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ADB:Langen, Johann Georg von

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Artikel „Langen, Johann Georg von“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 656–659, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Langen,_Johann_Georg_von&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 17:04 Uhr UTC)
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Langen: Johann Georg von L., einer der bedeutendsten praktischen Forstmänner des vorigen Jahrhunderts, von Moser geradezu als „Vater der regelmäßigen Forstwirthschaft“ bezeichnet, wurde als ältester Sohn eines Zweiges der in Nieder- und Obersachsen vielfach verbreiteten Familie von Langen zu Oberstedt (Grafschaft Henneberg) 1699 geboren. Er scheint in der Jugend eine sehr gediegene Ausbildung erhalten zu haben, ob im Elternhause oder in Schulen oder am Hofe des Herzogs Ludwig Rudolf zu Braunschweig-Lüneburg in Blankenburg, wohin er frühzeitig kam, ist in Dunkel gehüllt. Bereits 1716 fungirte er an diesem Hofe als Jagdpage; in dieser Eigenschaft hatte er, außer der Mitaufsicht über die Forste und Wildbahnen, die Aufwartung bei [657] Hofe bis Abends 9 Uhr und die Ueberwachung der herzoglichen Jagdgewehre, sowie deren Instanderhaltung durch die Büchsenspanner, zu besorgen. 1719 wurde ihm vom Herzoge, welchem er zeitlebens eine große Anhänglichkeit bewahrte, die Erlaubniß zu Theil, verschiedene süddeutsche Höfe zu bereisen, um sich im Jagdbetriebe weiter auszubilden. Er begab sich, mit Empfehlungsschreiben ausgestattet, nach Stuttgart, München, Wien etc., scheint sich auch eine Zeit lang an den Höfen der sächsischen Herzöge, wohin ihn Privatangelegenheiten geführt hatten, aufgehalten zu haben und nahm – von vortrefflichen Anlagen unterstützt – überall die Gelegenheit wahr, sich auch forstliche Kenntnisse anzueignen und Erfahrungen zu erwerben. Nach seiner etwa um 1735 erfolgten Zurückkunft unternahm er, unter Beihülfe seines jüngeren Bruders Franz Philipp, die Vermessung und Taxation der zum Fürstenthum Blankenburg gehörigen Harzforste, wobei er im Wesentlichen die Flächentheilung zum Grunde legte. Später richtete er auch die anderen braunschweigischen Forste (ausgenommen die Communion-Harzforste) ein; um welche Zeit dies geschah, ist aus den vorhandenen Quellen nicht mehr genau zu ersehen. Das große Geschick, welches er bei diesen Forsteinrichtungsarbeiten an den Tag gelegt hatte, in Verbindung mit den Empfehlungen des dem dänischen Hofe nahe stehenden Grafen Christian Ernst von Stolberg-Wernigerode, verschaffte ihm 1737 einen Ruf nach Norwegen. König Christian VI. von Dänemark hatte schon einige Jahre zuvor durch Vermittelung dieses Grafen deutsche Bergbeamte nach Kongsberg in Norwegen gezogen, um den dortigen Bergbau zu heben. Nun galt es, auch die Forste daselbst wirthschaftlich einzurichten, um sie den montanistischen Zwecken nachhaltig dienstbar zu machen. Diese Aufgabe wurde v. L. zu Theil. In Begleitung einer Anzahl deutscher Forstwirthe (darunter von Zanthier, Dieskau, Carlowitz, v. Laßberg, Lengenfeld und sein jüngerer Bruder) traf er in Kopenhagen ein, nahm hier nähere Instructionen entgegen und wurde als „Hofjägermeister“ und „Forstmeister“ zum Chef des neu gegründeten Forstamtes zu Kongsberg bestellt. Sein Bruder wurde ihm als zweiter Vorstand beigegeben. Nach den noch im Archive zu Wernigerode befindlichen zahlreichen Briefen