Zum Inhalt springen

ADB:Hittorp, Gottfried

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hittorp, Gottfried“ von Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 506–507, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hittorp,_Gottfried&oldid=- (Version vom 7. Dezember 2024, 05:32 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hittorff, Jakob Ignaz
Nächster>>>
Hittorp, Melchior
Band 12 (1880), S. 506–507 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand März 2015, suchen)
Gottfried Hittorp in Wikidata
GND-Nummer 121619664
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|506|507|Hittorp, Gottfried|Ernst Kelchner|ADB:Hittorp, Gottfried}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=121619664}}    

Hittorp: Gottfried (Gotthardt, Goddert) H., einer der bedeutendsten Verlagsbuchhändler des anfangenden 16. Jahrhunderts, geb. zu Köln als Sohn eines Patriciers 1490 (nicht 1485), † am Juni 1573. Er begegnet uns zuerst zu Paris, wo er an der Universität gelehrten Studien oblag, wie er sich denn auch später auf seinen Verlagswerken Magister und Licentiat nennt. Vielleicht ermuntert durch das Beispiel seines Landsmannes, des Buchhändlers Johann Rauersberg in Paris, verband er sich hier mit einem anderen kölnischen Landsmann, seinem Studiengenossen Ludwig Horncken, zu einem Verlagsgeschäft, dessen erste Publication, „Joh. Boccaccii genealogia ejusdemque liber de montibus, silvis etc.“ fol. 1511 erschien. Das Pariser Verkaufslocal wird bezeichnet: „Vicus St. Jacobi sub intersignio trium coronarum foelicis Coloniae“. Gedruckt wurden die Bücher dieses Verlages bei Phil. v. Kreuznach (auch einem Kölner Landsmann) und anderen Pariser Druckern. Aber schon 1512 hatten die Genossen auch in Köln eine Niederlage errichtet „retro majorem ecclesiam sub intersignio cuniculi“ und um das gleiche Jahr scheint H. nach Köln zur Leitung des dortigen Geschäftes zurückgekehrt zu sein. Auch Horncken scheint ihm schon 1513 dahin gefolgt zu sein (auf einem 1513 gedruckten Werke bezeichnet er sich als Bibliothecarius Coloniensis), Horncken verlegte hier theils für eigene Rechnung, theils und zwar bis 1521 (vielleicht seinem Todesjahr) gemeinschaftlich mit H. – Hittorp’s Thätigkeit aber breitete sich seit 1521 erst recht aus. Er beschäftigte neben Pariser und anderen auswärtigen Pressen auch diejenigen seiner Kölner Mitbürger, Jaspar Gennep, Joh. Heyl, Hero Fuchs (Alopecius), Johann von Kempen und hauptsächlich die des Eucharius Hirtzhorn (Hirschhorn, Cervicornus). Mit diesem scheint er in engerer Geschäftsverbindung gestanden zu haben, denn durch ihn ließ er öfters seine Meßgeschäfte besorgen. Mit ihm zusammen ward er auch 1534 von Hieron. Froben und Episcopius in Basel wegen einer Ausgabe des Josephus (de bello Jud.) in einen Nachdrucksproceß verwickelt, der 1537, wir wissen nicht wie, endete. Die Reichskammergerichtsacten dieses Processes hat P. Wigand (Wetzlar. Beiträge für Gesch. u. Rechtsalterth., Heft III. S. 231 ff.) veröffentlicht. H. verlegte anfänglich fast nur Werke der classischen Litteratur; den Text des 1521 verlegten Macrobius hatte er selbst mit Arnoldus Vesaliensis besorgt. Auch den Quintilian edirte er selbst, mit einer Widmung an Melanchthon. Seit 1526 wandte er sich mehr der theologischen Litteratur zu z. B. Augustinus, 1527; Basilius, 1531; Theophylactus, 1532; des Lützenburger „Catalogus haereticorum“. Zum Verlassen des Verlags classischer Schriftsteller scheint ihn die geringe Theilnahme bewogen zu haben, welche an der Kölner Universität für die humanistischen Studien herrschte; vielleicht auch die zunehmende Schärfe der kölnischen Censur. Seine Verlegerthätigkeit scheint er 1551 mit einer Ausgabe des Thucydides und des Platina Vitae pontificum beschlossen zu haben.

[507] H. war nicht nur ein hochverdienter Buchhändler und tüchtiger Gelehrter, sondern zugleich ein thätiger Bürger seiner Vaterstadt; 1533 war er Gebrauchsherr im Rathe und von 1542 an Zunft-Rathsherr, bis er 1557 nach Goswin v. Lommersheim’s Tode zur höchsten Würde, dem Consulat, aufrückte. Bei der Universität hatte er das Amt eines Provisors. Ziemlich spät verheirathete er sich mit Gertrud v. Bergen, welche über 30 Jahre jünger war als er. Ob Melchior H. (s. u.) in verwandtschaftlicher Beziehung zu unserem H. steht, ist bisher nicht ermittelt. – Beerdigt ward H. in der St. Pauluskirche; sein Bildniß als Bürgermeister nebst seinem Wappen und Verlagszeichen beschreibt Merlo, Meister der altkölnischen Malerschule, S. 171 f.

Hartzheim, Biblioth. Colon., p. 104 ss. Maittaire, Annales typogr., II. p. 138 ss. Mallinkrot, De ortu et progressu artis typogr. Kirchhoff, Beitr. z. Gesch. des deutsch. Buchhandels, I. S. 41 ff. Lempertz, Bilderhefte zur Gesch. des Buchhandels, 1853, Heft 1.