Zum Inhalt springen

ADB:Huberinus, Caspar

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Huberinus, Caspar“ von Carl Bertheau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 258–259, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Huberinus,_Caspar&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 16:26 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Huber, Victor Aimé
Nächster>>>
Hubert
Band 13 (1881), S. 258–259 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Caspar Huberinus in der Wikipedia
Caspar Huberinus in Wikidata
GND-Nummer 118707531
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|258|259|Huberinus, Caspar|Carl Bertheau|ADB:Huberinus, Caspar}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118707531}}    

Huberinus: Caspar H., auch oft, wie z. B. in Luther’s Briefen, Huber genannt, (er schrieb seinen Namen selbst auch wol Huober, s. unten), wurde am 21. December 1500 zu Wilspach (?) in Baiern geboren. Seit dem J. 1525 trat er in Augsburg mit der Predigt der evangelischen Lehre in Luther’s Sinn auf; vorher soll er Mönch gewesen sein. In dem genannten Jahre gab er auch schon eine Schrift heraus, in welcher er diejenigen tröstet, die als „heimliche Christen“ wegen ihres evangelischen Bekenntnisses zu leiden haben. Daß von dieser Schrift in demselben Jahre auch ein zweiter Druck in Wittenberg erschien, weist vielleicht auf eine Beziehung, in der er mit den dortigen Reformatoren stand. In den folgenden Jahren (1526 und 1527) wird er als eifriger Kämpfer gegen die Wiedertäufer, die in Augsburg aufgetreten waren, genannt. Im J. 1528 reiste er auf Kosten einiger vermögender Männer nach Bern, um der dortigen Disputation über das heilige Abendmahl und den Gebrauch der Bilder in den Kirchen beizuwohnen. Nicht lange darauf, die Vorrede ist vom 1. Januar 1529 datirt, erschien seine Schrift „Vom Zorn und von der Güte Gottes“ und zwar zugleich mit einer Vorrede Luther’s, in welcher Luther sie unter Anderem den feinen Büchlein zurechnet, die, weil sie Christum so redlich bekennen und predigen, auf dem Fels, darauf sie gebaut sind, wol sicher bleiben werden. Von dieser Schrift erschien noch im J. 1529 eine niederdeutsche Uebersetzung in Hamburg, und hernach ist sie sowol hochdeutsch als niederdeutsch oftmals wieder gedruckt, namentlich in Magdeburg und Wittenberg; noch im J. 1860 wurde sie in Halle neu verlegt. – Ungefähr um diese Zeit (1529) wurde H. als Pfarrer in Augsburg angestellt, mußte dann aber mit den übrigen evangelischen Predigern vor der Eröffnung des Reichstages im J. 1530 Augsburg verlassen (vgl. d. Art. Frosch, Bd. VIII S. 147); im folgenden Jahre wurde er wieder zurückberufen. In den Streitigkeiten, welche in den J. 1531 und 1532 zwischen den Anhängern Luther’s und Zwingli’s in Augsburg ausbrachen, erwies er sich als einen gemäßigten Lutheraner, so daß er auch in Augsburg bleiben konnte. Als dann im Juni des J. 1535 der Rath und die Geistlichen Augsburgs zur völligen Beilegung dieser kirchlichen Streitigkeiten und zur Vergleichung mit Luther eine Gesandtschaft nach Wittenberg schickten, wurde H. mit dem berühmten Arzte Dr. med. Gereon Seyler dorthin entsandt; sie reisten über Nürnberg, kamen im Juli in Wittenberg an und wurden von Melanchthon zu Luther geführt; bei dem Gespräche war auch Justus Jonas zugegen. Es kam zu einer völligen Verständigung, die für das ganze weitere Verhältniß Luther’s zu den Süddeutschen bedeutungsvoll ward. Die Gesandten gingen darauf von Wittenberg nach Celle, [259] um bei Herzog Ernst die Entlassung des Urbanus Regius zu bewirken, damit dieser wieder nach Augsburg käme, was ihnen jedoch nicht gelang. Hernach war H. bei der Einführung