zeitverhältnissen begreifen. Wie aus politischer Erregung 1848 und 1849 die Vereinsthätigkeit lahm gelegt war, so war auch nach dem großen Brande von Meiningen, in dem auch die lagernden Druckexemplare der Vereinsschriften und der Brückner’schen Arbeiten [282] untergingen, wenig Interesse für die Vergangenheit, da alles mit der Gegenwart zu thun hatte, B. alles allein leisten mußte und es wohl dabei fühlbar an Anklang mangelte. Er erachtete seinen Rücktritt motivirt, „um so mehr als mir der Weg, meinerseits eine Versammlung des Vereins zu Stande zu bringen, nach der von mir in den letzt verflossenen Monaten gemachten Erfahrung vollkommen verlegt ist“. Die Ernennung zum Ehrenmitglied 1878 nahm er dankend an, und im Verein ist er stets als die durch drei Jahrzehnte unablässig wirkende Vereinsseele anerkannt und gefeiert, insonderheit in den biographischen Erinnerungsworten, die ihm Prof. Ad. Schaubach gewidmet hat in der Einladungsschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Vereins 1882, gesprochen im Todesjahr Brückner’s, am Jahrestag 1881. Es ist kaum glaublich, rühmt Schaubach, wie viel B. neben seinen Hauptwerken, den Landeskunden und dem hennebergischen Urkundenwerk, in zahlreichen kleinen Schriften mit eisernem rastlosen Fleiß geleistet hat, in den Vereinsjahresschriften, in den mit Bechstein herausgegebenen Denkwürdigkeiten für Thüringen und Franken, in dem schon 1844 und 1845 erschienenen historisch-statistischen Taschenbuch für Thüringen und Franken, in der Nürnberger Zeitschrift für deutsche Culturgeschichte, in der Dorfzeitung und anderen Localblättern. Ueber die Confessionen hin schloß er in solchem Streben wissenschaftliche Freundschaften, wie mit dem Domdechanten Benkert in Würzburg, die zu gegenseitigen häuslichen Besuchen führten. Hervorheben möchte ich ganz besonders in den neuen Beiträgen zur Geschichte deutschen Alterthums 1858 die sehr gediegene umfangreiche Arbeit „Grimmenthal als Wallfahrt und Hospital“ und dann die über die hennebergische Periode hinausgreifenden Meininger Geschichtsarbeiten als „Schiller in Bauerbach“, ferner das nur dem gründlichsten Kenner des Meininger alten Consistorialarchivs mögliche Pfarrbuch der Diöcesen Meiningen, Wasungen, Salzungen 1863 und endlich Themars 1871. Manuscript geblieben ist die für den regierenden Herzog von Meiningen geschriebene und im herzoglichen Besitz befindliche Biographie des Meininger Herzogs Anton Ulrich, für dessen Persönlichkeit B. ganz besonders begeistert war, so daß er darin wol etwas zu weit gegangen sein mag. Eine silberne Dose im Besitz der Familie erinnert an den fürstlichen Dank. B. war und blieb trotz seines weiten Gesichtskreises und bei aller Vielseitigkeit durch und durch Meininger. Auch seine Bildungsstätte, das Schleusinger Gymnasium, war damals noch Meininger Landesschule gewesen. In hohem Alter noch trat vertraulich an ihn die Versuchung heran, auf einige Jahre in anhaltinische Dienste zu treten zur Einordnung von neu nach Zerbst überführten Archivalien. Minister v. Krosigk hatte Brückner’s Gaben und Wirken in Meiningen so schätzen gelernt, daß er den Greis ehrenvoll in sein neues Wirkensgebiet zu ziehen suchte. In Meiningen war gerade eine Zeit der wissenschaftlichen Depression, wie schon oben gesagt ist, es war im Mai 1875. Es erfolgte ein dankbares Ablehnen, und die Sache blieb tief verschwiegen. Brückner’s Bedeutung für das Land und Gebiet seines Wirkens tritt auch darin hervor, daß die schmerzlich vermißte Fortsetzung des hennebergischen Urkundenwerks, der VIII. Band, den er bereits 1877 als in Angriff genommen ankündigte und an dem er bis zuletzt fleißig fortschreitend gearbeitet hat, trotz der günstigsten Arbeitslage für seinen Nachfolger am Archiv, bis heute noch nicht erschienen ist, und daß sich eigens ein Meininger Geschichtsverein mit dem nächsten Hauptzweck der Neubearbeitung der Meininger Landeskunde gebildet hat, und zwar ist beabsichtigt dadurch die Säcularfeier des Geburtstages Herzogs Bernhard II. zu verherrlichen, was freilich nur dann Sinn hat, wenn es wirklich um eine 2. Auflage unter Benutzung der zahlreichen handschriftlichen Verbesserungen des Verfassers [283] bei Wahrung des Verlagsvertrags sich handelt und nicht um Beseitigung und Ersatz durch eine Reihe von Einzelabhandlungen.

B. hat in der Geschichte gelebt und gewebt, und wenn umlaufenden Anekdoten zu trauen ist, unbewußt die alten Formen, etwa bei einer Wechselausstellung, für gültig gehalten und gebraucht, oder er wollte seine Tochter Marie in der Hofkirche getraut wissen, weil dies nach einer Verfügung Herzog Anton Ulrich’s über die Competenz der Hof- und Stadtgeistlichen Rechtens sei.

Seit seiner Schleusinger Gymnasialzeit mit einem schweren Magenleiden behaftet, das er selbst als Folge des hastigen heißen Wettessens als Alumnus auf der Communität im alten Kloster betrachtete, hat der fleißige Gelehrte doch unter Mühe und Arbeit das 80. Lebensjahr überschritten und sah den infolge der Kriegsstrapazen leidend gewordenen Schwiegersohn Oberstabsarzt Eschenbach noch vor sich dahinscheiden, ein dem Vaterland in Ergebung gebrachtes Opfer. Seiner, den man gewohnt war wie die verkörperte Geschichte einherwandeln zu sehen und der selbst als ehrenvolles Blatt der Geschichte seines Landes eingefügt ist, ist inzwischen an seinem Säculartage, am Geburtstage der Reformation 1900, den er in seinen Schleusinger Schülerjahren nach noch jetzt geltendem alten kursächsischen Brauch als allgemeinen Festtag feiern durfte, ehrend und dankbar, besonders in Schleusingen und Meiningen, gedacht worden.

Der Henn. A. V. Meiningen ließ als 15. Lief. seiner Neuen Beiträge eine Festschrift erscheinen mit Nachrichten aus Brückner’s Jugendzeit: M. Christian Juncker und sein hennebergisches Geschichtswerk von D. W. Germann. Mit Brückner’s und Juncker’s Bild und Facsimile. Meiningen 1900.