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ADB:Ruisdael, Jacob

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Artikel „Ruisdael, Jacob“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 630–631, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ruisdael,_Jacob&oldid=- (Version vom 5. Oktober 2024, 13:14 Uhr UTC)
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Ruisdael: Jacob R., einer der besten holländischen Landschaftsmaler, geboren in Harlem um 1625, † ebenda im März 1682. Der Künstler theilt mit anderen das Schicksal, daß über seine Lebensverhältnisse nur spärliche Angaben vorhanden sind. So ist gleich sein Geburtsjahr ein Zankapfel unter den Gelehrten gewesen; man nahm die Jahre 1630, 1635, ja sogar 1640 für dieses an, bis die kritische Untersuchung der Neuzeit es ungefähr auf 1625 setzen zu müssen glaubt. Auch in Bezug auf seine künstlerische Entwickelung sind noch nicht alle Räthsel gelöst. Nach Houbraken ließ ihn sein Vater die Heilkunde studiren. Die Neigung zog ihn zur Kunst. Man nennt A. von Everdingen seinen Lehrer; viel dürfte er auch von seinem Onkel Salomon gelernt haben. Nur wenige seiner Bilder sind mit Jahreszahlen versehen, sie reichen von 1646 bis 1669. Im J. 1648 wurde er in die Gilde in Harlem aufgenommen. Große Reisen scheint er nicht gemacht zu haben, wie auch sein Landsmann Waterloo einen engbegrenzten Raum seiner Thätigkeit beherrschte. Beide Künstler haben die Eigenschaft des Genies gemein, auch in der Begrenzung, die für ihren Geist keine Beschränkung war, Vortreffliches zu leisten. Houbraken weiß sehr wenig über unseren Künstler zu erzählen; er nennt ihn einen großen Freund N. Berchem’s und fügt hinzu, daß er die meiste Zeit seines Lebens in Amsterdam zugebracht habe.

Im J. 1659 befand er sich sicher in Amsterdam, da er in diesem Jahre das Bürgerrecht daselbst erworben hatte. Derselbe Schriftsteller erwähnt auch einen schönen Zug seines Charakters, daß er nämlich ledig blieb, um seinen Vater besser unterstützen zu können. Fortuna war nicht seine Freundin, meint Houbraken; seine Bilder scheinen bei seinen Zeitgenossen nicht in hohen Ehren gestanden zu sein. Die Kunstwerke unterliegen leider auch der Mode. Noch im vorigen Jahrhundert zahlte man für seine Bilder 20 Gulden und weniger, für die heutzutage 30 bis 50 000 Francs kaum reichen. Wie so viele Künstler ist R. auf den Nachruhm gewiesen, der ihm selbst persönlich nichts einbringt. Im J. 1681 verwendeten sich die Vorsteher der Mennonitengemeinde, deren Mitglied R. war, beim Harlemer Magistrat um einen Platz im Hospital für den Künstler, und erbieten sich für denselben so viel zahlen zu wollen, daß er einen anständigen Unterhalt daselbst finde. Diese Nothlage, die ihn an die Mildthätigkeit der Mitmenschen anweist, scheint den zartfühlenden Künstler hart berührt zu haben; nur einige Monate lebte er noch im Spital, wo er im März 1682 starb und am 14. dieses Monats in der St. Bavonkirche begraben wurde.

Das Hauptbestreben seiner Kunst ging dahin, die landschaftliche Natur in ihren wechselnden Scenerien auf der Leinwand wiederzugeben. Hierin ist er auch ein vollendeter Meister geworden. Seine frühesten Bilder sind leider durch Nachdunkeln sehr düster geworden, aber später kam er hinter das Geheimniß, seine Farben lebhaft zu erhalten. Seine Landschaft mit Bäumen in Braunschweig erscheint noch heute, als ob sie vor kurzem erst die Staffelei des Künstlers verlassen hätte. In der Darstellung von einzelnen Gehöften, Waldungen, Ebenen [631] mit Bächen oder Teichen verwebt er mit dem Gegenstande auch den vollen poetischen Reiz der Ruhe in der Natur. Mit Vorliebe wählt er die Küste von Scheveningen zum Vorwurf, oder die Umgebung von Harlem oder Amsterdam. Mit den eilenden Wolken, die er meisterhaft zu behandeln verstand, wechselt das Spiel des Lichtes und damit auch der Charakter der geschilderten Landschaft. Der Maler bleibt immer neu. Eine zweite, vom Künstler oft wiederholte Art von Vorwürfen sind seine zahlreichen Wasserfälle, die an die norwegischen Landschaften des Everdingen erinnern. Smith führt unter den 344 Bildern des Meisters über 70 Landschaften mit Wasserfällen an. Fast alle größeren Sammlungen besitzen eine oder mehrere derselben. Es werden freilich nicht alle von Smith erwähnten Bilder Anspruch erheben können, Werke seiner Hand zu sein und manche derselben als Falsificate auszuscheiden sein, da erwiesen ist, daß sich im vorigen Jahrhundert Fälscher gefunden haben, die sich auf Nachbildung unseres Meisters förmlich eingeübt haben. Auch das Monogramm des Meisters wurde oft gefälscht. Zu erwähnen bleibt noch, daß N. Berghem, Adr. van de Velde, Lingelbach, Ph. Wouveman Figuren in seine Bilder gemalt haben. Schließlich hat R. auch sieben Blätter radirt, die frei und geistreich behandelt sind und, besonders in frühen Abdrücken, hohe Preise erzielten. Die graphischen Künste haben überdies viele seiner Bilder den Kunstfreunden nahe gelegt und sind hier insbesondere die Stiche und Radirungen von le Bas, Boissieu, Blooteling, Haldenwang, Prestel u. a. hervorzuheben.

s. Houbraken. – Immerzeel. – Kramm. – Smith. – Bartsch.