der Reformation in der Pfalz thätig und im J. 1544 ward er zum Stiftsprediger und Superintendenten nach Oehringen in der Grafschaft Hohenlohe berufen. Damals war er schon verheirathet und hatte mehrere Kinder. Er kam dann während der über das Interim ausgebrochenen Unruhen im December 1551 wieder auf einige Monate als Prediger nach Augsburg zurück, da er sich durch seinen Schwager, den kaiserlichen Vicekanzler Seld, zur Annahme des Interims hatte bewegen lassen. Hierdurch gab er vielen seiner bisherigen Freunde großen Anstoß, und er selbst hat diesen Schritt auch später bereut, wenn er auch nach seinen eignen Worten keine Verleugnung der Wahrheit in ihm sah. (Hingegen ist es nicht nachweisbar, daß er einer der Verfasser des Interim sei.) Nachdem das Interim sich als unhaltbar erwiesen, kehrte H. wieder in seine Stellung in Oehringen zurück, wo er dann schon am 6. October 1553 starb. Außer den schon angeführten gibt es eine große Anzahl deutscher, meist asketischer Schriften von ihm, die sich zu ihrer Zeit einer nicht geringen Beliebtheit erfreuten. Seine letzte größere Schrift „Spiegel der Hauszucht“, eine Auslegung des Jesus Sirach, Nürnberg 1553 (Fol., die Vorrede vom 2. Juli 1552), und hernach mehrfach wieder gedruckt, ist eine reiche Fundgrube für deutsche Sprüchwörter und sprüchwörtliche Redensarten. H. hat auch geistliche Lieder gedichtet; von den vier bekannten sind zwei in von ihm selbst herrührenden Schriften veröffentlicht, – wenn nämlich das in seinem Buch „Vom christlichen Ritter“, Neustadt an der Donau 1545, gedruckte Lied: „O Herr, mein Gott, aus Angst und Noth führ’ mich durch deine Güte“, auch (mit Wackernagel u. A.) als sein Lied zu betrachten ist; der Name des Druckers Hans Kilian, welcher sich über der beim ersten Verse gedruckten Melodie dieses Liedes findet, soll wol nur bedeuten, daß auch der Druck der Noten von Kilian, dem Drucker des ganzen Werkes, herrührt. In dem Abdruck dieses Buches aus dem J. 1570 fehlt mit der Melodie der ganze erste Vers, so daß das Lied hier mit den Worten: „Herr Christe mein, Dein will ich sein“ beginnt, und nothwendig für ein Lied Huberinus’ gehalten werden muß. Das dritte seiner Lieder findet sich erst in einer im J. 1573 veröffentlichten Sammlung. Das vierte und längste, „Ein geistlich Lied, wie ein armer Sünder seine Noth klagt Christo, seinem Herrn“, bei welchem die Anfangsbuchstaben der zwölf Strophen den Namen Caspar Huober ergeben, wird auch unserm H. zugeschrieben werden müssen, obschon Wackernagel aus Huober und Huberinus zwei Personen macht; es befindet sich auf einem offenen Blatt, auf dessen Rückseite der linke untere Theil eines Wandkalenders gedruckt ist; der Kalender soll aus dem J. 1540 sein, was sich z. B. an dem charakteristischen Datum „Februar 29, Oculi“ sicher würde erkennen lassen; dann wäre das Lied also wol bald nach dem J. 1540 gedruckt.

Joh. Christ. Wibel, Hohenlohische Kyrchen- und Reformationshistorie, Onolzbach 1752 f., Bd. I. S. 379 ff. (hier die Angabe über Ort und Zeit seiner Geburt) und Bd. II. S. 452 f. (Angabe seiner Schriften, aber ungenau). – Emil Weller, Repertorium, S. 380, Nr. 3433 f. – K. F. A. Scheller, Bücherkunde der sassisch-niedersächsischen Sprache, Braunschweig 1826 (an den im Register genannten Stellen). – Luther’s Briefe in der Ausgabe von de Wette etc., Bd. IV S. 330, 612 f., 642; Bd. V. 28; Bd. VI S. 143. – Corpus Reformatorum, Bd. II, Sp. 891 f. – Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied, Bd. III S. 838 u. 922. – Jöcher, Bd. II, Sp. 1745. – Wagenmann in Herzog und Plitt’s theologischer Realencyklopädie, 2. Aufl., Bd. VI S. 343 f., wo auch aus der übrigen Litteratur das Wichtigste citirt wird.