ADB:Everdingen, Aldert van

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Artikel „Everdingen, Aldert van“ von Carl von Lemcke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 435, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Everdingen,_Aldert_van&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 14:23 Uhr UTC)
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Everdingen: Aldert van E. (1621 [?] bis 1675), der malerische Entdecker und Meister der nordischen Gebirgslandschaft, Bruder der gleichfalls zu Ruf gelangten Maler Cäsar und Jan v. E., ist zu Alkmaar, wie es heißt, im J. 1621 geboren. Er hatte zu Lehrern Roeland Savery in Utrecht und Pieter Molyn, den Vater des sogenannten Cavaliere Tempesta, und bildete sich bei ihnen für Landschaft und Figuren aus. Von Savery konnte er den Hinweis auf die Gebirgsnatur erhalten. Der Meister war in jüngeren Jahren im Dienst Kaiser Rudolfs II. gewesen und hatte zwei Jahre hindurch in Tirol seine berühmten Studien und Federzeichnungen gemacht. Pieter Molyn hatte sich in der Landschaft Jan van Goyen’s Stil angeschlossen. Dieser, Salomon und Isaak van Ruysdael, Cuyp, Wynants u. A. hatten das niederländische Landschafts- und Strandbild dem neuen Geist des Realismus entsprechend ausgebildet. E., ihr Nachfolger, wird Vorgänger von Jac. van Ruysdael, Hobbema, Backhuisen und anderen Genossen oder Schülern. Es heißt, daß er zufällig nach Norwegen gekommen sei, dahin verschlagen durch einen Sturm, als er zu Schiff eine Reise in die Ostsee machen wollte (nach Kopenhagen? hat er dort die trefflichen Bilder daselbst gemalt?). Während das Schiff seine Havarien ausbesserte, habe er seine nordischen Studien gemacht. Die Zeit wäre kurz gemessen gewesen. Man erklärt auch daraus die Abnahme in der Frische der Anschauung, die mit den Jahren für seine derartigen Bilder eintreten mußte. Wir würden übrigens dem Alkmaarer Schüler Savery’s zutrauen, daß er mit einer Reise nach Dänemark eine Studienreise nach Norwegen verbunden und nordische Gegenden nicht blos einmal wenige Wochen gesehen habe. Genug, daß er auch die nordische Felslandschaft der Kunst eroberte und deren Felshänge, Gießbäche und Wasserfälle, dunkle Tannenwälder, Lichtungen mit Mühlen, Holzhäusern etc. mit Vorliebe schilderte. Naturwahrheit ist für E. Aufgabe der Malerei; er ward darin ein Haupt der Haarlemer Schule; 1645 hat er sich auch in dieser Stadt niedergelassen. Die Beseelung der Landschaft gibt die Stimmung, in welche uns der Maler versetzt. Ernst, einfach, in den Meisterwerken groß, in schwächeren Stücken allerdings auch trocken und etws leer, hat E. sein neues Thema neben den Landschafts- und Strandbildern seiner Heimath behandelt. Später ist er von Haarlem nach Amsterdam gezogen und daselbst 1675 gestorben. Von seinen drei Söhnen sind, nach Houbraken, zwei ebenfalls Maler geworden. Der mittlere hieß Pieter. Außer den Bildern hat E. hochgeschätzte Zeichnungen, sodann 101 Radirungen von Landschaften und 57 Radirungen zu „Reinecke Fuchs“ hinterlassen. (Gottsched’s Uebersetzung zeigt noch dieselben.)

Lebensnachrichten bei Houbraken, De groote schouburgh etc. Van der Willigen, Artistes de Harlem. Allart van E., Catologue raisonné de toutes les estampes etc. par W. Drugulin. Leipz. 1873.