v. Langen’s an den Grafen Christian Ernst hatten beide Brüder mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Abgesehen von den höchst verwickelten rechtlichen Verhältnissen des Bergwerks und den fortwährenden Uebergriffen der Mittheilhaber in das königliche Eigenthum, welche Umstände die Geschäftsführung nicht zu einer beneidenswerthen machten, hatten die deutschen Forstbeamten als Fremdlinge auch stark unter den Anfeindungen und Verdächtigungen der Eingeborenen zu leiden. Demohngeachtet entfalteten die beiden Brüder v. L. eine äußerst hervorragende Thätigkeit, theils im forstlichen Vermessungs- und Taxationswesen, theils durch Einrichtung von Glashütten, Pottaschensiedereien, Pechöfen, Kienrußhütten, Theeröfen und sonstigen industriellen Etablissements. Der zahlreichen Verfolgungen endlich müde, kehrte v. L. 1742 nach Braunschweig zurück; jedoch wurde ihm vom Könige die Erlaubniß ertheilt, von Haus aus zu dienen, d. h. in königlich dänischen Diensten zu bleiben, aber mit der Befugniß, seinen Wohnsitz außerhalb Dänemarks nehmen zu dürfen. Er wurde nun zunächst Chef der Forsten im Weserkreis mit dem Wohnsitze in Fürstenberg. Hier richtete er 1745 zuerst die gräflich stolberg’schen Forste in der Grafschaft Hohnstein nach dem sog. Stangenholzbetriebe, einer modificirten Form des Buchenhochwaldbetriebes, ein und wendete sich dann mit Eifer der Vermessung und Einrichtung der braunschweigischen Weserforste zu. Sein unruhiger und lebhafter Geist, sowie eine förmliche Sucht, sich seinem Landesfürsten auch nach anderer Richtung hin nützlich zu erweisen, trieben ihn der damals stark wuchernden Projectenmacherei in die Arme. Noch war [658] Meißen die einzige Porzellanfabrik in Deutschland. Er kam daher auf die Idee, dieser Anstalt Concurrenz zu machen, begründete die neue Anlage in den Räumen des ihm zur Wohnung angewiesenen Fürstenberger Schlosses, gewann für dieselbe den Commerzienrath Bentgraf aus dem Mainzischen als sachverständigen Leiter und widmete sich selbst der jungen Fabrik mit voller Kraft. Es wurde eine eigene Zeichner- und Malerschule in Wolfenbüttel eingerichtet und ein besonderer Arbeiterstand für die Fabrik herangebildet. Trotz aller Bemühungen wollte diese aber nicht recht gedeihen. Die Hoffnung auf Ueberschüsse erfüllte sich nicht, weil man die Kunst des Porzellanbrennens noch nicht ordentlich verstand. Zudem waren auch die kriegerischen Zeitverhältnisse dem Aufblühen der neuen Anlage hinderlich. Bald nach ihrer Gründung war der siebenjährige Krieg ausgebrochen. Fürstenberg und seine Umgebung unterlagen mehrfachen Plünderungen etc. Diesen Unruhen mußte v. L. zuletzt selbst weichen und 1760 nach dem Harze flüchten. Verdächtigungen der niedrigsten Art, von einem seiner früheren Untergebenen gegen ihn ausgestreut, fanden leider bei dem damaligen braunschweigischen Minister v. S. und der ganzen Büreaukratie, welche ihn wegen seiner bevorzugten Stelle bei Hofe beneidete, einen so gut vorbereiteten Boden, daß sich v. L. entschloß, seinem Vaterlande zum zweiten Mal den Rücken zu kehren. Er trat abermals in Unterhandlungen mit Dänemark, welche zu einem günstigen Abschlusse führten, ging daher im Sommer 1763 nach Kopenhagen und ordnete die forstlichen Verhältnisse auf der Insel Seeland. Eine officielle Entlassung aus den braunschweigischen Diensten wurde ihm aber, so oft er auch hierum nachsuchte, niemals zu Theil. Man fürchtete wahrscheinlich, daß