ADB:Heinrich I. (Herr von Glogau)
Heinrich I. und II. mitrechnen). Bei dem Tode seines Vaters Konrad 1273 oder 74, fallen ihm die Gebiete von Glogau, Grünberg, Schwiebus und Fraustadt zu, er beerbte dann seinen 1289 bei Siewierz gefallenen Bruder Primko von Steinau und suchte, als sein anderer Bruder Konrad zum Dompropst von Breslau gewählt war, 1287 auch dessen Landantheil Sagan zu erwerben, was jedoch die Vasallen dieses Fürstenthums verhinderten, so daß dasselbe bis zum Tode Konrads 1304 in dessen Besitze blieb. Ueber sein Verhältniß zu dem mächtigen Heinrich IV. von Breslau erfahren wir nur von seiner Gefangennehmung durch den Letzteren 1281, der aber baldige Freilassung folgte (vgl. die Biographie Heinrichs V.). Im Gegensatze zu seinem Bruder Primko und seinem Vetter von Liegnitz bleibt er den Unternehmungen Heinrichs IV. ganz fern, vielmehr weiß er während des großen Kampfes des Breslauer Herzogs mit der Geistlichkeit sich mit der Letzteren so gut zu stellen, daß in dem Testamente Heinrichs IV., der einen jener beiden merkwürdigen Urkunden, durch welche man den sterbenden Fürsten an seinem Todestage 23. Juni 1290 Alles preisgeben ließ, was er sein Leben lang erstrebt hatte, H. von Glogau als Universalerbe der schlesischen Besitzthümer seines Vetters genannt wurde. Es war dafür nicht mehr als billig, daß er als der erste schlesische Fürst die andere jener beiden fragwürdigen Urkunden, nämlich das große Privileg des Breslauer Bisthums feierlich anerkannte und bestätigte. Und obwol nun sein Versuch sich Breslaus unmittelbar nach dem Tode Heinrichs IV. zu bemächtigen, an der feindseligen Gesinnung der Bürgerschaft und des Landadels, welche Heinrich von Liegnitz zum Herzoge begehrten, scheiterte, und er selbst bald nachher (vermuthlich um 1292) in Händel mit der Geistlichkeit kam, die ihm sogar den Bann der Kirche zuzogen, so suchte er doch jenen Anspruch festhaltend durch immer wieder erneute Feindseligkeiten seinen Vetter wo nicht [613] zur Abtretung des Herzogthums Breslau, so doch wenigstens zu ansehnlichen Landabtretungen zu nöthigen, und kam so auch wirklich in den Besitz des größten Theils der Gebiete von Hainau, Bunzlau und Naumburg am Bober, mit Zubehör auf dem linken, sowie der Orte Wartenberg, Auras, Trebnitz, Militsch und Sandewalde auf dem rechten Oderufer, doch damit noch nicht zufrieden, wußte er im J. 1294, nachdem es ihm unter Benutzung des verrätherischen Lutko (vgl. die Biographie Heinrichs V.) gelungen war, den Breslauer Herzog in seine Gewalt zu bekommen (1294), von diesem durch eine barbarische Haft die Abtretung von Oels, Bernstadt, Namslau, Constadt, Kreuzburg, Pitschen, Landsberg, Schwirz zu erzwingen. Aus dem bei dieser Gelegenheit und früher abgetretenen Gebiet auf dem rechten Oderufer bis zur Weida entstand dann ein neues Herzogthum, Oels, welches seitdem in der Glogauer Linie vererbte. Bald sollten sich H. von Glogau noch umfassendere Aussichten eröffnen. In Polen hatte sein Oheim Premysl von Großpolen dem in den Besitz von Krakau gelangten Böhmenkönig Wenzel die Herrschaft über Polen streitig gemacht und war wirklich am 26. Juli 1295 in Gnesen als König von Polen gekrönt worden. Nach seiner Ermordung am 6. Febr. 1296 trat als Erbe seiner Ansprüche auf Grund einer früheren Zusage Premysl’s sein Vetter H. von Glogau auf. Allerdings erfahren wir von einem Vertrage vom 10. März 1296, vermöge dessen ein anderer Kronprätendent Wladislaw Lokietek dem Herzoge H. durch Abtretung des großpolnischen Landes westlich von der Obra und die Zusage seinem Sohne das Herzogthum Posen zu überlassen, seine Ansprüche abkaufte, doch sehen wir H. noch weiterhin Ansprüche auf das ganze Landgebiet seines Oheims erheben und deswegen in weitere Händel mit Wladislaw verwickelt werden. Diese Kämpfe benutzte dann Bolko von Schweidnitz um als Vormund der minderjährigen Söhne des 1296 gestorbenen Heinrichs V. dem Glogauer Herzog von dem, was derselbe 1294 Jenem abgepreßt hatte, wenigstens die niederschlesischen Landestheile wieder zu entreißen. In dem Kampfe um die polnische Krone vermochte H., obwol er an seine frühere Politik anknüpfend die Geistlichkeit durch Verheißung umfassender Begünstigungen für sich zu gewinnen trachtete, es ebensowenig wie Wladislaw gegen König Wenzel aufzukommen, doch behauptete er sich im Besitze von Posen und Kalisch, und mochte, nachdem auch Sagan 1304 nach dem Tode seines Bruders Konrad an ihn gefallen war, wol für den mächtigsten schlesischen Fürsten gelten. Es wird Herzog H. nachgerühmt, daß er gesetzliche Zustände in seinen Landen mit starker Hand aufrecht erhalten und dem Räuberwesen mit Strenge gewehrt habe. Die Städte seines Landes, vor allem Glogau, danken ihm große Freiheiten und die Geistlichkeit zahlreiche Schenkungen, in Glogau hat er ein Kloster der Clarisserinnen neu gegründet (1307). Er heirathete 1292 Mechtild, die Tochter Herzog Albrechts von Braunschweig-Lüneburg, die ihm 5 Söhne und 4 Töchter geboren hat.
Heinrich I., Herzog von Schlesien-Glogau, zuletzt auch Herzog von Polen, stirbt am 9. Decbr. 1309 (als Herzog von Glogau der Erste seines Namens, doch nicht selten als der Dritte bezeichnet von Solchen, welche die über den ungetheilten Landbesitz herrschenden Fürsten