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ADB:Kaltenmoser, Kaspar

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Artikel „Kaltenmoser, Kaspar“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 46–48, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kaltenmoser,_Kaspar&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 20:10 Uhr UTC)
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Kaltenmoser: Kaspar K., Genremaler, geb. im Decbr. 1806 als Sohn eines Gastwirths zu Horb (am Neckar), begann schon in seinem sechsten Jahre zu zeichnen, erhielt dann von seinem Schwager, dem Lithographen Schott, gründlichen Unterricht in den Elementen des Steinzeichnens und arbeitete 1826 bis 1829 in einer lithographischen Anstalt zu Schweinfurt. Doch gewann endlich die Liebe zur Malerei die Oberhand, so daß er 1830 die Münchener Akademie bezog, selbe indeß bald wieder verließ, um sich ganz dem Studium der Natur zu widmen. Sein Eifer brachte ihn auf diesem Wege schnell soweit vorwärts, daß er einen nicht unbedeutenden Ruf durch seine Genrebilder begründete, wodurch er, abwechselnd mit zeitweiser Beschäftigung in dem lithographischen Atelier von Bodmer, die Mittel gewann, auf größeren oder kleineren Reisen ein werthvolles Material zu neuen Bildern zu sammeln. Die häuslichen Arbeiten und Vergnügungen der Landleute, das gemüthliche Zusammenleben in den Bauernstuben, boten willkommenen Stoff zu seinen Bildern. Anfänglich bereiste K. das altbaierische Gebirge und das angrenzende Tirol, dann dehnte er seine Streifzüge nach Bregenz und der Schweiz aus, insbesondere in das Berner [47] Oberland und den badischen Schwarzwald; 1843 ging er mit Flachenecker nach Venedig und Istrien, wo er fünf Monate verbrachte und eine reiche Ernte neuer Studien zurücktrug. Die Eigenthümlichkeiten eines Volksstammes nach allen Seiten, in Physiognomie, Kleidung und Beschäftigung, bis ins Einzelne treu und wahr und mit gewissenhaftester Durchbildung wiederzugeben, war Kaltenmoser’s innigstes Bestreben. In der Technik hielt er später mit seinen Zeitgenossen nicht gleichen Schritt, seine Bilder wurden unruhig, fleckig und gewannen schließlich über lauter Details einen gläsernen, porzellanernen Ton; in der zweiten Hälfte seiner Thätigkeit erhielten insbesondere seine Schwarzwaldbilder jenseit des Oceans vorzüglichen Absatz. K. war ein höchst anspruchsloser, still in sich gekehrter Künstler, welcher meist zugeknöpft, von der unkünstlerischen Seite des Lebens wenig Notiz nahm. Er starb nach schmerzlichen Leiden am 8. März 1867. – Hier folgt, größtentheils nach eigenem Augenschein und in chronologischer Reihe das Verzeichniß seiner besten Bilder. 1831: „Landschaft mit einem Bauernhause“, 1832: „Tiroler Familie bei einem Feldkreuz an der Landstraße rastend“, „Bauernhaus an der Straße“. Mit den 1833 gemalten „Zillerthaler Bauern in einem Wirthshause bei Zitherspiel und Tanz“ begründete K. auf einen Schlag seinen guten Namen; das Bild wurde augenblicklich vom Münchner Kunstverein angekauft, von Roman Leiter (es war dessen letzte Arbeit, er starb 1834) lithographirt und 1834 als Nietenblatt vertheilt (vgl. Stuttgarter Kunstblattt, 1834, S. 206); später noch einmal von H. Kohler in Umriß auf Stein gezeichnet, mit dem Aufkommen der Photographie vielfach copirt und zuletzt noch 1876 von