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ADB:Kortholt, Christian

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Artikel „Kortholt, Christian“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 725–726, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kortholt,_Christian&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 02:23 Uhr UTC)
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Kortholt: Christian K., Professor der Theologie, war geboren zu Burg auf der Insel Fehmarn am 15. Januar 1633, wo sein Vater Kaufmann war. Er besuchte zuerst die Domschule in Schleswig und dann das Gymnasium in Stettin und ging von hier auf die Universität Rostock um Theologie zu studiren [726] und ward 1656 daselbst Magister. Darnach besuchte er noch die Universität Jena, um den berühmten Johann Musäus zu hören. Hier ward er 1657 Adjunct der philosophischen Facultät, bis er 1663 nach Rostock als Professor der griechischen Sprache berufen ward. Er wurde bald darauf hier Dr. theol. und im folgenden Jahre Professor der Theologie. Bei Errichtung der Kieler Universität 1665 wurde er dorthin berufen, avancirte 1675 zum Prof. primarius und 1689 ward er Prokanzler. Das ihm angetragene Amt eines Propstes und Hauptpastors an der Nicolaikirche in Kiel lehnte er ab, sowie verschiedene Berufungen an andere Universitäten und blieb in seiner Stellung als Kieler Professor bis an sein Ende. Er starb als Rector magnificus den 31. März 1694. K. ist ein sehr fruchtbarer Schriftsteller gewesen. Die Spener’schen Pia desideria veranlaßten ihn zu der Schrift „Theophili Sinceri wohlgemeinter Vorschlag, wie etwa die Sache anzugreifen stünde, da man dem in der evangelischen Kirche bisher eingerissenen ärgerlichen Leben und Wandel vermittelst göttlicher Verleihung abzuhelfen mit Ernst resolviren wollte“, 1676. Besonders widmete er sich der historischen Theologie und Schrökh, der große Kirchengeschichtsschreiber, legt ihm den ersten Rang bei unter den Theologen, die damals um die Kirchengeschichte sich verdient machten (Kirchengesch., Leipz. 1771, I, 173). Nur bei K. oder B. Bebel in Straßburg (Bd. II S. 195) glaubte man damals Kirchengeschichte hören zu können (Frank, Gesch. der prot. Theol., Lpz. 1862, II, 34). Unter seinen Werken, dahin gehörig sind zu nennen: „Histor. Beschreibung der zehn großen Verfolgungen, so die Christen der ersten Kirche unter den heidnischen Kaisern erlitten“, 1663. 2. Aufl. 1698; „Oeffentlicher Gottesdienst der alten Christen“, 1672; „Kreutz- und Geduldspiegel, welcher den Zustand derer ersten Christen, wie nemlich dieselben so grausamen Verfolgungen, unerhörter Marter, erschreckliche Lästerungen und Verleumdungen über sich ergehen lassen müssen und welchergestalt sie solcher Trübsal bezeiget, vorstellet“, 1674, N. Aufl. 1693; „De vita et moribus christianis primaevis per gentilium malitiam afflictis liber“, 1682. Sein Compendium der Kirchengeschichte erschien erst als Opus posthumum „Historia eccles. N. T.“, 1697. Durch den Fortschritt der Wissenschaft sind indeß diese Arbeiten längst überholt und haben keine Bedeutung mehr. – K. bekämpfte eifrig den Katholicismus. Er schrieb unter Anderem: „Kohlschwartzes Pabstthum, oder nachmaliger Beweis, daß das Papstthum zu Rom vom Teufel gestiftet“, 1660; „Römischer Beelzebub oder Beweiß, daß der Pabst zu Rom der Teufel sei“, 1660, N. Aufl. 1698. Polemischer Natur ist auch seine Schrift: „De tribus magnis impostoribus liber“, 1680, N. Aufl. 1700. Die 3 Betrüger sind ihm: Cherbury, Hobbes und Spinoza! – Populär gehalten ist seine „Treuherzige Aufmunterung zu sorgfältiger Unterweisung der Einfältigen und Unwissenden in der heilsamen Glaubenslehre“, 1669. N. Aufl. 1679; eine „Vorbereitung zur Ewigkeit oder gründliche Anweisung, wie ein Mensch wohl glauben, christlich leben und selig sterben solle“, 1671 und 1679. – Er hielt auch Vorlesungen über praktische Theologie und schrieb über die schwere Bürde des Predigtamtes. Nach seinem Tode erschien: „Pastor fidelis sive de officiis ministrorum ecclesiae“, 1696. Ueberhaupt sind nicht weniger als 123 Schriften von ihm namhaft gemacht.

Vgl. A. vom Felde, de meritis Ord. Theol. in academia Kil., Lübeck 1719. Molleri Cimbr. litt. III, 362. O. Thieß, Gelehrtengeschichte der Univ. Kiel, 1800, I, S. 13. Köster, Geschichte des Studiums der pract. Theologie, Altona 1825, S. 8. Carstens, Gesch. d. Kieler theol. Facultät, Kiel 1875, S. 8.