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ADB:Bruder Hans

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Artikel „Hans, Bruder“ von Karl Bartsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 525, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bruder_Hans&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 23:34 Uhr UTC)
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Hans: Bruder H., Dichter, nach 1391, da er die in diesem Jahre canonisirte Brigitta, deren Revelationen er benutzte, als Heilige anführt. Er war ein Laienbruder in einem niederrheinischen Kloster, der der Mutter Gottes zu Liebe seine Frau verließ und in den geistlichen Stand trat. Wie seine stark ans Niederländische streifende Sprache ergibt, war er in der Gegend von Cleve heimisch; er selbst bezeichnet sich als Niederländer im Gegensatz zu dem rheinischen Oberland, welcher Gegensatz in jenen Gegenden noch heute festgehalten wird. Wir besitzen von H. sieben deutsche der Jungfrau Maria gewidmete Gedichte. Das Einleitungsgedicht ist in vier Sprachen, nämlich abwechselnd in deutschen, französischen, lateinischen und englischen Versen verfaßt; jede Strophe beginnt mit einem Worte des lateinischen englischen Grußes. Die fünf Hauptgedichte sind sämmtlich in der feierlichen, eines hohen Ansehens genießenden Titurelstrophe gedichtet und akrostichisch d. h. jede Strophe beginnt mit einem Buchstaben des englischen Grußes: jedes der fünf Gedichte zählt daher 100 Strophen. Das erste derselben enthält die ganze biblische Geschichte von Adam bis auf Maria und Christus; das zweite handelt von der Wunderkraft des Ave, die drei übrigen führen die Titel „Marien Gnade“, „Marien Staat“, „Marien Tanz“. Das siebente endlich, ebenfalls in Form eines Akrostichons, in einer eigenen kunstreichen sechzehnzeiligen Strophe mit nur zwei Reimen, heißt „Marien Glanz“. Mit der älteren Litteratur bekannt, erwähnt er Wolfram, Neidhart, Frauenlob, Boppe und einen sonst nicht bekannten Hans von Lothringen; aber trotz der kunstreichen Form hält er sich von der geschraubten Art der Nachahmer Wolframs fern, bleibt vielmehr einfach und schlicht, nur daß er durch die Künstlichkeit der Form veranlaßt, häufig seltene und wol auch selbstgeschaffene Worte anwendet.

Nach einer Petersburger Handschrift herausg. von R. Minzloff, Hannover 1863; vgl. dazu Bech in den Götting. Gel. Anz. 1863, St. 33. Zwei andere Hdschr. wies nach Bartsch in Pfeiffer’s Germania 12, 89. 24, 251.