Peter Nocker als Relief-Sculptur in Holz wiedergegeben und als solche wieder photographisch vervielfältigt. Dann kam 1834 eine „Jägerfamilie aus dem baierischen Gebirg“ (ausführlich geschildert in Lewald’s Panorama von München, 1835, II, 47 ff.), 1835: „Zigeunerin, einem schwarzwälder Mädchen wahrsagend“ (Kunstblatt 1835, Nr. 22) und „Liebeserklärung eines schwarzwälder Bauernburschen“ (Stuttgarter Kunstblatt 1836, S. 223); 1836: „Scene in einem schwäbischen Bauernhause“; „Wahrsagende Zigeuner“; „Schwäbische Bäuerin mit ihrem Kinde unter der Thüre ihres Hauses sitzend“; 1837: „Schwäbisches Bauernmädchen“; „Der Christabend“ (nach Hebel); 1838: „Ehecontract in einer Schwarzwälder Bauernstube“ (Gallerie Taxis zu Regensburg); 1839: „Heimkehr von der Wallfahrt“; 1840: „Cither- und Maultrommel-Spieler in einer Innthaler Wirthsstube“; 1842: „Wirthshausleben in Meran“; 1844: „Aus einem Tiroler Wirthshaus“; 1845: „Schwarzwälder Bauernhaus“ (angekauft vom Münchener Kunstverein); 1846: „Scene aus dem Bauernhaus im Schwarzwald“; „Eine Schwarzwälderin mit ihrem Kinde“; „Familienscene aus dem Schwarzwalde“; 1847: „Familienscene aus Oberitalien“; 1848: „Jahrmarktscene aus dem Schwarzwald“; 1849: „Ein Brautpaar beim Pfarrer“; 1851 „Familie in Istrien“; „Schwäbische Mädchen am Spinnrocken“; 1852: „Das Hollermuß“ (Scene aus dem Kanton Appenzell); 1853: „Strohflechterin“; 1854: „Familienscene aus Istrien“: 1855: „Häusliche Scene aus Appenzell“; 1856: „Früchtenhändlerin aus Servola bei Triest“; 1857: „Verschmähte Liebesgabe“; „Istrisches Mädchen“; 1858: „Heimkehr von der Villa“ (aus Albona in Istrien); „Schwarzwälder Uhrmacher“; 1860: „Familienscene aus Istrien“; 1861: „Maler Kirner und Kaltenmoser auf dem Lande unter Bauern“; 1862: „Ländliche Scene aus dem Appenzell“; „Schwäbische Familie“; 1864: „Ländliche Familienscene“; 1865: „Wirthshausleben“; „Gebirgstanz“; „Barmherzige Schwester bei einer Wöchnerin“; 1866: „Wirthshausscene“; „Schwäbisches Familienleben“; 1867: „Mausfallenhändler“ (letztes Bild). – „Wilddiebe“, nach eigener Composition hat K. frühzeitig auf Stein gezeichnet. Eine Familienscene aus Istrien wurde von F. Wölffle lithographirt (König Ludwig-Album); [48] das „Brautpaar“ trefflich von F. Sonnenleiter gestochen, ein Blatt von K., gestochen von C. Geyer, findet sich noch in Steffens’ Volkskalender für 1874. Kaltenmoser’s Porträt lithographirte H. Kohler.

Sein Sohn Albert K., geb. am 1. Mai 1844 zu München, vom Vater Anfangs zum Glockengießer, später zum Lithographen bestimmt, folgte dennoch dem unwiderstehlichen Drang zur Malerei und trat 1869 in die Schule Arthur v. Ramberg’s. Leider erlag er aber schon am 22. Febr. 1871 der Schwindsucht, nachdem er durch zwei Genrebilder („Jäger mit einem Schenkmädchen plaudernd“; „Krankes, die Medicin verweigerndes Kind“), beide vom Münchener Kunstverein angekauft, die besten Hoffnungen erweckt hatte.

Vgl. A. v. Schaden, Artistisches München, 1836, S. 48. Nagler, 1838, VI, 525. Raczynski II, 401 ff. Nekr. im Münch. Kunstvereinsbericht f. 1867, S. 54. R. Marggraff in Nr. 71 d. Allg. Ztg., 12. März 1867. Regnet in Nr. 73 d. Bayer. Ztg., 14. März 1867. E. Förster V, 196. Reber 1876, S. 487. Seubert 1878, II, 319. – Ueber Albert K. vgl. Rechenschaftsber. des Münch. Kunstvereins für 1872, S. 62 und Lützow, Kunstchronik VII, 313.