ADB:Kreß, Georg Ludwig

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Artikel „Kreß, Georg Ludwig v.“ von Rudolf Bergau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 128–130, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kre%C3%9F,_Georg_Ludwig&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:02 Uhr UTC)
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Kreß: Georg Ludwig v. K., Galvanoplastiker, wurde 1797 zu Wetzlar geboren, wo sein Vater Procurator am Reichskammergericht war, aber 1807 als Appellationsgerichtsrath nach Darmstadt übersiedelte, machte als Jüngling von 17 Jahren den Feldzug von 1814 und 1815 gegen Napoleon als Freiwilliger mit und wurde 1817 Lieutenant im großherzoglich hessischen Leibregiment. Als solcher kam er nach Gießen in Garnison, wo sich ihm Gelegenheit zur weiteren Fortbildung in wissenschaftlicher Beziehung bot. Nachdem er 1820 nach Offenbach versetzt war, bildete er sich unter der Leitung der Landschaftsmaler Radel und Reinermann in Frankfurt auch im Zeichnen aus und widmete sich dann, nachdem er 1828 in Folge geschwächter Gesundheit seinen Abschied genommen hatte, ganz der Malerei und dem Kupferstich, übte als Kupferstecher besonders die Aquatintamanier. Er fertigte nun, meist für Kunsthandlungen (Hölscher in [129] Koblenz, Jügel in Frankfurt, Willmann in Frankfurt, Korn in Breslau, Hahnemann in Quedlinburg u. A.), eine große Anzahl landschaftlichen Platten, deren Abdrücke mit seinem Namen erschienen. Im J. 1840 machte K., in Folge einer Einladung von Seiten von Verwandten, eine Reise nach Petersburg, wo er Professor Jacobi, den Erfinder der Galvanoplastik, persönlich kennen lernte. Jacobi machte den Künstler mit seiner neuen Erfindung bekannt, weil er der Ansicht war, K. könnte seine gestochenen und geätzten Kupferplatten, welche doch nur eine beschränkte Zahl von Abdrücken aushalten, mit Hülfe der Galvanoplastik vervielfältigen. K. griff diesen Wink auf und begann sofort, mit Hülfe des Chemikers Klein, die Herstellung von Copien seiner Platten. Da das ganz nach Wunsch ging, kam K. auch bald auf den Gedanken plastische Gegenstände zu vervielfältigen. Er beschloß nun vorerst in Petersburg zu bleiben, um diese Sache weiter zu verfolgen. Dazu lernte er vor Allem gründlich das Formen in Gyps und errichtete dann in Gemeinschaft mit seinem Freunde, dem Maler Carl Jochim, in Petersburg selbst eine Anstalt für Galvanoplastik, in welcher zunächst eine Anzahl kleinerer Gegenstände angefertigt wurden. Bald kamen auch größere Aufträge. So fertigte K. im Auftrage des Kaisers Nicolaus u. A. Nachbildungen von gegen 300 goldenen und silbernen Schüsseln aus dem Kronschatz in Moskau, welche jetzt den weißen Saal im Winterpalais zu Petersburg schmücken. Im J. 1844 wurde K. aus seiner Heimath der Antrag gemacht nach Frankfurt zu kommen, um daselbst eine Anstalt für Galvanoplastik zu gründen. Es handelte sich vor Allem um die Ausführung des großen von Schmidt von der Launitz modellirten Denkmals zu Ehren der Erfinder der Buchdruckerkunst. K. kam im Juni 1845 nach Frankfurt und reproducirte als Probe zunächst einen zu diesem Denkmal gehörigen Kopf in Hochrelief. Nachdem derselbe zu voller Zufriedenheit des Künstlers ausgefallen war, verhandelte das Denkmal-Comité mit K. wegen Ausführung der drei kolossalen, etwa 3 Meter hohen Figuren des Gutenberg, Schöffer und Fust. Weil das Comité vielfach Zweifel wegen des Gelingens und der Haltbarkeit so großer Figuren hatte, erbot K. sich auch die Figur des Schöffer, wozu das Modell vollendet war, auf seine Gefahr probeweise auszuführen. K. errichtete nun in dem Dorfe Oberrad bei Frankfurt ein Atelier und vollendete in 8 Monaten diese Statue. Durch diese Arbeit beseitigte K. denn auch die letzten Zweifel und lieferte durch sie zugleich den Beweis, daß es möglich sei mit Hülfe der Galvanoplastik auch die größesten, monumentalen Werke herzustellen und daß diese Art sogar vor dem Bronceguß Vorzüge besitze, indem durch sie das Modell des Künstlers mit allen seinen Feinheiten in größter Vollkommenheit und Treue wiedergegeben werde. Im J. 1850 führte K. denn auch die Statue des Fust und 1853 diejenige des Gutenberg aus. Nach Vollendung dieses großen Werkes fertigte K. im Laufe der Jahre mehrere größere und kleinere Arbeiten, wie eine Porträt-Statuette nach A. v. Nordheim, eine kleine Lessing-Statue und ein Relief „Amor auf dem Panther“ nach Rietschel, Schwanthaler’s Herkules-Schild u. A. Später fertigte er auch Landschaften in Relief nach Bildern von Gauermann u. A., welche K. selbst modellirte. Weil dieselben ihm in der Wirkung jedoch nicht recht gefielen, kam er auf den Gedanken in dieselben Lichteffecte durch Aetzung in Aquatintamanier herzustellen, was vollkommen gelang. K. hat eine große Anzahl solcher plastischer Landschaften ausgeführt. Auch fertigte K. mancherlei Arbeiten aus Formen, welche er über der Natur genommen hatte, so z. B. als Meisterstück einen großen Seekrebs. Später führte er auch das Schiller-Denkmal von Scholl für Wiesbaden aus. Im J. 1867 siedelte K. von Frankfurt nach Darmstadt über, fertigte dort das Haarmann-Denkmal, eine Statue von 3 Meter Höhe von G. Heyberger für Holzminden, eine Fontainen-Gruppe von Drake für Amerika u. A. Im J. 1873 siedelte K., einem Rufe [130] des Gewerbemuseums in Nürnberg folgend, nach dieser Stadt über, um daselbst einem mit Lehranstalt verbundenen Atelier vorzustehen. Doch zerschlug sich die Sache bald. K. lebte seitdem, mit Landschaftsmalerei beschäftigt, als Privatmann in dem Dorfe Mögelndorf bei Nürnberg, woselbst er am 26. December 1877, hochbetagt, starb. K. hat die Resultate seiner 26jährigen Erfahrung auf dem Gebiete der Galvanoplastik in einem kleinen 1867 zu Frankfurt a/M. erschienenen Werke niedergelegt.

Mündliche Mittheilungen des Künstlers.