v. L. in diesem Falle der mit unter seinem Einflusse neu gegründeten Porzellanfabrik zu Kopenhagen das Geheimniß des Porzellanbrennens und seine sonstigen in Fürstenberg gemachten Erfahrungen verrathen könne. Seine Hauptthätigkeit war und blieb übrigens dem Forstwesen zugewendet. Er schuf ausgedehnte Plantagen, zumal Nadelholzculturen auf Kahlhiebsflächen, machte sich an die Vermessung und forstliche Einrichtung der seeland’schen Forste, gründete sogar in Kopenhagen eine Schule für die forstlichen Grund- und Hülfsfächer, namentlich für die praktische Geometrie, und ertheilte an derselben den Unterricht in Forstbotanik und Baumzucht. Seine letzten Lebensjahre waren leider sehr traurige, indem ihn eine schwere Geistesverwirrung überkam. Er starb noch dazu in ziemlich zerrütteten Vermögensverhältnissen im Mai 1776 auf dem ihm schon lange als Wohnsitz angewiesenen königlichen Jagdschlosse Jägersburg unweit Kopenhagen. Daß die Dänen sein Andenken ehrten, beweisen die im Kirchenbuche zu Gjentofte eingetragenen Aufzeichnungen über sein Leben und Wirken, beweist ferner die Thatsache, daß man ihm in der als Taufkapelle benutzten Apsis der dortigen Kirche eine Grabstätte anwies. v. L. war ein seiner Zeit weit vorausgeeilter, rastlos thätiger Forstmann. Von besonderem Interesse ist die von ihm verfaßte Forstordnung des Grafen Christian Ernst zu Stolberg vom 3. November 1744 für den Hohnstein’schen Forst, welche sich in den Verhandlungen des Harzer Forstvereins, Jahrgang 1864, auf S. 125–29, abgedruckt findet. Es wird hierdurch eine 40jährige Umtriebszeit festgesetzt, wobei aber jedesmal die schönsten und gesundesten Bäume aus allerhand harten nützlichen Holzarten zu Bauholz übergehalten und in die abgetriebenen Orte Einsaaten von Ulmen, Ahorn, Eschen, Elsbeeren, Birken etc. gemacht werden sollen. Diese Wirthschaft – eine Art von Mittelwaldbetrieb mit vielem Oberholz – bestand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter dem Namen „Stangenholzbetrieb“ in einem Theile des Harzes in verschieden modificirter Weise. Außerdem verfaßte er 1755 eine Denkschrift, in welcher die Pflanzencultur der Fichte empfohlen, die Erziehung gemischter Bestände befürwortet und [659] dem Anbau von Feldgewächsen im Walde das Wort geredet wird. Erwähnung verdient noch, daß unter seinem Einflusse das von seinem Schüler Hans Dietrich von Zanthier 1767 zu Wernigerode gegründete Forstinstitut, überhaupt das erste in Deutschland, eine Anstalt von vorwiegend praktischer Richtung, zu Stande kam.

W. G. von Moser, Forstarchiv etc. IX. S. 358. Verhandlungen des Hils-Solling-Forstvereins vom Jahre 1861. Verhandlungen des Harzer Forstvereins, Jahrg. 1864, erschienen zu Braunschweig 1865, S. 125, Anmerkung. Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft, S. 549 u. 552. Fr. von Löffelholz-Colberg, Chrestomathie I, S. 29, Nr. 96 u. S. 85, Bemerkg. 84 a; das. II. S. 294, Nr. 610, Bemerkg. 242a. Bernhardt, Geschichte I, S. 243; das. II, S. 78, 103, 104, 105 u. 109. Forstliche Blätter, N. F. 1874, S. 148 (Der Stangenholzbetrieb etc. von Beling). Oberförster H. Langerfeldt zu Riddagshausen (in der Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde, Jahrgang 1876, wol die zuverlässigste der Biographien). Roth, Geschichte des Forst- und Jagdwesens in Deutschland, S. 587. Viele Quellen schreiben unrichtig „von Lange“, geben als Todesjahr 1770 an und enthalten auch sonstige kleine Ungenauigkeiten.