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ADB:Hofmann, Samuel

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Artikel „Hofmann, Samuel“ von Johann Rudolf Rahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 637–639, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hofmann,_Samuel&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:29 Uhr UTC)
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Hofmann: Samuel H., Maler, geb. 1591 oder 92 in Zürich, † 1648 in Frankfurt a/M. Er war der Sohn eines reformirten Pfarrers, der früh des Knaben Talente erkannte und ihn von Gotthard Ringgli, einem in Zürich und Bern geschätzten Maler in die künstlerische Laufbahn einführen ließ. Nach vollendeter Lehrzeit begab sich H. nach Antwerpen; der Ruf von Rubens’ Schule hatte ihn dorthin gezogen und es glückte ihm auch, in dieselbe aufgenommen zu [638] werden. An Rubens’ Lehren und durch Abmerken seiner Kunstgriffe – wie Houbraken sich ausdrückt – bildete sich H. bald zu einem guten Maler aus. Später ließ er sich in Amsterdam nieder. Schon damals scheint er sich einen Namen erworben zu haben. 1624 (nach Sandrart und Houbraken 1628) kehrte H. nach Zürich zurück und hier eröffnete sich dem Meister ein Wirkungskreis, wie ihn wenige seiner Landsleute in der Heimath gefunden haben. Seinen Leistungen im Porträtfache besonders wurde die Anerkennung in hohen und weiten Kreisen zu Theil. Houbraken nennt als Hofmann’s Auftraggeber den Herzog von Mailand, auch für den Herzog von Rohan hatte er mehrere Bilder zu malen; andere hohe Besteller führt Sandrart an. Dann wurde H. auch außer Landes berufen, nach Lindau, wo er 1631 das jetzt im Museum zu Freiburg im Uechtland befindliche lebensgroße Reiterbildniß des Commandanten Peter König malte und wahrscheinlich 1639 nach Breisach, wo sich Herzog Bernhard von Weimar und andere vornehme Persönlichkeiten von ihm porträtiren ließen. 1640 im Sommer muß H. wieder in Zürich gewesen sein, dann zog er nach Frankfurt a/M., wo er auch einige Historienbilder malte: ein „großes Stück“ im (am sagt Houbraken) Rathhause und den „Einzug Gustav Adolfs in Frankfurt“, welch letzteres Bild sich noch zu Füßli’s Zeit (Allg. Künstlerlex., II. Thl. 1806) in einem dortigen Privatcabinete befand. H. ist 1648 (nach Houbraken’s wol irrthümlicher Angabe schon 1640) zu Frankfurt am Podagra gestorben.

H. ist unter den Schweizer Künstlern des 17. Jahrhunderts unstreitig der bedeutendste und er dürfte als Vertreter des Porträtfaches auch in weiteren Kreisen, unter den deutschen Zeitgenossen überhaupt, eine hervorragende Stellung zu beanspruchen haben. Mit großer Unmittelbarkeit der Auffassung verbindet er eine einfache, ungesuchte, immer treffende Charakteristik. Seine Bildnisse geben nicht blos die äußeren Erscheinungen wieder, sondern es spricht sich in denselben die ganze Tiefe des Seelenlebens aus. Einzelne Werke zeigen, daß er auch den großen Porträtstil in hohem Grade sich angeeignet hatte. Sein Vortrag ist energisch, H. scheint mit einer frischen Routine gemalt zu haben, die ihn alles Miniaturmäßige vermeiden und doch eine treffende Specialisirung der Stoffe erreichen ließ. Manche seiner Porträte charakterisiren sich durch etwas schwere schwarze Schatten, was ohne Zweifel mit seiner raschen Praxis zusammenhängt und sich daraus erklärt, daß er die weiße und schwarze Untermalung, da wo sie die kalten Töne produciren mußte, nicht zu decken pflegte. Im übrigen ist seine Palette warm, zuweilen sogar von einer leuchtenden Kraft. Die meisten seiner Arbeiten dürften in Zürich und Umgebung zu finden sein, so das vornehme 1629 datirte Bildniß einer Dame in ganzer Figur im Landgute zur Schipf bei Herrliberg, von welchem Gemälde der alte Füßli sagt, „daß es ein Vandyck nicht besser hätte mahlen können“. Andere Bilder (die Porträte des Antistes Breitinger und des Professors Thommann, 1640) besitzen die Stadtbibliothek und die Künstlergesellschaft in Zürich. In der Sammlung der letzteren befinden sich zwei Stillleben und der „Zinsgroschen“. Das letztere Bild bestätigt durch seinen fast nüchternen Realismus das Urtheil älterer Berichterstatter, die an Hofmanns Werken die große Naturtreue bewundern, im übrigen die Eigenschaften des Componisten und ein schöpferisches Genie ihm absprechen. Eine Tochter Hofmanns, Magdalena, kehrte 1671 als verwittwete Stüwart von Amsterdam nach Zürich zurück, wo sie als Blumenmalerin zu Ansehen gelangte. Ein tüchtiger Schüler Hofmann’s war der Züricher Joh. Konrad Fries.

Sandrart, Teutsche Akademie, Bd. II. 1679, 2. Haupttheil, III. Thl. S. 72. A. Houbraken’s Große Shouburgh der niederl. Maler und Malerinnen. Uebers. v. A. v. Wurzbach, Bd. I. S. 39 (Quellenschr. für Kunstgeschichte, hsgeb. von R. Eitelberger v. Edelberg). Jakob Campo Weyermann, [639] De Levens-Beschryvingen der nederlandsche Konst-Schilders, I. Gravenhage 1729. Leu, Allg. Schweizer. Lexikon, Bd. X. und Supplement III. Thl. J. C. Füßli, Gesch. der besten Mahler in der Schweiz, I. Thl., Zürich 1755. Ders., Geschichte der besten Künstler in der Schweiz, I. Bd., Zürich 1769. H. H. Füßli, Allg. Künstlerlexikon, II. Thl., Zürich 1806. C. W. Hardmeyer, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1845, S. 9. Wilhelm Füßli, Zürich und die wichtigsten Städte am Rhein, Bd. I, Leipzig 1846, S. 98 u. 163.