ADB:Burgsdorff, Friedrich August Ludwig von
Gleditsch, welcher 1770 die erste theoretische Forstschule in Berlin gegründet hatte. Lange Zeit wollte es ihm, trotz seiner Familienverbindungen, seinen Sitten, gewandten Manieren – Dinge, welche damals wesentlich in die Wagschale fielen – nicht glücken, eine seinen Wünschen und Neigungen entsprechende Anstellung zu erhalten. Durch Kauf einer Forstsecretärstelle, mit welcher der Titel des Forstraths verbunden war, und der Verwaltung des kleinen Tegeler Reviers bei Berlin vom invaliden Hauptmann v. Ziegenhorn gelangte er endlich 1777 in einen Hafen. Hier legte er, angesteckt von der forstlichen Ausländerei, ziemlich ausgedehnte Plantagen an, richtete auch gleichzeitig zur Verbreitung fremder Holzarten (nach Pfeil mehr aus gewinnsüchtiger Absicht?) einen Samenhandel ein, welcher ihm – wegen der hohen Samenpreise – allerdings viel einbrachte. Angeregt durch die früheren forstbotanischen Studien unter Gleditsch und die im Tegeler Revier im Gebiete der Holzzucht gesammelten Erfahrungen begann er 1783 mit größeren schriftstellerischen Arbeiten. Seine Leistungen im Gebiete der Forstwirthschaft und Forstwissenschaft, insbesondere Forstbotanik – der damals vorherrschenden Richtung der aus der cameralistischen Schule hervorgegangenen Geister – lenkten ihm die Aufmerksamkeit des Königs Friedrich Wilhelm II. zu, welcher ihm 1787 den Auftrag ertheilte, „die unwissenden Jagdpagen in der Forstwissenschaft zu unterrichten“ und ein Forsthandbuch zu schreiben. B. hielt von nun ab als Director der Forstakademie zu Berlin öffentliche Vorlesungen, welche auch von Gliedern der höchsten Aristokratie, sogar Prinzen des königl. Hauses, eifrig besucht wurden. Sein Glücksstern war hiermit aufgegangen. Viele gelehrte Gesellschaften (zu Berlin, Mainz, Frankfurt, Celle, Halle, Leipzig, Petersburg, London etc.) ernannten ihn zu ihrem Mitglied, sogar die königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, an deren Bestrebungen Theil nehmen zu können ihm als Forstwirth (die Geisteswissenschaften verhielten sich damals gegen die technischen noch stark ablehnend) zur größten Ehre gereichte. 1792 wurde er zum wirklichen Oberforstmeister der Kurmark Brandenburg mit dem Titel Geheimerath befördert, in welcher Stellung er, hoch in Ansehen und Ehren, bis an sein Lebensende verblieb. – Burgsdorf’s Bedeutung ist doppelter Art. Er war Naturforscher, bez. Forstbotaniker und Forstwirth zugleich und wirkte in beiden Richtungen durch Wort, That und Schrift. Nicht nur durch seine bereits erwähnten Vorträge, sondern auch durch Anlage großartiger Pflanzwälder, ein sprechendes Zeugniß seines unermüdlichen Fleißes, denen er während seiner Revierverwaltung den größten Theil des Tages widmete, gab er seinen Zeitgenossen mächtige Anregungen [614] im Gebiete der Forstcultur. Die Burgsdorf’schen Kisten mit Sämereien und Pflanzen wanderten bis in ferne Wälder des cultivirten Europa. Bedeutsamer für die Nachwelt ist übrigens seine wissenschaftliche Thätigkeit. Schon 1780 lieferte er „Beiträge zur Erweiterung der Forstwissenschaft“ durch Bekanntmachung eines Holztaxationsinstruments. Sein „Versuch einer vollständigen Geschichte vorzüglicher Holzarten in systematischen Abhandlungen, zur Erweiterung der Naturkunde und Forsthaushaltungswissenschaft“ (mit einer empfehlenden Vorrede von Gleditsch – und mit reichen Kupfertafeln ausgestattet) ist geradezu Epoche machend. Der Plan des Werks war allerdings zu weitschichtig angelegt. Es erschienen nur zwei Theile: „Die Buche“ (1783) und „Die Eiche“ (1787 und 1800). Hier offenbart sich aber eine äußerst gründliche Forschung. Seine Beobachtungen entstammen wol zum größten Theil eigenen Erfahrungen. Im Vorbericht sagt der Verfasser: „Die Schreibart ist freilich nicht geschmückt; sie verräth, ich gestehe es aufrichtig, an vielen Stellen die Müdigkeit, mit der ich oft noch schreibe, weil ich die einzelnen Stunden, die mir am Tage übrig sind, zu den Beobachtungen, zum Zeichnen und zu Versuchen anwende. Es ist daher am Abend schwer, mit einer Munterkeit zu schildern, wodurch uns viele Schriften reizend sind, bei deren Ausarbeitung man zärtlicher in der Wahl der Stunden war etc.