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ADB:Fischer, Johann Martin

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Artikel „Fischer, (Johann) Martin“ von Heinrich Kábdebo in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 79–80, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fischer,_Johann_Martin&oldid=- (Version vom 2. Dezember 2024, 07:25 Uhr UTC)
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Fischer: (Johann) Martin F., Bildhauer, Professor der Anatomie an der Wiener Akademie der bildenden Künste, geboren zu Hopfen oder Bebele 1740 (?), gestorben zu Wien am 27. April 1820. (Anfragen in Hopfen und Bebele führten zu keinem Resultate.) Nach Fueßli’s Annalen der bildenden [80] Künste (Wien 1801, II. S. 32) war F. der Sohn eines Wirthschaftsbesitzers. Seine künstlerische Laufbahn begann er bei einem Dorfbildhauer, dann später (1760) kam er nach Wien an die Akademie und fand an Schletterer einen theilnahmsvollen Meister. Fischer’s Thätigkeit zerfällt in zwei Theile, in jene als Bildhauer und in die als Anatom; in letzterer Beziehung steht er zweifellos höher. Als Bildhauer verschaffte er sich bald Ansehen, namentlich brachte ihm die Sculptur Mutius Scävola im Schönbrunner Parke Anerkennung, obwol gerade diese unseren heutigen Anschauungen nicht so ganz entsprechen will. Von seinen sonstigen Werken seien noch erwähnt die Brunnenfiguren am Franciscanerplatze und am Graben in Wien. Besonders die erstere: „Moses schlägt Wasser aus dem Felsen“, kann als eines seiner besten Werke gelten. Von seinen anderen Arbeiten gibt Wurzbach’s Lexikon (IV. 245) Nachricht. Leider unterschätzt man in Wiener communalen Kreisen den Werth von Fischer’s Werken, weshalb dieselben der Oeffentlichkeit entzogen werden, wie z. B. die Brunnenfiguren am Hofe zu Wien, welche im J. 1877 abgetragen wurden. Als Anatom hatte F., wie schon erwähnt, bedeutendes Ansehen; er lernte von seinem Freunde, dem bekannten Anatom Prof. Dr. Joseph Barth, welcher ihm im Secirsaale Unterricht ertheilte. Im J. 1785 nun trat F. mit den Früchten dieses Studiums vor die Oeffentlichkeit, indem er jene berühmte „Muskelstatue“ modellirte, welche „durch ein halbes Jahrhundert der Canon der Bildhauer geblieben ist“ und von welcher Prof. Hyrtl sagt, daß sie an Genauigkeit und künstlerischem Werth die „Anatomie du gladiateur combattant“ von Salvage übertrifft. Die Figur mußte F. dann für die Akademien zu Mannheim, Leipzig, Dresden, Prag und St. Petersburg wiederholen. Auf Grund dieser bedeutenden Leistung wurde F. am 1. August 1785 zum Mitgliede und am 17. Mai 1786 zum Professor, später dann zum Rath der Akademie der bildenden Künste ernannt. Der Künstler publicirte 1786 eine „Erklärung der anatomischen Statue für Künstler“, welche 1804 und 1838 neue Auflagen erlebte, dann schrieb er auch eine „Darstellung des Knochenbaues von dem menschlichen Körper“ (Wien 1806). Beide Werke sind durch Kupfertafeln illustrirt. Fischer’s Vorlesungen aus der Anatomie waren sehr besucht und berühmt und Veit Schnorr sagt in seiner Erinnerung an die Akademie (Wieland’s Teutscher Merkur v. J. 1803): „Ich wohnte Fischer’s Vorlesungen über Skelet, Gypsanatomie und Cadaver bei, welche alle äußerst instructiv sind“.

S. Lützow, Geschichte der Akademie der bildenden Künste (Wien 1877). Weinkopf, Beschreibung der Akademie (Wien 1783).