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ADB:Hoeck, Karl

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Artikel „Hoeck, Karl“ von Gustav Gilbert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 532–533, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hoeck,_Karl&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:15 Uhr UTC)
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Band 12 (1880), S. 532–533 (Quelle).
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Hoeck: Karl Friedrich Christian H., geb. am 13. Mai 1794 zu Oelber am Weißen Wege in Braunschweig, besuchte das Gymnasium in Wolfenbüttel und studirte sodann 1812–1816 zu Göttingen, wo er in seinen letzten Semestern dem philologischen Vereine mit Bunsen, Lachmann, E. Schulze u. A. angehörte und unter Heeren’s Leitung speciell dem Studium der alten Geschichte sich widmete. Auf Grund einer im J. 1816 bei der Preisvertheilung von der philosophischen Facultät mit dem Preise gekrönten Abhandlung, die 1818 unter dem Titel: „Veteris Mediae et Persiae monumenta descripsit et explicuit C. Fr. Chr. Hoeck. Commentatio historica amplissimo Gottingensi philosophico ordine praemio ornata. Cum tabulis VIII.“ Gottingae, erschien, erwarb er sich am 3. März 1818 den philosophischen Doctorgrad und trat zu Ostern desselben Jahres als Privatdocent für classische Philologie und alte Geschichte auf. Früher schon war er in Beziehungen zur Universitätsbibliothek getreten, indem er, noch Student, 1814 zum Accessisten, 1815 zum Secretär derselben ernannt wurde: bis kurz vor seinem Tode hat er diesem Institute ununterbrochen angehört. Als Docent hielt er theils exegetische Collegia über Historiker (Herodot, Livius, auch Demosthenes) theils historische, die sich auf das Gesammtgebiet der alten Geschichte und Antiquitäten bezogen. Am 26. April 1823 wurde H. zum außerordentlichen Professor ernannt und veröffentlichte in diesem Jahre zugleich den ersten Band seines Hauptwerkes: „Kreta. Ein Versuch zur Aufhellung der Mythologie und Geschichte, der Religion und Verfassung dieser Insel von den ältesten Zeiten bis auf die Römerherrschaft“, 1823, dessen zweiter und dritter Band 1828 und 1829 erschienen. Während der erste Band die Topographie der Insel und die Geschichte der ältesten Zeiten behandelt, schildert der zweite das Minoische[WS 1], der dritte das Dorische Kreta. Das Werk ist eine vortreffliche Leistung, ebenso ausgezeichnet durch die Vollständigkeit des in ihm gesammelten Materials, wie durch verständige Kritik und übersichtliche Anordnung: sein Erfolg ist wohl zweifellos durch die etwa gleichzeitig erschienene Geschichte hellenischer Stämme von Karl Otfried Müller beeinträchtigt worden. Am 20. Juli [533] 1831 erfolgte Hoeck’s Beförderung zum ord. Professor, nachdem ihm 1829 der Preis für die Lösung einer von der historisch-philologischen Classe der Societät der Wissenschaften gestellten Aufgabe einer geschichtlichen Darstellung der chronologischen Systeme, welche die Griechen von den Zeiten der Logographen an bis auf Eusebius, zugleich über die alexandrinischen Gelehrten, aufgestellt haben, zuerkannt war: den Druck der Abhandlung haben äußere Momente verhindert, 1839 wurde H. zum Mitgliede der Honorenfacultät ernannt und hat seitdem bis kurz vor seinem Tode regelmäßig in den Doctorprüfungen in alter Geschichte und Antiquitäten examinirt. 1841 wurde er von der Societät der Wissenschaften zum ordentlichen Mitgliede der historisch-philologischen Classe ernannt und hielt in dieser Eigenschaft 1842 die Gedächtnißrede auf Heeren: „Arnold Hermann Ludwig Heeren. Eine Gedächtnißrede gehalten in der öffentlichen Sitzung der Societät der Wissenschaften am 12. November 1842.“ Göttingen 1843. 1841 begann die Veröffentlichung seines zweiten größeren Werkes: „Römische Geschichte vom Verfall der Republik bis zur Vollendung der Monarchie unter Constantin. Mit vorzüglicher Rücksicht auf Verfassung und Verwaltung des Reichs von Karl Hoeck“, Band 1. Abth. 1. 1841. Abth. 2. 1843. Abtheil. 3. 1850. Die ersten beiden Abtheilungen gehen bis Augustus’ Tod, die dritte bis Nero’s Tod. Obgleich H. auch noch die folgenden Perioden ausarbeitete, so scheiterte der formelle Abschluß und die Veröffentlichung dieser seiner weiteren Forschungen an der sich stetig vermehrenden Fülle des inschriftlichen Materials, das er nicht mehr zu übersehen und zu beherrschen vermochte. An der Bibliothek war H. schon am 31. Januar 1835 zum Unterbibliothekar befördert und bald darauf zum Mitgliede der Bibliothekscommission ernannt: 1845 wurde ihm mit dem Titel Bibliothekar nach Benecke’s Tode (1844) die Direction der Bibliotheksverwaltung übertragen. Seine Leitung des Instituts charakterisirt sich mehr durch ein Festhalten und eine liberale Anwendung der im Wesentlichen durch Christian Gottlieb Heyne aufgestellten und abgeschlossenen Grundsätze und Organisationen, als durch Neuschöpfungen, zu denen damals, namentlich in der ersten Periode von Hoeck’s Wirken, auch kaum schon ein Bedürfniß vorhanden war. 1858 erhielt H. den Titel Oberbibliothekar, 1862 Hofrath. Seine akademische Thätigkeit hatte H. mehr und mehr beschränkt, indem er zunächst sich auf römische Antiquitäten und Geschichte concentrirte, später allgemeine Litteraturgeschichte ankündigte aber nicht las. Litterarisch ist H. außer den angeführten Werken nicht – auch nicht durch Recensionen oder Aufsätze in Zeitschriften – thätig gewesen. Bald nachdem er 1875 sein sechzigjähriges Amtsjubiläum als Bibliotheksbeamter gefeiert hatte, erfolgte seine Quiescierung: er starb am 13. Januar 1877. H. war verheirathet und hinterließ bei seinem Tode seine Wittwe und mehrere erwachsene Söhne.

Pütter-Saalfeld, Versuch einer Gelehrten-Geschichte von Göttingen, fortgesetzt von Oesterley, Bd. 3. S. 461. Nachrichten von der Gesellschaft der Wissensch. 1877. S. 90 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Minrische