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ADB:Launitz, Eduard

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Artikel „Launitz, Eduard Schmidt v. d.“ von Leopold von Pezold in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 54–58, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Launitz,_Eduard&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 01:51 Uhr UTC)
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Launitz: Nikolaus Karl Eduard Schmidt v. d. L. wurde als Sohn des lutherischen Predigers und Propstes im kurländischen Städtchen Grobin am 23. November 1797 geboren. Er war von neun Kindern das jüngste. Nachdem ihm früh die Mutter durch den Tod entrissen worden, leitete die älteste Schwester Dorothea, verehelichte Pastorin Baumbach die Erziehung des Knaben, bis der Tod des Vaters (1809) eine Auflösung der Familie veranlaßte. L. wurde zu weiterer Ausbildung der Erziehungsanstalt Hundeiker’s auf Vechelde bei Braunschweig übergeben. 1815 bezog er die Universität Göttingen und begann die Vorbereitung zur diplomatischen Laufbahn, für die sein Vormund ihn bestimmt hatte, mit dem Studium der Jurisprudenz. Bald aber suchte er andere Wege zur Entwickelung der ihm nächstliegenden Interessen. Der bekannte Kunsthistoriker Fiorillo, in dessen Hause L. lebte, wies ihn auf das Studium der Kunstgeschichte hin. Seine Vorträge und Anregungen, die Schriften Winkelmann’s und Fernow’s, wie der Verkehr mit dem Kupferstecher Riepenhausen dem Aelteren geben dem Geiste Launitz’ bleibend die Richtung. Unter den Fächern, die er als stud. juris zu hören hatte, gewann die gerichtliche Medicin für seine weitere Entwickelung insofern Bedeutung, als sie ihn zum Studium der Anatomie führte, welche damals in Langenbeck einen vortrefflichen und anregenden Vertreter besaß. Derselbe war schon mit der Herstellung der Icones anatomicae beschäftigt, ein Werk, das nicht ohne Einfluß auf die späteren ähnlichen Arbeiten Launitz’ geblieben ist. So wurde sein Talent nicht sowol durch frühe Uebung noch durch den unmittelbaren Eindruck künstlerischer Werke entwickelt, als vielmehr durch wissenschaftliche Beschäftigung mit einzelnen Lehr- und Hilfsdisciplinen der Kunst. Der Ausgangspunkt wie der Studienweg Launitz’ weichen durchaus von den gewöhnlichen Entwickelungsbedingungen junger Künstler ab und haben ihm ganz besonders jene Lehrhaftigkeit und Lehrfähigkeit gegeben, in welcher vor Allem seine Bedeutung lag. – Ein Besuch der Kunstsammlungen Dresdens bestärkte L. in dem Plane, sich ganz der Kunst zu widmen. Die Auflösung der studentischen Verbindung, welcher er angehört hatte, gab den äußeren Anlaß zur Ausführung dieser Absicht. L. verließ 1816 Göttingen, hielt sich einige Zeit in Hildburghausen auf, wo ihm neue kunstwissenschaftliche Anregung durch den Kunstschriftsteller Sickler zu Theil wurde und wandte sich dann nach Rom.

Wie vor 300 Jahren war Rom in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts wiederum Hauptstadt und Mittelpunkt der höchsten Kunstbestrebungen. Es genügt an Cornelius, Overbeck, Veit, Wilhelm Schadow, Wächter, Schick, Koch, Thorwaldsen, Gibson, Tenerani zu erinnern, zu denen sich oft Rauch und Tieck gesellten, die in den Marmorbrüchen von Carrara arbeiteten. Hierzu die Anregung berühmter Gelehrter und Kunstfreunde: Niebuhr, Bunsen, Champollion, der Kronprinz Ludwig von Baiern. Kurz bevor L. nach Rom kam, waren die von Haller (Bd. X. 438 ff.,) auf Aegina gefundenen Stücke der Giebelgruppe des Athenetempels dort eingetroffen. Dann kamen Nachrichten, endlich Abbildungen vom Phigaliafries, zugleich Sammlungen von griechischen Vasenbildern. In der Nähe Roms wurden etrurische Malereien aufgedeckt, die Schrift der Obelisken zum Theil gedeutet, große künstlerische Unternehmungen begonnen und ausgeführt. Auch an erschütternden Ereignissen fehlte es nicht. Der Tod des Papstes und die Neuwahl, der Brand der Paulsbasilika setzten die römische Gesellschaft in lebhafte Bewegung. Das Jubeljahr zog eine unzählbare und bunte Masse von Pilgern nach Rom. Kunstsinnige Fürsten erschienen zu längeren oder