ADB:Broxtermann, Theobald Wilhelm

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Artikel „Broxtermann, Theobald Wilhelm“ von Karl Theodor von Heigel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 373–374, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Broxtermann,_Theobald_Wilhelm&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 03:13 Uhr UTC)
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Broxtermann: Theobald Wilhelm B., geb. im Juni 1771 zu Osnabrück, † 14. Sept. 1800, der Sohn eines Advocaten und Domsyndicus, trat schon als Knabe mit poetischen Versuchen in die Oeffentlichkeit. Sechzehn Jahre alt schrieb er das erzählende Gedicht: „Benno, Bischof von Osnabrück, ein Traum aus unserer Väter Zeit“, das Wieland der Aufnahme in den Teutschen Mercur würdigte und dem deutschen Publikum mit warmen Worten empfahl. In Göttingen studirte B. Jura, doch zog ihn poetische Thätigkeit mehr an als das mit Widerstreben auf Wunsch des Vaters gewählte Brotstudium; er vollendete auf der Universität das Epos: „Gustav Adolphs Tod“, und begann den „Wittekind“. Auch als er die Hochschule verlassen und sich in seiner Vaterstadt als Advocat immatriculirt hatte, widmete er seine Zeit lieber litterarischen und geschichtlichen [374] Studien als seiner Praxis, nicht entmuthigt durch die kühle Aufnahme, welche seinen Gedichten zu Theil wurde, im Gegensatz zum glänzenden Erfolg seiner ersten Versuche. Rastlos thätig, übertrug er einige Gesänge des Orlando Furioso in Hexameter, schrieb eine geschichtliche Abhandlung: „Alba’s Verwaltung der Niederlande“, versuchte sich auch im Drama. 1795 las er seinen Freunden das Schauspiel: „Ehrgefühl und Liebe oder der Cid“ vor, das einige Jahre später gegen Wissen und Willen des Dichters gedruckt erschien. Wenn auch darin das epische Element allzusehr vorherrscht und namentlich die Schlußwendung, wonach der von Rodrigo scheinbar erschlagene Vater der Geliebten durch die Künste eines Maurenarztes plötzlich dem Leben zurückgegeben wird, gerechtem Tadel unterzogen wurde, so zeigen doch auch hier manche Einzelheiten das frische Talent des jugendlichen Dichters. Da sein Vater ihm nicht gestattete, die Advocatur niederzulegen und die akademische Laufbahn zu betreten, flüchtete er aus den kleinlichen Verhältnissen seines Vaterhauses und seiner Vaterstadt und begab sich nach Holland, wo er unter dem Schleier einer wunderlichen Heimlichkeit im Dienste der neugestifteten batavischen Republik als Publicist thätig war. Da die in Aussicht gestellte Anstellung nicht erfolgte, wandte er sich nach Utrecht, wo er Vorlesungen über Naturrecht und Kantische Philosophie hielt. 1797 erhielt er durch Vermittlung eines Freundes die Stelle eines Archivars und Kanzleiraths bei dem Herzog Wilhelm von Pfalz-Birkenfeld, dem Bruder des nachmaligen Königs Max Joseph von Baiern. 1799 siedelte er mit seinem fürstlichen Gönner nach München über, wo ihm auch das Secretariat des bairischen Hausordens vom heil. Michael übertragen wurde. Er erfreute sich jetzt einer gesicherten Stellung, er gewann anregende Freunde, seinem Talent war ein weites Feld fruchtbarer Thätigkeit geboten. – Da starb er, noch nicht dreißig Jahre alt. Sein Epos „Wittekind“ ging bis auf ein kleines Fragment verloren, die übrigen Schriften wurden von Eduard Wedekind in einem Sammelband herausgegeben (Osnabrück 1841, mit Biographie Broxtermann’s). Wedekind legt den poetischen Verdiensten Broxtermann’s vielleicht zu hohe Bedeutung bei, da er nicht blos gegen den Dichter, sondern auch gegen den Landsmann Rücksichten der Pietät und Liebe zu erfüllen hat. „Der Osnabrücker“, sagt er, „ist gewohnt, seine drei großen Landsleute Justus Möser, Abt Jerusalem und Theobald Wilhelm B. stets mit einander im Munde zu führen.“ Außerhalb Osnabrück ist sein Name fast verschollen: wirklich Vollendetes hat er ja auch nie geschaffen, aber eine schöne und edle Natur offenbart sich in seinen Leistungen, eine wohlthuende Frische und Ursprünglichkeit, frei von eitler Dialektik und Geschraubtheit; besonders seine Gedichte in niederdeutscher Mundart verdienen dieses Lob.