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ADB:Kindervater, Christian Victor

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Artikel „Kindervater, Christian Victor“ von Gotthard Lechler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 764–765, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kindervater,_Christian_Victor&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 06:01 Uhr UTC)
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Kindervater: Christian Victor K., geb. am 1. Januar 1758 zu Neunheiligen bei Langensalza, erhielt seine Gymnasialbildung auf der Thomasschule zu Leipzig, unter dem Rectorate Joh. Friedrich Fischer’s, dem er nach seinem Tode ein Denkmal gesetzt hat in der Schrift: „Ueber Johann Friedrich Fischer als Schulmann“, 1801. Er studirte in Leipzig, und widmete sich, hauptsächlich unter der Leitung von Beck und Morus, den philosophischen und theologischen Studien. Er promovirte zum Magister der freien Künste, und blieb sein Leben lang, auch als er 1790 das Pfarramt zu Pedelwitz, Ephorie Pegau, unweit Leipzig, erhalten hatte, ein begeisterter Freund der klassischen Studien, die er mit Geist und Geschmack betrieb. Er gab eine Uebersetzung von Cicero’s Büchern De natura Deorum, Zürich 1787 heraus, und ließ 1790. 91 zwei Bände Anmerkungen und Abhandlungen über jenes Werk Cicero’s folgen, die in Leipzig erschienen, und ein selbständiges Werk bilden. Im J. 1789 erschien seine Abhandlung zur Geschichte der Philosophie: „Adumbratio quaestionis, an Pyrrhonis doctrina omnis tollatur virtus“. Seine letzte philologische Leistung war eine Uebersetzung der Lustspiele des Terenz, welche 1799 und 1800 in zwei Bändchen erschien; dabei diente ihm Lessing als Vorbild. Eine Abhandlung psychologisch-moralischen Inhalts schrieb er 1785 über die Frage: „An homo, qui animum neget esse immortalem, animo possit esse tranquillo“. Demselben Jahre gehört seine Schrift an: „Grünwald, oder Geschichte eines starken Geistes in Briefen“. Dem Gegenstand und der Behandlungsart nach verwandt war die Schrift: „Stolz und Rachsucht, dramatische Bearbeitung einer wahren Geschichte“. Ungeachtet K. den klassischen Studien stets mit Liebe zugethan war, zu Männern wie Lessing und Wieland mit Verehrung und Liebe aufschaute, auch einige Jahre lang regelmäßiger Mitarbeiter an Wieland’s Neuem deutschen Merkur war (namentlich in den Jahren 1804–1806), entfremdete sich sein Gemüth der Theologie und dem Leben der Kirche so wenig, daß er in dem geistlichen Amte, das ihm als Landpfarrer übertragen wurde, seine Stelle in jeder Beziehung ausfüllte, und eine hervorragende Stellung unter seinen Amtsbrüdern einnahm. Er gründete von Pedelwitz aus eine theologische Conferenz zum Behuf wissenschaftlicher Fortbildung, deren Seele er selbst war. Welche Macht geistlicher Beredsamkeit ihm innewohnte, beweist die Erzählung eines Augenzeugen von einer Erntedankpredigt, die K. einmal in Pedelwitz im Fall einer wenig befriedigenden Ernte gehalten hat; dieselbe ist in einem Nekrolog des Neuen Deutschen Merkur zu lesen. Zu einer Zeit, wo seine übrigen Schriften lediglich den klassischen Studien und der Philosophie gewidmet waren, veröffentlichte er, im Todesjahre des damals gefeierten Predigers der reformirten Gemeinde zu Leipzig, Zollikofer, ein Denkmal für ihn: „Ueber Zollikofer’s Leben und Verdienste“, 1788. Eine selbständige Predigtsammlung gab er 1795 heraus, wovon jedoch nur ein Band erschien. Dagegen sind von seinen „Natur- und Erntepredigten“, Chemnitz 1803 mehrere Auflagen, die 4. noch 1821, herausgekommen. Aus dem Gebiete der wissenschaftlichen Theologie existirt nur eine einzige Arbeit von ihm, die kleine Abhandlung, eine Gratulationsschrift im Namen der Diöcesangeistlichen an ihren Superintendenten Gotthard Friedrich Oppelt zu Pegau, bei dessen Promotion zum Dr. der Theologie: „De indole atque forma regni Messiae e mente Johannis Baptistae“. Die Arbeit zeichnet sich jedoch mehr durch seine Latinität, als durch tiefes Eindringen in den Kern der Frage selbst aus. Im J. 1804 erhielt er [765] den Ruf als Consistorialrath und Generalsuperinteudent nach Eisenach, hatte jedoch kaum Zeit in dem neuen Boden einzuwurzeln, da er schon am 9. Mai 1806 daselbst starb.