ADB:Hallberger, Eduard von
L. W. Fr. Hallberger (s. A. D. B. X, 418). Im väterlichen Geschäft hat er, nachdem er seine Vorbildung auf dem Stuttgarter Gymnasium erhalten, [722] auch das Aeußerliche seines Berufs, ein eifriger Schüler am Setzkasten und Comptoirpult, erlernt. Dann diente er in auswärtigen Buchhandlungen in Potsdam und Berlin, kehrte 1847 nach Stuttgart zurück und gründete, nachdem er sich verehelicht hatte, ein eigenes Geschäft, das zunächst hauptsächlich die Jugendlitteratur (Jugendalbum, Weihnachtsblüthen) und die Volkslitteratur (Deutscher Volkskalender von Hoffmann, Soldatenkalender von Hackländer) pflegte. Da ist auch schon der betreffende Schriftstellername genannt, der 1858 mit glücklichem Griff an die Spitze der illustrirten Zeitung „Ueber Land und Meer“ gestellt wurde, nachdem H. schon mit der „Illustrirten Welt“ 1853 gezeigt hatte, wie er es verstand, derartigen Unternehmungen einen Aufschwung ins große zu geben. „Ueber Land und Meer“ sollte wie die „Gartenlaube“ für Keil, wie der „Kladderadatsch“ für Hofmann, für Eduard H. die Grundlage seines später so colossalen Geschäfts und seines großen Vermögens werden. Treffliche Kräfte standen ihm zur Seite und es gibt unter den deutschen Schriftstellern wol kaum einen Namen von Bedeutung, der für H. nicht gearbeitet hat. Neben Freiligrath sind Gutzkow, Paul Lindau, Otto Müller, Höfer, Raabe, Dingelstedt, Schmid, Wachenhusen, Grosse, Detlef, Samarow u. s. w. zu nennen. Der bedeutendste ist wol Georg Ebers, dessen Romane sämmtlich im Hallberger’schen Verlag erschienen sind. Ein gewagter Schritt war es, als H. den Abonnementspreis von „Ueber Land und Meer“ auf die Hälfte herabsetzte und zugleich den Umfang fast auf das doppelte erhöhte. Es gelang; die Zeitschrift erlangte eine colossale, bis dahin bei ähnlichen Unternehmungen noch nie dagewesene Verbreitung. Ermuthigt durch den Erfolg, entschloß sich H. zur Herausgabe einer ganzen Reihe illustrativer Prachtwerke, wie: Doré’s Bibel, Gilbert’s Shakespeare, Schiller, Goethe, Ebers’ Aegypten und Palästina. Dazu kam noch ein reicher musikalischer Verlag. H. war aber nicht allein ein großer Buchhändler, sondern auch Großindustrieller und Großgrundbesitzer; er besaß Papierfabriken in Salach und Wildbad, ein Eisenwerk in Schlesien, ein Ziegelwerk u. a. m. Zu mancher bedeutenden Schöpfung in Stuttgart, zur Pferdebahn, zum Kohlenbezug in Masse u. dgl. hat er Anstoß und Förderung gegeben, von zahlreichen Actiengesellschaften war er thätiges oder Verwaltungsrathsmitglied. Der Mann, der so großes im Leben betrieb und erreichte, war persönlich eine bescheidene Natur, feinfühlig, gemüthvoll, menschenfreundlich. Sein Haus war eine gastliche Stätte für die ihm befreundeten Schriftsteller und Künstler; auch auf seinem herrlichen Landsitz am Starnberger See in Tutzing, wo er zumeist die Sommermonate verlebte, und wo er am 28. August 1880 das Zeitliche segnete, vereinigte er stets um sich eine Schaar geistreicher Menschen, die seine Gastfreundschaft in angenehmster Weise genießen durften.
Hallberger: Eduard H., Buchhändler, kgl. württ. Geh. Commerzienrath, geboren zu Stuttgart am 22. März 1822 als der Sohn des BuchhändlersEduard’s Bruder Karl H., sein treuer Mitarbeiter im Geschäft, verlebte in jüngeren Jahren einige Zeit in Amerika, um die dortige Betriebsweise kennen zu lernen und trat dann ins Geschäft ein, welches nach dem Tode Eduard’s in eine Actiengesellschaft umgewandelt wurde, an deren Spitze Karl stand; er starb zu Frankfurt a. M. am 17. Februar 1890, 66 Jahre alt.
- Schw. Merkur 1880, S. 1545; 1890, S. 317. – Gegenwart 18, S. 164 ff. – Börsenblatt f. d. deutschen Buchh. 1880, Nr. 224.