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ADB:Hagemeister, Johann Gottfried Lukas

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Artikel „Hagemeister, Johann Gottfried Lucas“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 331–332, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hagemeister,_Johann_Gottfried_Lukas&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 03:15 Uhr UTC)
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Hagemeister: Johann Gottfried Lucas H., Dr., ein Bruder des Staatsrathes Emanuel Friedrich H., war am 15. Januar 1762 in Greifswald geboren und zeigte schon in seiner Jugend eine große Begabung für die Poesie, für welche er auch, als er das Gymnasium besuchte, von dem damaligen Rector Theoph. Cöl. Piper (s. d. Biogr.), einem ebenfalls dichterisch begeisterten Manne, eine willkommene Anregung empfing, während ihn eine innige Freundschaft mit den beiden namhaften Philologen Chr. W. Ahlwardt (s. d. Biogr.) und A. C. Niz verband. Mit beiden widmete er sich, nachdem er 1779 die Universität besuchte, außer philologischen und von Muhrbeck angeregten philosophischen Studien, besonders der englischen und romanischen Litteratur und fühlte sich aufs Tiefste von Shakespeare’s Tragödien ergriffen. Bald begann er auch für das von M. Raufseysen (s. d. Biogr.)[WS 1] geleitete Theater der Studirenden auf der Schonenfahrercompagnie Schauspiele zu verfassen und wirkte auch selbst bei den Darstellungen, u. A. als Crugantino in Goethe’s „Claudine von Villabella“, mit. Die jener Zeit angehörenden Dichtungen, u. a. „Theodor und Adelgunde“, sind jedoch verloren. Nachdem er dann seit 1782 in Halle Geschichte und Aesthetik, sowie die hebräische Sprache unter Mangelsdorf[WS 2], Eberhard und Güte studirt und sich auch beim Director Türk musikalisch ausgebildet hatte, begab er sich 1784 nach Berlin, wo er an dem unter Spalding’s, Wackenroder’s und Müchler’s Leitung stehenden Schindler’schen Waisenhause die erste Lehrerstelle erhielt, und dort in alten und neueren Sprachen, sowie in der Geschichte unterrichtete. In diesem Amte erwarb er sich zwar die lebhafte Zuneigung seiner Schüler, vermochte sich jedoch in der Folge, bei seinem Hange zur ungebundenen Lebensweise, nicht an die strenge Ordnung der Schule zu binden und lebte seit 1789 nur litterarisch thätig in Berlin oder auf Reisen in Hamburg, Kassel und Weimar, betheiligte sich auch an der deutschen Uebersetzung der Werke Friedrichs II. (1788, Bd. 1–15). Vom Besuche des Berliner Theaters und seinem Umgange mit Bühnenkünstlern angeregt, widmete er sich aufs neue mit erhöhtem Eifer der dramatischen Dichtung; seine beiden ersten Stücke „Der Prüfstein“ und „Der Tod des Pausanias“ (h. i. Pom. Archiv v. Hahn u. Pauli 1785) zeigen einen ähnlich der Antike zugewendeten Sinn, wie er uns in Schiller’s „Fiesco“ entgegentritt; dagegen sind seine folgenden Dramen „Die Jesuiten“ (1787) und „Johann v. Procida“ (1791) von dem Geiste der französischen Revolution erfüllt, der ihn, gleich anderen Idealisten seiner Zeit, beherrschte. Zugleich erschien (1789) von ihm [332] eine Uebersetzung von Lillo’s „Kaufmann von London“. Neben dieser productiven Thätigkeit übte er auch eine feine Kritik in einer von ihm herausgeg. Zeitschrift „Dramaturgisches Wochenblatt“ (1792) und in einem „Journal für Gemeingeist“ (1792), in dem auch sein Drama „Das Gelübde“ erschien. Ebenso versuchte er sich im Lustspiel durch „Das Lotterieloos“ (1791) und in lyrischen Dichtungen, welche im Stile von Schiller’s Jugendarbeiten geschrieben und nur im Manuscript (mit Ausnahme einiger Oden, u. a. „Säcularode“, „An einen Neugebornen“) erhalten sind. Von Berlin 1792 heimkehrend, lebte er zuerst auf Rügen beim Präpositus Schwarz auf Wiek, wo er auch E. M. Arndt kennen lernte, wurde dann zum Doctor promovirt, 1798 Conrector, 1802 Rector in Anklam und starb am 4. August 1806. In seinen letzten „Römischen Dichtungen“ (1794), d. h. „Romulus“, „Die Volkswahl“, „Brutus und seine Söhne“, zeigt er dieselbe antike Richtung, wie in seinen Jugendarbeiten.

Familiennachrichten; Rühs, Nekrolog in Eurynome und Nemesis, 1808, H. 1; Biederstedt, Nachr. v. Neuvorpom. Gel., p. 75; Goedeke, Grundriß, I. p. 1066, hat mehrere unrichtigen Angaben: „Waldemar“ und „Der Graf von Deutschland“ sind nicht von H., die Uebersetzungen von Vertot’s „Gustav Wasa“ und „Johann v. Braganza“ sind von C. W. Ahlwardt verfaßt.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. kein Artikel in der ADB
  2. Karl Ehregott Andreas Mangelsdorf (1748-1802), Pädagoge, Rhetoriker und Historiker.