kürzeren Besuchen und hinterließen Aufträge an die Künstler. Unter solchen allgemeinen Verhältnissen [55] verbrachte L. seine Lehrjahre und die erste Zeit seines selbständigen Schaffens in Rom. Es ließe sich der Einfluß nachweisen, den jedes der erwähnten Ereignisse auf den lebhaften jungen Mann übte. Auch die speciellen Verhältnisse waren seinem Entwickelungsgange und seinen Studien außerordentlich günstig. Von Hildburghausen hatte er einen Empfehlungsbrief an Canova mitgebracht, doch keinen Gebrauch davon gemacht. Ein Besuch im Atelier Thorwaldsen’s wurde bestimmend für seine Kunstrichtung. Durch Vermittlung eines der Brüder Riepenhausen wurde L. bald nach seiner Ankunft in Rom unter die Schüler Thorwaldsen’s aufgenommen, unter denen er auch den um ein Jahr älteren Tenerani traf. Die Arbeiten des Meisters, zu denen auch die Restaurirung der Aegineten gehörte, wiesen ihn von vornherein auf das Studium der Antike. Er sah den Meister an den Reliefs aus der Ilias und Odyssee und an dem Alexanderzuge arbeiten, er selbst wurde an der Restaurirung der Aegineten beschäftigt. Die erste selbständige Arbeit von L. (1820) war ein Relief für das Grab seines bei Leipzig gefallenen Bruders. Hier ist noch ein Schwanken des Stils unverkennbar. Seine folgenden Werke gehören sowol im Stoff wie in der Ausführung der classischen Richtung an. Es entstanden ein Merkur, der sich die Flügelschuh anlegt, eine Venus, das Haar trocknend, eine Muse mit der Leier, dann im Auftrage des Kronprinzen von Baiern eine Colossalbüste Justus Möser’s für die Walhalla. Bei einem Besuch in Petersburg wurden L. die Standbilder der russischen Generale Kutusow und Barclay de Tolly aufgetragen, Arbeiten, die jedoch nicht zur Ausführung gelangten, weil nach dem Tode Kaiser Alexanders I. von Rußland diese Aufgabe anderen Künstlern zugewandt wurde. Für die Heimath schuf L. im Auftrage der kurländischen Ritterschaft ein Denkmal der letzten Herzogin von Kurland. Nach Rom zurückgekehrt, widmete er sich mit Vorliebe ornamentalen Arbeiten. Er gründete eine Terracottafabrik – später vom Marchese Campana fortgeführt, – in welcher besonders decorative Reliefs nach antiken Vorbildern wie nach eigenen Compositionen hergestellt wurden. Der Brand von San Paolo fuori le mura lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Ziegelfabrikation und veranlaßte ihn Ziegel herzustellen, welche die Verbreitung der Flammen weniger beförderten als die alten Hohlziegel. Zugleich betrieb er architektonische und anatomische Studien, wie archäologische und künstlerische Sammlungen.

Das Jahr 1829 unterbrach in erschütternder Weise diese vielseitige, freudige Thätigkeit. Ein Schiff, dessen Ladung für ihn bestimmt war, ging unter, die Decke seines Ateliers stürzte ein und zertrümmerte begonnene Arbeiten, und das Schlimmste: der Tod entriß ihm in wenigen Stunden einen Sohn und die Gattin, die er sechs Jahre früher heimgeführt hatte. L. entschloß sich die drei Kinder, die ihm geblieben waren, zu den Seinigen in der Heimath zu bringen, ließ sich aber von Freunden in München überreden, sie vor der Hand dem nordischen Klima nicht auszusetzen. Er ließ sich in Frankfurt nieder, wo ihm in dem schon früher ihm befreundeten Hause Gontard die liebevollste Aufnahme zu Theil wurde. Von 1830 ab wurde Frankfurt a. M. sein bleibender Wohnsitz. Vornehmlich beschäftigten ihn dort Büsten und Reliefs für Grabmonumente. Der Frankfurter Friedhof weist eine Reihe dieser und größerer Arbeiten auf. Es folgten Bestellungen für andere Städte, so für Hamburg, Haag, Haarlem. Im Haag schmückte L. das Giebelfeld des Akademiegebäudes mit einer Gruppe. Für Frankfurt führte er das Denkmal aus, das die Stadt ihrem um die Niederlegung der Festungswerke und um die schönen Spaziergänge hochverdienten Bürger Guiollet errichten ließ (1837). Die Hochreliefs am Sockel dieses Monuments stellen die Niederreißung der Mauern und die Anpflanzung der Anlagen in Gestalten von etwa ein Drittel Lebensgröße dar. Sie gehören nicht nur zu den [56] schönsten Werken von L., sondern zu den besten derartigen Arbeiten der modernen Kunst.

