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ADB:Gensler, Günther

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Artikel „Gensler, Günther“ von Emil Benezé in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 284–285, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gensler,_G%C3%BCnther&oldid=- (Version vom 6. Dezember 2024, 10:35 Uhr UTC)
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Gensler: Johann Günther G., hamburgischer Bildnißmaler. Er wurde am 28. Februar 1803 als der älteste Sohn eines Goldplätters und Goldspinners geboren. In der behaglichen Häuslichkeit seiner tüchtigen Eltern hat sich bei ihm, wie bei seinen beiden Brüdern (s. unten) ein pflichttreues, besonnenes und wohlwollendes Wesen und eine gegenwarts- und heimathsfrohe Stimmung entwickelt. Nachdem er bei den einheimischen Künstlern Rachau und Gerdt Hardorff und nicht auf einer Akademie Unterricht erhalten, gewann er viel im Studium holländischer Porträtisten und Tizian’s bei einem Besuche Dresdens 1829 und der Niederlande 1837 und bei einer italienischen Reise. Die Aufsätze des gebildeten Mannes in den „Hamb. Nachrichten“ und seine Thätigkeit an verschiedenen Schulen haben zur Weckung des Kunstsinnes in seiner Vaterstadt viel beigetragen. Er starb am 28. Mai 1884. – Zwei von ihm sehr fein gemalte Kniestücke charakterisiren seinen gemüthstiefen, etwas träumerischen Vater und seine energischere, würdige Mutter mit großer Wahrheit und Tiefe. Seine Gruppenbilder fallen durch eine damals ungewöhnliche, an die Holländer erinnernde, natürliche und wohlmotivirte Gruppirung auf. Am gestaltenreichsten und bedeutendsten ist dasjenige von 1841, auf welchem man die Mitglieder des Hamb. Künstlervereins sieht, wie sie, um einen Tisch versammelt, die Vorlegung von Kunstblättern durch Martin Gensler erwarten. Ihre Haltung ist ohne alle Pose. Statt der zu dem harmlosen Vorgang passenden und augenscheinlich erstrebten Unbefangenheit in den Mienen findet man dagegen noch hie und da etwas vom Pathos des von G. bekämpften Historienbildes. Dieses Gemälde und Gensler’s beste Leistungen überhaupt befinden sich in der Kunsthalle zu Hamburg.

Johann Jacob G. (21. Jan. 1808 bis 26. Jan. 1845), Bruder des Vorigen. Er war Schüler Gerdt Hardorff’s und dann in Eutin Wilhelm Tischbein’s. Auf sein eigentliches Gebiet, die Darstellung des Volkslebens in seiner durch Landschafts- und Erwerbsverhältnisse bedingten Physiognomie, wurde er 1830 zusammen mit Hermann Kauffmann (s. d.) in München gewiesen, als er den Realisten Heß und Bürkel nähertrat. In der Heimath hat er dann statt der Gebirgsscenen das tägliche Treiben und Arbeiten der Blankeneser, Vierländer und Ostseefischer im Haus und im Freien beobachtet und in Zeichnungen, Radirungen, Aquarellen und Oelgemälden (Mondschein [285] am Strande, Heimkehr der Scheveninger Fischer, Spinnerinnen in Blankenese, Kirchhof in Ehestorf u. a.) treu wiedergegeben. Dabei verzichtete er, im Gegensatz zu den Süddeutschen, auf das novellistisch Anziehende, meist auch auf den leicht weichlich wirkenden Ton des Idyllischen und so gut wie ganz auf den des Romantischen.

Martin G. (9. Mai 1811 bis 14. Dec. 1881), Bruder von J. G. und J. J. Gensler. Seine Lehrer waren G. Hardorff und sein Bruder Günther. Ein Zeugniß von großem Talent und zugleich von seinem noch oft bewiesenen Interesse für malerische alte Architektur gab der bescheidene Künstler mit einem Aquarell des baufälligen Johannisklosters schon als Siebzehnjähriger. Mit solchen Neigungen hängt es auch zusammen, daß er in Düsseldorf 1836 der Ritter- und Klosterromantik für längere Zeit anheimfiel (vgl. z. B. „Wanderers Frage um Obdach“), wobei seine Technik starken Schaden nahm. Später lenkte er mehr in die Bahnen seines frühverstorbenen Bruders Jacob ein und nahm das Dasein der Bauern aus der Umgegend Hamburgs, aber auch derer aus dem westlichen und mittleren Deutschland zum Gegenstand sorgfältiger Aquarelle. – Einst dem Goldschmiedsberufe untreu geworden, bewies er doch Zeit seines Lebens viel Sinn für das Kunstgewerbe und hat er ihn litterarisch, ferner in Herstellung von mancherlei Entwürfen und endlich in der höchst verdienstvollen Begründung des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe bethätigt. Wie Jacob G. hat auch er nach dem großen Hamburger Brande eine größere Zahl von Dankesurkunden gezeichnet.

Alfred Lichtwark, Hermann Kauffmann und die Kunst in Hamburg von 1800–1850. München 1893, S. 60–65; – derselbe, Das Bildniß in Hamburg. Hamburg 1898. Bd. II, S. 175–186.