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ADB:Erdmann, Oskar

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Artikel „Erdmann, Oskar“ von Wolfgang Golther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 391–392, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Erdmann,_Oskar&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 13:38 Uhr UTC)
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Erdmann: Oskar E., Germanist, wurde am 14. Februar 1846 zu Thorn geboren als Sohn des dortigen Predigers an der neustädtischen Kirche. Seine Schulbildung empfing er am Gymnasium zu Thorn. 1863 bezog er die Universität Leipzig, um classische und germanische Philologie zu studiren. Zarncke und G. Curtius waren seine Lehrer. 1865 kam er nach Berlin und hörte bei Müllenhoff, M. Haupt, Kirchhoff und Steinthal. In Königsberg brachte er seine germanistischen Studien unter Schade zum Abschluß und promovirte 1867 über die Syntax des Pindar. Ein Jahr war er Probecandidat in Königsberg und kam 1868 ans Gymnasium nach Graudenz. 1869 hatte die Wiener Akademie eine Preisaufgabe über die Syntax Otfrid’s gestellt, die E. siegreich löste. 1874–76 erschienen seine Untersuchungen über die Syntax der Sprache Otfrid’s. Darauf hin übertrug ihm Zacher die Otfridausgabe in der germanistischen Handbibliothek (Halle 1882 erschienen). 1880 wurde Erdmann’s Schrift „Ueber die Wiener und Heidelberger Handschrift des Otfrid“ in den Abhandlungen der Berliner Akademie veröffentlicht. E. war inzwischen (1874) ans Wilhelmsgymnasium zu Königsberg berufen worden und habilitirte sich 1883 an der Universität. Die zwiefache Berufslast war ihm drückend und so ging er gern als a.o. Professor 1885 nach Breslau. Bald brachte er seinen ersten Band der Grundzüge der deutschen Syntax zum Abschluß. Um seine äußere Lage zu verbessern, trat E. in Breslau in die Schriftleitung von „Nord und Süd“ ein. 1889 kam E. als ordentlicher Professor nach Kiel und übernahm dort mit Gering zusammen die Leitung der „Zeitschrift für deutsche Philologie“. Für den verstorbenen Lexer wurde ihm auch die Mitarbeit am Grimm’schen Wörterbuch übertragen. Am 13. Juni 1895 ereilte ihn ein frühzeitiger Tod im Alter von 49 Jahren.

Erdmann’s Hauptverdienst sind seine Otfridstudien. Er erkannte die Bedeutung der Wiener Handschrift, die eine vom Dichter selbst durchqebesserte Reinschrift darstellt. Vorzüglich ist die Otfridsyntax. Auch die Grundzüge der deutschen Syntax haben zum ersten Mal seit J. Grimm auf breiter vergleichender Grundlage dieses lang vernachlässigte Gebiet wieder fruchtbringend angebaut. In seinen Vorlesungen und in kleineren Abhandlungen und Anzeigen beschäftigte er sich mit altdeutschet Metrik und Grammatik, mit mhd. Dichtung, mit Klopstock, Lessing, Goethe und Schiller. Gehäufte Berufsgeschäfte und ein früher Tod haben die Ausführung verschiedener wissenschaftlicher [392] Pläne verhindert. Manche schöne Frucht, die ansetzte, ist nicht zur Reife gediehen.

Vgl. Gering, Zeitschrift für deutsche Philologie 28, 228 ff. – Wunderlich, Allg. Zeitung 1895, Beil. Nr. 167. – A. Ludwich, Erinnerungen an Oskar Erdmann, in der Festschrift z. 70. Geburtstage O. Schade’s. 1896, S. 153 ff.