Naturanlage und Bildungsgang wiesen L. alle Zeit auf eine wissenschaftliche Behandlung der Kunst. Als Lehrer der Kunstwissenschaften, als Förderer des Kunstsinnes und Kunstgeschmackes durch das lebendige Wort ist L. wol noch bedeutender gewesen als in seinem reichen Kunstschaffen. Seine Vorträge über plastische Anatomie, über Kunstgeschichte, über einzelne künstlerische und archäologische Fragen haben ihn in die Reihe der bedeutendsten Kunstgelehrten seiner Zeit gestellt. Nachdem er eine reiche Lehrthätigkeit am Städel’schen Institut entfaltet, auch zu Vorträgen über Kunstgeschichte nach Düsseldorf berufen war, mußte er 1837 der feinsinnigen Großfürstin Helene und ihren Töchtern, dann dem damaligen Thronfolger von Rußland Kunstgeschichte dociren und den letzteren nach Italien begleiten. Frucht dieser Reise war u. A. die Statuette des späteren Kaisers Alexander II. – Im J. 1839 verehelichte sich L. mit Therese v. Soiron aus Mannheim. Als 1840 die Jubelfeier der Buchdruckerkunst in Frankfurt festlich begangen wurde, hatte L. die Gruppe der drei ersten deutschen Buchdrucker als decorativen Festschmuck hergestellt. Das Werk erregte den stürmischen Beifall der Frankfurter, die auf Vorschlag des Dr. Stiebel die Ausführung desselben in dauerhaftem Material beschlossen und hierzu freiwillige Beiträge sammelten. Der augenblicklichen Begeisterung entsprach freilich die dauernde Theilnahme an dem Werke nicht. L. selbst mußte mancher1ei Verdruß hinnehmen, manches Opfer bringen, bis endlich 1857 die galvanoplastisch hergestellte Gruppe auf ihren Sockel gesetzt werden konnte. Auch heute noch ist das Denkmal insofern nicht der Idee des Schöpfers entsprechend, als es nicht seinem Entwurf gemäß ein Brunnendenkmal geworden ist. In diesem Werke zeigt sich L. vor Allem als denkender Künstler. In dem gothischen Unterbau, in den Gestalten der herumgeordneten Städte und Wissenschaften, in der Wahl des Detailschmuckes spricht sich klar der Gedanke der Bedeutung des Buchdrucks für Wissenschaft und Leben aus. Die Composition ist trotz des Figurenreichthums vorherrschend architektonisch. Auch die Gruppe der drei Buchdrucker ist mehr nach architektonischen als nach malerischen Principien geordnet. Die Schwierigkeit, eine Gruppe ohne gemeinsame Handlung in voller plastischer Form als ein geschlossenes Ganzes darzustellen, ist auch hier nicht ganz überwunden. Der bauliche Hintergrund wirkt ungünstig, einen passenden Standpunkt zu finden fällt dem Beschauer bei dem Verkehr in Frankfurt schwer. Dennoch ist der Gesammteindruck ein sehr würdiger, die Form stilvoll und vornehm. – Einen Anlaß, feines menschliches Empfinden zu zeigen, gab der Auftrag, das Portal des heiligen Geisthospitals mit zwei Nischenfiguren zu schmücken. Sowol die zusammensinkende Gestalt der Kranken wie die dankerfüllte der Genesenen sind von außerordentlich schönem Ausdrucke. Wie in allen seinen Werken bleibt auch bei diesen Figuren L. jedem künstlichen Pathos fern. Er sucht immer nur die einfachsten Mittel zu verwenden, das schlichteste Maß der Bewegung zu zeigen und erreicht gerade auf diesem Wege die ernstesten Wirkungen. Als schönstes Werk dieser Richtung muß das Monument der Gräfin von Reichenbach, Gemahlin des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen, bezeichnet werden. Es gehört bereits einer späteren Zeit an (1857–59), zeigt aber noch mehr als all’ seine anderen Werke Launitz’ künstlerisches Gefühl und vollendete Technik. Strenger stilisirt, doch in den Gesichtszügen naturalistischer, ist das Monument des Kurfürsten selbst. Das Tympanon über dem Portal des hessischen Mausoleums – die Frauen am Grabe – ist von ergreifender Innigkeit. – Zwischen dem Entwurf zu dem Gutenberg-Denkmal und der letzterwähnten Arbeit liegt eine Reihe sehr interessanter Werke, welche den Künstler immer mehr auf dem Wege zu scharfer Charakteristik zeigen. Für die [57] Façade der von Stüler erbauten Börse hatte L. zwei allegorische Gestalten und eine volkstypische zu bilden: Land- und Seehandel und Australien. Die Herstellung der letzten Figur führte ihn zu ethnologischen Studien, denen er mit besonderer Vorliebe oblag. Seine vielfachen Reisen – er hatte London, Paris