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ADB:Knopken, Andreas

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Artikel „Knopken, Andreas“ von Richard Hausmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 324–325, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knopken,_Andreas&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 17:15 Uhr UTC)
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Knopken: Andreas K. (auch Knöpken, Knopius), der erste Reformator Livlands und besonders Rigas, † am 18. Februar 1539. Er war zu Küstrin geboren und leitete mit Bugenhagen eine Schule zu Treptow in Pommern, in der auch Kinder aus Riga erzogen wurden. Durch Luther’s Schrift von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche 1520 für die neue Lehre gewonnen, wurde er vom Bischof von Kamin, Erasmus Manteuffel, verfolgt und siedelte 1521 mit seinen Schülern nach Riga über, wo sein Bruder Jakob Domherr war. Er fand dort den Boden gut vorbereitet: die Forderung nach einer Reform der Kirche war auch hier oft erhoben worden, bei der engen Verbindung der livländischen mit den norddeutschen Städten hatte man die Schriften Luther’s rasch im Osten kennen gelernt. K. gewann bald einflußreiche Gönner, so den Rathssecretär Lohmüller, den Bürgermeister Durkop. Unter des letzteren Schutz disputirte er am 12. Juni 1522 öffentlich in dem Chor der Petrikirche wider die Anhänger der alten Lehre über eine Reihe von ihm aufgestellter Thesen und bereits am 23. October hielt er seine Antrittspredigt in der Petrikirche. Rasch fiel Riga der neuen Lehre zu und blieb ihr treu trotz vielfacher Anfechtungen, die die Stadt deswegen von der erzbischöflichen Partei erfuhr. Obgleich K., wie das namentlich seine erwähnten Thesen zeigen, ein entschiedener Gegner der katholischen Kirche war und eifrig für die reine Lehre eintrat, so war er doch ein zu milder, ruhiger Charakter, um nicht gewaltsame Angriffe zurückzuweisen, alte äußerliche Formen vielfach bestehen zu lassen. Erst als im Herbst 1522 Sylvester Tegetmeier von Rostock nach Riga herüberkam, riß dieser mit seiner feurigen Beredsamkeit die Massen mit sich fort und es brachen auch hier am Abend Gregorii 1524 wilde Bilderstürmereien aus. Die Dom-, Petri- und Jacobikirche wurden erbrochen und beraubt (die Kleinodien rettete man aufs Rathhaus), die Kalandhäuser besetzt, die katholischen Priester vertrieben etc. Kaiserliche Restitutionsmandate, Klagen wegen Landfriedensbruch beim Kammergerichte vermochten die alten Zustände nicht wieder herzustellen, die Stadt war und blieb protestantisch. Während Tegetmeier bei diesen Bilderstürmereien selbst eingegriffen zu haben scheint, wird Knopken’s Name nicht von den Gegnern in die Anklage hineingezogen. Wie hierin zeigt sich auch sonst die Verschiedenheit der Charaktere der beiden Reformatoren und daraus sind, zumal bei dem Wandel aller Verhältnisse Reibungen zwischen ihnen leicht erklärlich: 1532 erließ der Rath eine Ordnung von Bedienung des Ministerii, welche die Beziehungen beider zu einander regelte. Was wir sonst über die Thätigkeit Knopken’s erfahren, zeigt uns, wie er ganz in den Bahnen der großen Wittenberger Vorbilder wandelte. Mit ihnen erhielt er stets rege Verbindung: der Rath Melanchthon’s hatte einst mitgewirkt, daß er nach Livland ging; an Bugenhagen sandte er eine Erläuterung des Römerbriefs, sie zu verbessern und zu veröffentlichen, mit Noten Melanchthon’s versehen erschien sie 1524 in Wittenberg im Druck; Luther schickte ihm, den er veterem commilitonem nennt, Grüsse und stärkte wiederholt durch Zuschriften die entfernteste Colonie deutscher Zunge, daß sie treu bleibe in der gewonnenen Erkenntniß der Wahrheit. Für die Festigkeit seiner Ueberzeugung und die Tiefe seines Gemüths sprechen eine Reihe schöner niederdeutscher Kirchenlieder Knopken’s, mehrfach Umarbeitungen davidischer Psalmen, die zum Theil bereits 1530 in Rostock gedruckt wurden und weite Verbreitung fanden. Die Ordnung des Kirchendienstes, die Förderung des Schulwesens in Riga ließ sich K. lebhaft angelegen sein. Welch’ große Liebe und hohe Achtung er gewonnen, trat noch einmal voll zu Tage bei seinem Begräbniß: nicht nur die Stadt Riga, auch die hier versammelten Bürgermeister und Vertreter von Reval, Dorpat, Wenden gaben dem ersten Verkünder des protestantischen Bekenntnisses in Livland das Ehrengeleit, als er am 20. Febr. 1539 vor dem [325] Altar seiner St. Petrikirche die letzte Ruhestätte erhielt. – Sein Sohn Matthias wurde von dem hochverdienten rigaschen Bürgermeister Jürgen Padel erzogen, studirte mit dessen Sohn in Wittenberg, traf 1553 wieder in Riga ein und wurde, wie sein Vater, Pastor zu St. Peter, † 1581. Er machte sich verdient durch die Edition des in niederdeutscher Sprache erschienenen rigaschen Gesangbuchs, zuerst 1561 in Lübeck, seit 1588 in Riga gedruckt, 1631 hochdeutsch durch Herman Samson.

Vgl. Chyträus, Saxonia lib. 10. Dsirne in Dorpater Ztschr. für Theologie, I.