Zum Inhalt springen

ADB:Knecht, Justin Heinrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Knecht, Justin Heinrich“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 278–279, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knecht,_Justin_Heinrich&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 04:28 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Kner, Rudolf
Band 16 (1882), S. 278–279 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Justin Heinrich Knecht in der Wikipedia
Justin Heinrich Knecht in Wikidata
GND-Nummer 118939440
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|278|279|Knecht, Justin Heinrich|Robert Eitner|ADB:Knecht, Justin Heinrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118939440}}    

Knecht: Justin Heinrich K., ein berühmter Organist und im Fache des Choralsatzes einst sehr geschätzter Contrapunktiker, war am 30. Septbr. 1752 zu Biberach in Schwaben geboren. Knecht’s Vater, Collaborator, später Cantor an der Trivialschule, unterrichtete den neunjährigen, für die Musik ungemein empfänglichen Knaben, im Gesange und Violinspiele. Knecht’s Talent zum Componiren entwickelte sich so früh, daß er bereits in seinem 12. Jahre zwei Singspiele: „Josua“ und „Kain und Abel“ in Musik setzte, die durch Wieland am städtischen Liebhabertheater aufgeführt wurden. Wieland selbst interessirte sich für den begabten Knaben und suchte seinen Einfluß auf die Erziehung desselben geltend zu machen, indem er den Vater bestimmte, daß er seinen Sohn durch den Organisten Kramer im Generalbaß unterrichten ließ und K. auch in den Wissenschaften sich eine tüchtige Grundlage verschaffte. Im J. 1768 kam K. in das Collegiatstift in Eßlingen und legte sich mit Eifer auf das Studium der Philologie. Hier lernte er den Präceptor und Musikdirector Schmidt kennen, der sich seiner mit Wärme annahm, ihn in das Studium der damaligen Meisterwerke einführte und zugleich den Platz als Substitut an der Hauptorgel anvertraute. 1771 wurde er in seiner Vaterstadt zum Musikdirector erwählt, womit [279] auch ein Lehramt an der Schule verbunden war. Von letzterem wurde er 1792 enthoben und behielt nur das Musikdirectorat nebst der Organistenstelle bei. Als Lehrer der Musik und Gründer eines stehenden Concertes, sowie durch seine Composition des „Wechselgesanges Mirjam und Debora“ aus Klopstock’s Messiade, einer Sinfonie, Clavierstücken, durch eine Abhandlung über das Präludiren, eine Erklärung über mißverstandene Grundsätze in Vogler’s Theorie, mehrere Sammlungen von Orgelstücken und durch viele andere theoretische und praktische Werke (s. Schilling’s Universallexikon der Tonkunst, Bd. 4, S. 161 ff.) erwarb er sich einen ausgebreiteten Ruf. Im J. 1807 berief ihn der König von Württemberg zum Capellmeister und hatte er in Stuttgart die Theater- und Hofkirchenmusik zu leiten, die mannigfachen Kabalen aber, die ihm von allen Seiten entgegentraten und denen er vielleicht in seiner Geradheit nicht klug genug aus dem Wege ging, verleideten ihm dermaßen diese Stellung, daß er bereits im zweiten Jahre das Entlassungsgesuch einreichte und nach Biberach zurückkehrte, wo man ihn mit Freuden aufnahm. Hier wirkte er noch bis an sein am 1. December 1817 plötzlich eintretendes Ende. Seine Freunde errichteten ihm ein von Dannecker entworfenes Denkmal, auf welchem man unter anderen die Worte liest: „K. war ein echter Deutscher, schlicht, gerade und aufrichtig, was man so einen ehrlichen Schwaben nennt, lebhaften Geistes, und meist heiteren Muthes, gefällig, witzig, ironisch und scherzhaft, weder befangen von Anmaßung noch Eigendünkel. Sein Genius neigte sich prädominirend zum Großen, Erhabenen, Ernsten und rein Gemüthlichen“. Wie schon im Eingange gesagt, bestand Knecht’s Hauptverdienst in der Pflege des strengen Stils, im Choral- und Orgelsatze. Hier dient er den Jüngeren noch heutigen Tages zum Studium. Im Kammerstil und in der Oper dagegen, soviel er auch geschrieben hat, sind seine Leistungen nie hervorragend gewesen. Als Theoretiker nennt man ihn mit Fug und Recht den zweiten Kirnberger, schreibt der Verfasser des Artikels in Schilling’s Tonkünstlerlexikon im J. 1839, und war er einst einer der gesuchtesten Lehrer. Ebenso war sein Orgelspiel weit und breit berühmt und nur ein Vogler konnte sich mit ihm messen. Ein ausführliches Verzeichniß seiner zahlreichen Werke bringt Fétis in seiner Biographie universelle und eine Würdigung seiner Verdienste um die Tonkunst ein Zeitgenosse in der musikalischen Realzeitung vom J. 1790, Nr. 7 u. f.