und Italien wiederholt besucht – boten ihm reichen Stoff zu Beobachtungen, in Frankfurt selbst fehlte es nicht an Typen verschiedenster Racen. L. hatte sich die charakteristische Darstellung derselben zur Aufgabe gemacht und studirte die Eigenart der Volkstypen nicht blos als Künstler, sondern als Mann der Wissenschaft. So entstand eine Reihe von Racen- und Volkstypen, die als Lehrmaterial in höheren und mittleren Schulen bald Eingang fanden. Die Aufgabe, den Palast des Principe Torlonia in Rom mit vier Statuen zu schmücken, gab L. Anlaß in Pagengestalten die vier Nationen Italiener, Franzosen, Deutsche und Niederländer zu charakterisiren. Für den Krystallpalast von Sydenham arbeitete er in volkstypischer Gestalt eine Statue des russischen Handels. Zur Darstellung historischer Typen gab ihm die Bestellung von Ahnenbildern des Fürsten von Leiningen Gelegenheit. Ein Monument, das er für den Kaiser Nikolaus von Rußland entworfen hatte, das aber zur Ausführung nicht gekommen ist, charakterisirte u. A. die Stände des russischen Volkes. Auch die Erscheinungen der unbelebten Welt fesselten sein Interesse. Immer mehr widmete er sich der wissenschaftlichen Beobachtung. So entstand ein Werk über das Gesetz des Faltenwurfs, das er die Anatomie der Gewandung nannte. In dem Grabdenkmal der Familie Rothschild hatte er Gelegenheit, diese seine Beobachtungen an einem schwerdurchwirkten Teppich auch künstlerisch darzulegen. Die Vorlesungen über Kunstgeschichte wurden fortgesetzt. In einem Zeitraum von 30 Jahren wußte L. das Frankfurter Publikum durch sie für die Kunst zu interessiren. Auf dem Gebiete der Kunstforschung war er unermüdlich thätig. Er veröffentlichte eine Reihe von Aufsätzen kunsthistorischen Inhalts, hielt auf archäologischen Congressen Vorträge in Hannover (1864) über Polyklet, in Heidelberg (1865) über antike Gewandung, construirte Modelle von Tivoli, Capri, Carrara und Athen, machte Vorschläge zur Restaurirung des Pasquino in Rom etc. Er zeichnete ferner Tafeln zu einem Werke über plastische Anatomie und ließ Wandtafeln zur Veranschaulichung des antiken Lebens und der antiken Kunst erscheinen. Sein Atelier war ein kleines Museum der vorzüglichsten Kunstschätze alter und neuer Zeit geworden und nichts konnte anregender sein als die Erklärungen und Belehrungen, die er jungen Künstlern, die ihn besuchten, dort in freundlichster Weise ertheilte. Er sprach klar, einfach, kurz. Nebeneinander waren Reliefs von Thorwaldsen, Rauch, Schwanthaler gestellt. Er charakterisirte sie mit wenig Worten: „Thorwaldsen dachte wie ein Grieche, Rauch sprach griechisch, Schwanthaler machte griechische Exercitien.“ Eine Stunde in Launitz’ Unterhaltung war ein ganzes Collegium werth.

Im J. 1861 traf L. der Schmerz, auch seine zweite Gattin verlieren zu müssen. Durch eine Reise zu seinem Lieblingsdichter Rückert nach Neuseß bei Koburg suchte er sich aufzurichten. Er modellirte die Büste Rückert’s und entwarf ein Monument für den Naturforscher Sömmering, das jedoch nicht ausgeführt wurde. Kleinere Aufträge wurden noch erledigt, so das Denkmal, das Frankfurt seinem einstigen Bürger Moritz v. Bethmann setzte. Aber das Alter erhob auch an den sonst so elastischen und lebensfrohen Mann seine Ansprüche. Er durfte zurückblicken auf Vieles, das ihm gelungen, auf Mehr, dessen Ausführung ihm nicht gestattet gewesen. Seine größten und liebsten Entwürfe sind Entwürfe geblieben, andere Werke nicht so vollendet wie er sie geplant. Sein Wunsch, die Sammlungen seines Lebens in der Heimath aufgestellt zu sehen, ging nicht in Erfüllung, weil die kurländische Ritterschaft den von L. geforderten [58] Bau für dieselben nicht erstellen konnte. Doch durfte er auf ein erfolgreiches Leben im Dienste der Kunst, auf sein eigenes künstlerisches Schaffen, mehr aber noch auf seine Lehrthätigkeit mit befriedigtem Gefühle zurückblicken. L. starb am 12. December 1869. An der Rückwand seines schlichten Leichensteins befindet sich ein Relief Thorwaldsen’s: Die Frauen am Grabe des Auferstandenen. Es ist eine der ersten Arbeiten, die L. als Schüler Thorwaldsen’s von dessen Hand entstehen sah.

Mit Benutzung der Zeitschr. f. bild. Kunst, Jahrg. V, 1870.