“ B. richtete eben sein Augenmerk mehr auf die Materie, als auf die Form. Das breite Fahrwasser des Encyklopädismus und der Nachschreiberei – worin es namentlich die Schreiber am grünen Tische weit gebracht – zu verlassen, eine Monographie deutscher Waldbäume zu übernehmen, Arbeitstheilung im Gebiete der Wissenschaft anzubahnen, war zu Ende des vorigen Jahrhunderts ein genialer Gedanke und die Durchführung des Werkes verdient – wenn man von einiger Breite absieht – noch heute die größte Anerkennung. Sein forstliches Hauptwerk ist das bereits erwähnte „Forsthandbuch oder allgemeiner theoretisch-praktischer Lehrbegriff sämmtlicher Försterwissenschaften“. 2 Bände, I. 1788 (4. Aufl. 1800) u. II. 1796 (5. Aufl. 1805). Hierzu gehört gewissermaßen eine „Einleitung in die Dendrologie“ (1800), ein Leitfaden beim Unterricht, bestimmt den Studirenden eine Uebersicht zu verschaffen. B. betont in dem Forsthandbuch, dessen I. Theil für den verwaltenden Förster, dessen II. Theil hingegen für den höheren Forstbeamten geschrieben ist, wie nothwendig es sei, daß sich der Forstwirth eine gründliche Bildung aneigne und verbreitet sich dann über die forstlichen Hülfs- und Fachwissenschaften. Am stärksten ist offenbar der forstbotanische Theil des Werkes, die Lehre von der Holzsaat, die Verbreitung fremder Holzarten etc., wozu der preuß. Oberforstmeister Fr. Ad. Julius v. Wangenheim, vormals hessischer Officier im amerikanischen Krieg, und Borowsky (s. o. S. 176) den Anstoß gegeben hatten. Die eigentliche Forsttechnik, namentlich die Betriebslehre, ist etwas kümmerlich ausgefallen. Das Werk leidet überdies an Breite. Außerdem ist noch anzuführen seine: „Anleitung zur sicheren Erziehung und zweckmäßigen Anpflanzung der einheimischen und fremden Holzarten“ etc., 2 Theile 1787. Der I. Theil verbreitet sich über das Grundsätzliche, der II. handelt die Holzarten in alphabetischer Reihenfolge ab. Hier befindet sich der Verfasser wieder auf seinem speciellen Gebiete; in Bezug auf die Behandlung der Holzarten in der Saat- und Pflanzenschule ist offenbar nichts geschrieben, was er nicht selbst ausgeführt hätte. Endlich lieferte B. auch (abgesehen von einigen sonstigen kleinen Abhandlungen, z. B. über das Umwerfen oder Ausroden der Waldbäume, 1801) Beiträge für die Akademie der Wissenschaften und für die Verhandlungen der naturforschenden Freunde zu Berlin.
Burgsdorf: Friedrich August Ludwig v. B., Forstwirth, geb. 23. März 1747 zu Leipzig, † 16. Juni 1802 zu Berlin. Einzig hinterlassener Sohn des gothaischen Oberjägermeisters Gottlieb v. B. zu Altenburg († 1754), trat er in früher Jugend in französische Kriegsdienste. Ein Unfall (nach Ersch und Gruber die tödtliche Verwundung eines Neffen des Generals Vallières, bei dem er als Adjutant eingetreten war, beim Spiel) nöthigte ihn zur Aufgabe der militärischen Laufbahn und wendete ihn dem Forstfach zu. Vielleicht ist in Bezug auf diese Wahl das väterliche Haus und der Zuspruch der Verwandten bestimmend gewesen. Er bestand seine Forst- und Jagdlehre von 1762 ab in Georgenthal (im gothaischen Antheil des Thüringerwaldes), wurde zwei Jahre später Jagdpage am gothaischen Hof, bereiste nach damaliger Sitte der jungen Edelleute von 1767 ab einen großen Theil des europäischen Continents (Deutschland, Holland, England, Frankreich), besuchte nach seiner Zurückkunft seine preußischen Verwandten und hörte forstbotanische Vorlesungen bei- Magazin für das Forst- und Jagdwesen, XII., Leipzig 1804 (Biogr. Dittmar’s). Pfeil, Die Forstgeschichte Preußens bis 1806, Leipzig 1839, S. 218–225. C. Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft, [615] München 1865, S. 561. Ratzeburg, Forstwiss. Schriftstellerlexikon, Berlin 1872, S. 98–101. A. Bernhardt, Geschichte der Forstwissenschaft etc., II. Bd., Berlin 1874, S. 148 u. 168.