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ADB:Häser

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Artikel „Häser“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 740–741, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%A4ser&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:41 Uhr UTC)
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Häser. Eine gesegnete Musikerfamilie, die von Leipzig aus ihre Jünger nach allen Weltgegenden aussandte. Der Vater, Johann Georg, geboren am 11. Octbr. 1729 zu Gersdorf bei Görlitz, kam 1752 nach Leipzig um die Rechte zu studiren und durch Musikunterricht sich den Lebensunterhalt zu erwerben. Bald hing er aber die Juristerei an den Nagel und widmete sich ganz der Musik. 1763 als erster Violinist am sogenannten großen Concert unter Joh. Adam Hiller’s Direction angestellt, erhielt er bald darauf die Musikdirectorstelle am Leipziger Theater, 1785 noch diejenige an der Universitätskirche und erzog dabei sieben Kinder, von denen vier sich als Musiker auszeichneten. Er ist auch der Gründer des Fonds für alte und kranke Musiker, dessen Statuten-Entwurf er im J. 1786 machte und den er am 17. Juli desselben Jahres ins Leben rief. Als Orchester-Pensionsfonds besitzt derselbe heute ein Vermögen von 1½ Millionen Mark. Hoch geachtet und geehrt – unter andern feierte der Rector der Leipziger Universität, Dr. Ludwig,[WS 1] im J. 1802 die 50jährige Inscription Häser’s durch eine erneute Einschreibung – entschlief er am 15. März 1809, fast 80 Jahre alt.

Von seinen Kindern widmeten sich der Musik und bildeten sich unter seiner Leitung zu tüchtigen Musikern und Sängern aus: Johann Friedrich H., geb. 1775 zu Leipzig, war Organist an der reformirten Kirche daselbst und starb 1801. – Karl Georg H., geb. 1777 zu Leipzig, war Schauspieler und Baßsänger an verschiedenen Theatern. – August Ferdinand H., geb. am 15. Octbr. 1779 zu Leipzig, war zuerst Cantor und Musikdirector zu Lemgo (Westfalen), zeichnete sich aber auch als Mathematiker aus. Im J. 1804 verheirathete er sich, lebte dann von 1806–1813 in Italien, kehrte darauf wieder nach Deutschland zurück und nahm erst im J. 1818 eine Professorstelle am Gymnasium zu Weimar als Mathematiker und Lehrer der italienischen Sprache an. Mit dem weimar’schen Hofe in Verbindung stehend, wurde ihm mannigfache Gelegenheit geboten seine musikalische Begabung und Kenntnisse zu verwerthen. 1829 nahm er sogar die Dirigentenstelle an der Hauptkirche Weimars an. Er starb am 1. Novbr. 1844 daselbst. Seine zahlreichen im Drucke hinterlassenen Werke bestehen außer einigen Schulrechnenbüchern, aus Schriften über die Ausbildung der menschlichen Stimme und Compositionen von größeren und kleineren Gesangwerken, [741] Orchester-Sätzen, Liedern und Clavierstücken, die bei Breitkopf und Härtel, Hofmeister, Schott u. a. erschienen sind. – Christian Wilhelm H., geb. den 24. Decbr. 1781 zu Leipzig,[1][2] studirte die Rechte, sprang aber wie sein Vater ab und wandte sich der Musik zu, studirte unter Schicht Contrapunkt und Composition, debütirte 1802 als Baßsänger am Theater in Leipzig, ging 1804 in gleicher Eigenschaft ans Theater in Prag und wurde 1807 nach dem Tode Guardasoni’s erster Bassist. Abwechselnd in Breslau, Wien und Stuttgart angestellt, verschwand er dann von der Bühne und damit auch aus dem Gedächtniß der Menschen. Mit Glück trat er auch als Operncomponist und Dichter zugleich auf. Sein Pygmalion, in dem er selbst mitwirkte, die Oper: Der Geburtstag, erfreuten sich eine Zeit lang der Gunst des Publikums. Auch Solfeggien gab er heraus, übersetzte einige Dramen Schiller’s und Goethe’s ins Italienische, schrieb die Textbücher zu Marschner’s Vampyr, Ries’ Braut von Messina u. a. – Charlotte Henriette H., geb. den 24. Jan. 1784, trat 1800 als Concertsängerin auf und wurde später eine gefeierte Primadonna, die sogar im Lande des Gesanges, in Italien, um 1808 unerhörte Erfolge sich erwarb. Um 1812 verheirathete sie sich mit dem Rechtsgelehrten Joseph Vero und erwarb sich später unter dem neuen Namen neue Triumphe. Seit 1831 lebte sie zurückgezogen in Rom. In der musikalischen Zeitschrift „Caecilia“ (Mainz bei Schott) findet sich im 13. Bd. S. 65 (1831) eine kleine Novelle „Die Sängerin“, die von ihr geschrieben sein soll. Sie enthält Wahrheit und Dichtung aus ihrem eigenen Leben. – Heinrich H., den 15. Octbr. 1811 in Rom geboren, jetzt Professor der Medicin in Breslau, ist ein Sohn August Ferdinands. Auch er hat der Musik seinen Tribut dargebracht mit der Abhandlung „Ueber die menschliche Stimme, ihre Organe, ihre Ausbildung, Pflege und Erhaltung“, 1839. – Mathilde H., eine Tochter Christian Wilhelms, war eine beliebte Sängerin am Theater in Weimar und 1834 in Gotha. – Karl H., Sohn Christ. Wilhelms, den 14. März 1818 geboren, war Violinist an der königlichen Capelle in Stuttgart. – Gustav H., Sohn Christ. Wilhelms, war Tenorist am Theater in Stuttgart, später in Jena. Er gab auch einige Lieder mit Pianofortebegleitung heraus.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 741. Z. 3 v. o. hinzuzufügen: † zu Stuttgart am 2. Juni 1867. [Bd. 33, S. 796]
  2. S. 741. Z. 3 v. o. zuzufügen: † zu Stuttgart den 2. Juni 1867. [Bd. 45, S. 667]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Christian Friedrich Ludwig (1757–1823), Professor der Chirurgie in Leipzig.