ADB:Lang, Josef

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Artikel „Lang, Josef“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 553–554, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lang,_Josef&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 09:28 Uhr UTC)
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Lang: Josef L., Buchdrucker und Verleger, 12. Mai 1834 zu Bretten (Bad.) geboren, wuchs in einfachen bürgerlichen Verhältnissen auf. Mit tüchtiger Volksschulbildung kam er als Setzerlehrling nach Pforzheim und lernte danach in Wien den Großbetrieb des Druckereiwesens kennen. Auf der Grundlage rasch erworbener Fachkenntnisse und eines ersparten kleinen Capitals gründete er, 25jährig, zu Tauberbischofsheim eine bescheidene Druckerei. Die „Badische Tauberzeitung“, die er verlegte, erlangte bald weite Verbreitung und hat bis dato eine maßgebliche Bedeutung behalten, die über die Gegend hinausreicht. Gemäßigt liberal, hielt sie sich unter Lang’s Einfluß von gehässiger Polemik fern, trotz der heftigen Angriffe der politischen Gegner. Daneben errichtete L. eine Buchhandlung und verlegte in nächster Folge zahlreiche Werke für die Volksschule. Dann verschaffte er binnen kurzem durch rastlose Thätigkeit seinem juristischen wie pädagogischen Verlage hohes Ansehen weit über Badens Grenzen. Im J. 1882 erneuerte L. den einst von Joh. Pet. Hebel 1807 gegründeten berühmten „Rheinländischen Hausfreund“ und ließ diesen ausgezeichneten Volkskalender, dessen rechtlichen Besitz er an sich gebracht, seitdem nach alter guter Sitte wieder alljährlich ausgehen. Mit Liebe und den größten Opfern widmete L., in Hebel’s Spuren, diesem musterhaften Unternehmen einen großen Theil seiner erstaunlichen Leistungsfähigkeit: „In einem zwölfstündigen Arbeitstage läßt sich vieles erledigen“, erwiderte er einmal einem ihn bewundernden Autor schlicht. Tüchtige Mitarbeiter für dies wahrhaft volksthümliche Jahrbuch zu gewinnen – Anzengruber, Rosegger, Längin, Barack –, gelang ihm, auch Künstler, wie Kögler und Wisnieski als Illustratoren. So stieg der alte „echte Hebelkalender“ bald zu starken Auflagen, einer fast führenden Stellung, zu allgemeiner Beliebtheit, besonders auch in der Schweiz und Amerika. Warmer Förderung volkswirthschaftlicher, gemeinnütziger Bestrebungen huldigte L. privat gegenüber seinem Personal, öffentlich im Vorstand der nordostbadischen Gewerbevereine und im Badischen Eisenbahnrath, wie anderweit. Ein begeisterter Naturfreund, bereiste er regelmäßig die Schweiz, Tirol, Italien, Norddeutschland, brachte dabei aber auch mit seinem Kunstverständniß eine ansehnliche Sammlung werthvoller Oelgemälde alter Meister zusammen. Der [554] feinfühlige Mensch und noble Charakter, der sich eines trauten Familienlebens und Freundesverkehrs erfreute, starb plötzlich am 19. Juni 1898 in seiner zweiten Heimath Tauberbischofsheim.

Vgl. „Hebel’s Rheinländisch. Hausfreund für das J. 1900“, S. 75 f.: Nachruf mit Bildniß. Am ausführlichsten „Badische Landesztg.“ Nr. 143, II. Bl., S. 2 (wonach der Nachruf im „Hausfreund“ fast wörtlich); s. ferner: „Bad. Tauberzeitung“ Nr. 141, „Wertheimer Ztg.“ Nr. 141 u. 142, „Bad. Presse“ Nr. 142, „Freiburger Bote“ Nr. 140, „Pforzheimer Beobachter“ Nr. 142, auch „Straßburg. Post“ Nr. 511, sowie „Buchhändler-Börsenblatt“ Nr. 142 v. 23. Juni.

Das Verlagsgeschäft der Firma J. Lang hat unter andern höchst nennenswerthen und bei den Interessenten höchlich anerkannten Werken folgende mehrbändige auf den Büchermarkt gebracht, zum Theil in mehrfach wiederholten Auflagen: W. Behaghel, „Das badische bürgerliche Recht und der Code Napoléon, mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der Praxis dargestellt“; Ministerialdirector Dr. K. Schenkel, „Die deutsche Gewerbeordnung nebst Vollzugsvorschriften“; Frdr. Blatz, „Neuhochdeutsche Grammatik“; Ferd. Leutz, „Lehrbuch der Erziehung und des Unterrichts“. Nachdem L. 1891 die Hasper’sche Hofbuchdruckerei (1897 an Braun verkauft) erworben und nun „Karlsruhe und Tauberbischofsheim“ firmirt hatte, wurden seit 1894 Bücher mit dem Aufdruck „Karlsruhe, J. Lang’s Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei“ ausgegeben, während die „Badische Tauberzeitung (Die Tauber). Ein Volksblatt“ noch in „Druck und Verlag von J. Lang in Tauberbischofsheim“ blieb; im Juli 1903 wurden dann Verlag und Druckerei ganz nach Karlsruhe verlegt, wo das 1863 gegründete Doppelgeschäft in „J. Lang’s Buchhandlung“ und „J. Lang’s Buchdruckerei“ getheilt, aber nicht getrennt ist, den bewährten Namen seines glücklich fleißigen Vaters mit Ehren fortpflanzend.

Mittheilungen des Sohnes und Nachfolgers A. Lang.