ADB:Löwen, Johann Friedrich

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Artikel „Löwen, Johann Friedrich“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 312–313, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:L%C3%B6wen,_Johann_Friedrich&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 10:05 Uhr UTC)
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Löwen: Johann Friedrich L., auch Löwe genannt, wurde im J. 1729 zu Clausthal geboren, studirte zu Göttingen Jurisprudenz und würde sich der akademischen Laufbahn gewidmet haben, wenn er die Mittel für die Promotion gehabt hätte. Er kam im J. 1751 nach Hamburg und wollte schon von hier mit Empfehlungsschreiben Friedrich v. Hagedorn’s nach London gehen, um sich dort eine Stellung zu suchen, als ihn der Legationsrath Zink in sein Haus aufnahm. Dieser ermuthigte ihn als Schriftsteller aufzutreten. Schon vorher hatte er das Schäferspiel „Die Spröde“ herausgegeben, Helmstadt 1748; im J. 1751 erschienen von ihm in Hamburg anonym „Zärtliche Lieder und anakreontische Scherze“; jetzt gab er „Poetische Nebenstunden in Hamburg“ heraus, zu denen Johann David Michaelis eine Vorrede „von dem Geschmacke der morgenländischen Dichtkunst“ schrieb (Leipzig 1752); sodann ließ er (Hamburg 1753) anonym 28 poetische Betrachtungen „Der Christ bei den Gräbern“ erscheinen, deren zweite Auflage er im J. 1760 der Herzogin zu Mecklenburg widmete, wobei er sich dann auch unter der Widmung nennt. Unter seinen übrigen poetischen und prosaischen Schriften aus dieser Zeit sind zu nennen seine „Kurzgefaßten Grundsätze von der Beredsamkeit des Leibes“, Hamburg 1755, eine Schrift, welche wol die erste in Deutschland über diesen Gegenstand war und aus der Verbindung mit dem Theater stammte, in welche ihr Verfasser damals getreten war. Johann Friedrich Schönemann, der damals dem Theater in Hamburg vorstand, hatte dasselbe auf eine höhere Stufe zu bringen gesucht; außer Eckhof suchte auch L. ihn in seinen Absichten zu unterstützen und ist ohne Frage dabei nicht ohne Verdienst gewesen. Er heirathete Schönemann’s Tochter, die sich auch als Schauspielerin einen Namen gemacht hat; und als Schönemann im December 1757 sein Theater mit einem Epilog von L. geschlossen hatte, siedelte dieser mit seiner Frau und ihm nach Schwerin über, wo er eine Secretärstelle annahm. Er blieb auch hier schriftstellerisch thätig, namentlich ließ er Gedichte, Oden u. dgl. drucken und versuchte sich auch in Satiren. Im J. 1760 und dem folgenden gab er in zwei Theilen eine Sammlung seiner poetischen Werke heraus. Um diese Zeit begann er auch „Romanzen“ zu dichten, eine Dichtungsart, in welcher er zumeist noch Anklang gefunden hat; seine „Romanzen“ erschienen zuerst anonym Hamburg 1762, hernach verbessert und vermehrt mit seinem Namen noch 1769 und 1771. Seine „Schriften“ ließ er dann in einer Auswahl vom Jahre 1765 an wieder drucken; die den Anfang des vierten Theiles (Hamburg 1766) bildende „Geschichte des deutschen Theaters“ enthielt diejenigen Vorschläge zur Verbesserung des Theaters, welche 12 Kaufleute in Hamburg, die sich im J. 1766 vereinigten, um daselbst ein „Nationaltheater“ einzurichten, zu verwirklichen suchten. L., der nun mit seiner Frau wieder nach Hamburg übersiedelte, erhielt das Directorium; er sollte die Stücke aussuchen, die Rollen vertheilen und zugleich durch Leseübungen und Vorträge für die Ausbildung der Schauspieler und Schauspielerinnen sorgen. Von ihm ging auch, wie nicht bezweifelt werden kann, der Gedanke aus, Lessing nach Hamburg zu rufen, um dieses Unternehmen als Dichter, und als dieser darauf nicht einging, als Kritiker zu unterstützen. Im April 1767 wurde die Bühne eröffnet, aber schon im Herbste zeigte es sich, daß dieses Nationaltheater nicht bestehen konnte. Im December 1767 ging L. mit seinen Schauspielern auf einige Monate nach Hannover; im Sommer 1768 wurde dann in Hamburg auf dem Theater zwar wieder gespielt, aber im September dieses Jahres verließ L. Hamburg gänzlich; er sah sich genöthigt, um zu leben, die geringe [313] Stelle eines Registrators in Rostock anzunehmen. In Hamburg hatte er neben anderen Sachen auch einige Streitschriften drucken lassen als Antworten auf Angriffe, die er in Folge seiner Geschichte des deutschen Theaters erfahren hatte. Eine seiner letzten Veröffentlichungen sind seine „Geistlichen Lieder nebst einigen veränderten Kirchengesängen“, Greifswald 1770. In der Vorrede zu ihnen bekämpft er die Ansicht Liebich’s (vgl. Bd. XVIII, S. 584), daß man alte Kirchenlieder nicht ändern solle. Von seinen eignen Liedern ist wenigstens das Loblied: „Nimm deine Psalter, Volk des Herrn“, nach Sirach 50, 24–26, gedichtet, bis zum heutigen Tage bekannt geblieben; es findet sich z. B. in dem noch gebrauchten Hamburger Gesangbuche von 1842. Von Nahrungssorgen und Hypochondrie geplagt starb er zu Rostock am 23. December 1771, nur 42 Jahre alt.

Jördens, Lexikon deutscher Dichter u. Prosaisten, III, S. 416 ff. Lexikon hamburgischer Schriftsteller, IV, S. 531 ff.; hier auch ein Verzeichniß seiner Schriften und die Litteratur über ihn. Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f., 3. Aufl., VI, S. 221 f. – Ueber seine Verdienste um das Theater vgl. Danzel und Guhrauer, G. Ephr. Lessing, 2. Aufl., 2. Bd., S. 96 ff., und Koberstein, Grundriß der Geschichte der deutschen Nationallitteratur, 5. Aufl., III, S. 403. – Vgl. auch Goedeke II, S. 572 u. Koberstein a. a. O. im 5. Bande an den im Register genannten Stellen.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 313. 19 v. o.: Zu Löwen sind noch zu vgl. Bärensprung, Gesch. d. Theaters in Mecklenburg-Schwerin u. Lisch, Jahrb. I, S. 112. [Bd. 20, S. 748]