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ADB:Lange, Ernst

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Artikel „Lange, Ernst“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 623–624, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lange,_Ernst&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 02:22 Uhr UTC)
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Lange: Ernst L., Dichter geistlicher Lieder, wurde am 3. Januar 1650 zu Danzig geboren und starb ebenda am 20. August 1727. Nach vollendeten Studien fand er zuerst in seiner Vaterstadt Anstellung als Secretär und lebte dann in derselben Eigenschaft mehrere Jahre am polnischen Hofe in Warschau. Im J. 1691 kehrte er als Schöppe der Altstadt nach Danzig zurück und wurde darauf im J. 1694 Rathsherr. Er heirathete im J. 1696 eine Tochter von Johannes Hevelius, vgl. Bd. XII S. 341. Später hielt er sich, nachdem er im J. 1698 eine Reise nach den Niederlanden gemacht hatte, in Danzig zu den Mennoniten und Pietisten, was ihn in Streitigkeiten mit den lutherischen Geistlichen verwickelte und sogar zu Unruhen in der Stadt führte. Erst in seinem Alter veröffentlichte er seine geistlichen Lieder; zuerst im J. 1708 „Ueberarbeitungen der Lieder Luthers“, die er „in etwas reinere Verse zu bringen“ versuchte; darauf im J. 1711 61 eigene Lieder, nach der Zahl seiner Lebensjahre. Sodann gab er im J. 1713 eine deutsche Umdichtung der Psalmen heraus, die er zuerst auf französisch-reformirte Melodien einrichtete, hernach aber auch so umarbeitete, daß sie auf lutherische Choralmelodien zu singen waren, 1720. Außer den in diesen Sammlungen vorhandenen hat Freylinghausen im zweiten Theil seines Gesangbuches vom Jahre 1714 noch einige andere Lieder von ihm mitgetheilt; man vermuthet, daß L. sie ihm handschriftlich übersandt habe. Das Urtheil über seine Lieder lautet sehr verschieden; während Knapp von L. sagt, er sei „ein edler, tiefsinniger Mann voll Geist und Kraft“, meint Bode, seine Dichtungen seien „nach Gedanken und Ausdruck nicht von hervorragender Bedeutung“. Jedenfalls haben sie anerkennende Aufnahme gefunden und einige von ihnen trifft man noch heutigen Tages in Gemeindegesangbüchern. Das bekannteste und verbreitetste seiner Lieder ist wol der Preis der Liebe: „Unter denen [oft geändert in: jenen oder allen] großen Gütern, die uns Christus zugetheilt“. Während Fischer in der Neubearbeitung des Bunsen’schen Gesangbuches keines seiner Lieder aufgenommen hat (denn das ihm S. 729, Nr. 144 zugeschriebene ist von Joachim Lange), enthält z. B. der Entwurf eines Gesangbuches für die evangelisch-lutherische Landeskirche des Königreichs Sachsen, Leipzig 1881, wieder zwei Lieder von ihm, nämlich außer dem eben genannten auch noch zwei Verse aus einem Pfingstlied Lange’s als ein besonderes Lied.

Kirchner, Kurzgefaßte Nachricht, S. 27. Wetzel, Analecta hymnica 2. Bd., S. 66 f. Rotermund zum Jöcher, III, Sp. 1198 f. Knapp, Liederschatz, [624] 2. Bd., S. 858 (in der Ausg. von 1837). Goedeke II, S. 519. Koch, Geschichte des Kirchenlieds u. s. f., 3. Aufl., 4. Bd., S. 422 ff. Bode, Quellennachweis über die Lieder des hannoverischen Gesangbuches, Hannover 1881, S. 103.