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ADB:Gebler, Tobias Freiherr von

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Artikel „Gebler, Tobias Philipp Freiherr von“ von Wilhelm Creizenach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 484–485, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gebler,_Tobias_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 15:50 Uhr UTC)
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Gebler: Tobias Philipp Freiherr von G., Staatsmann und Schriftsteller wurde 1726 zu Zeulenroda im Reuß’schen geboren als Sohn des Kanzleidirectors Tobias G. Er studirte in Jena, Göttingen und Halle die Rechte und unternahm dann größere Reisen. 1748 erhielt er in Berlin die Stelle eines holländischen Legations-Secretärs. 1753 trat er in den österreichischen Staatsdienst über, in welchem er rasch emporstieg, nachdem er zur katholischen Kirche übergetreten war. Er bekleidete verschiedene höhere Staatsämter; 1782 wurde er zum wirklichen geheimen Rath und Vicekanzler der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei ernannt. 1763 wurde er in den Ritterstand, 1768 in den Freiherrnstand erhoben. In seiner amtlichen Thätigkeit hat er sich namentlich um das Schulwesen und das Polizeiwesen Verdienste erworben; die Deductions-Schriften, die er gegen die schwäbischen Reichsstände zu Gunsten der österreichischen Dominicalsteuer abfaßte, werden als gelehrte und gediegene Arbeiten gerühmt. Weit mehr als durch die Leistungen in seinem Berufsfach ist er jedoch dadurch bekannt geworden, daß er in Oesterreich eine regere Theilnahme an den geistigen Bestrebungen des übrigen Deutschland wachzurufen suchte. Er wirkte in dieser Richtung in ähnlichem Sinne wie Sonnenfels, indem er sich namentlich auch bemühte, seine persönlichen Verbindungen in Deutschland zur Herstellung eines lebhafteren Gedankenaustauschs zwischen deutschen und österreichischen Schriftstellern zu verwerthen. Freilich beging er ebenso wie manche andere Wiener den Fehler, sich mit der Klotz’schen Partei zu tief einzulassen; er compromittirte sich durch die Begünstigung des Klotzianers Riedel, dessen Berufung nach Wien einen so übeln Ausgang nehmen sollte. Den Fremden, welche Wien besuchten, war er ein freundlicher Führer und Berather; in diesem Sinne ward er auch in dem Briefwechsel zwischen Lessing und Eva König erwähnt, wenn auch Lessing an der Reinheit und Uneigennützigkeit seiner Absichten zweifelt und meint, daß bei seinen Bemühungen auch die Sorge um den eigenen Ruhm eine große Rolle spiele. Vor allem war Geblers Thätigkeit auf die Einführung des „regelmäßigen“ Theatergeschmacks in Wien gerichtet. Seine eigenen Versuche auf dem Gebiete der dramatischen Poesie (gesammelt unter dem Titel: „Des Freiherrn von G. theatralische Werke“ 3 Bde. 1773) wurden zu ihrer Zeit mit Beifall aufgenommen; mehrere wurden ins Französische übersetzt, das berühmteste „Der Minister“ sogar auch ins Italienische. Lessing hielt sehr wenig von diesen Stücken; für unsere Zeit sind sie nicht mehr recht genießbar. Sie sind ganz in der Manier der Dramen der sechziger Jahre gehalten, ohne eigentliche Originalität, ohne Geschick im Aufbau und in der Durchführung der Charaktere. In manchen Stücken zeigt sich G. als Nachahmer Diderots. Bei alledem verdienen sie Anerkennung als Zeugnisse des regen Eifers, den der vielbeschäftigte Staatsbeamte auf die Herstellung würdigerer Bühnenverhältnisse verwandte. G. † 1786 im sechzigsten Lebensjahr.

[485] Ueber Gebler’s Leben und Schriften vergl. Jördens’ Lexicon deutscher Dichter und Prosaisten Bd. II und Wurzbach’s biographisches Lexicon des Kaiserthums Oesterreich Bd. V. Ueber seine Verbindungen mit deutschen Gelehrten findet man interessante Nachweise in H. M. Richters’s „Geistesströmungen“ (Berlin 1875).