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ADB:Langko, Dietrich

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Artikel „Langko, Diedrich“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 589–590, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Langko,_Dietrich&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 19:17 Uhr UTC)
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Langko: Diedrich L., Landschaftsmaler, geboren am 1. Juni 1819 zu Hamburg, † am 8. November 1896 in München, mußte trotz seiner großen Neigung zur Kunst vorerst bei einem Stuben- und Decorationsmaler in die Lehre und als Geselle sein Brot verdienen. Doch zeichnete er in den Freistunden nach Radirungen niederländischer Meister, nach Waterlov, Swaneveld u. A., bis er nach fünfjährigen Mühen durch die Brüder Jakob (1808, † 1845) und Martin Gensler (1811, † 1881), welche außer dem Genrebild sich auch mit der Landschaft beschäftigten, den ersten Unterricht im Malen erhielt. Beide hatten auch schon Süddeutschland bereist und wußten ihm von da und der Stadt an der Isar vieles zu erzählen. Vorerst mußte sich L. freilich mit den Marschgegenden Hannovers begnügen, die ihm zu seinen ersten Bildern die Motive boten und auch später noch ernstlich beschäftigten. Erst im Sommer gelang es ihm nach dem vielberühmten München zu kommen, wo eine gute Zahl seiner Landsleute, wie Karl Marr, Konrad Hoff, Lichtenheld, Bernhard Stange u. A. schon in voller Thätigkeit waren und nach dem Vorgange von Albert Zimmermann und dessen Brüdern, mit Rottmann, Eduard Schleich um die Wette im eifrigsten Schaffen sich bewährten. L., angefeuert von diesen Genossen, förderte sich rasch, so daß schon 1842 eine Landschaft im Kunstverein angekauft wurde. Der Uebergang war ihm nicht leicht geworden, es gab noch schwere Kämpfe und Entbehrungen aller Art: aber Ausdauer, Fleiß und Begeisterung, das aneifernde Vorbild so vieler Gleichstrebenden, voraus die unerschöpfliche Schönheit des Landes: das alles wirkte trotz der unglaublichen Armuth mächtig zusammen auf diese fröhliche Jugend, die im künstlerischen ehrgeizigen Schaffen die höchste Befriedigung fand. Die oberbairische Hochebene mit ihren wechselnden Beleuchtungen und überraschenden Lichteffecten, die herrlichen Buchen- und Eichenwälder an den Geländen der Würm und des Starnbergersee, noch mehr der Ausblick von dem schön gelegenen Polling und Eberfing, wo sich die jugendliche Malercolonie niedergelassen hatte (deren Geschichte immer noch ungeschrieben ist, während die „Worpsweder“ und „Dachauer“ schon eingehende Monographien gefunden haben), fesselten ihn ebenso mächtig, wie die Erinnerungen an die heimathliche Elbe, die in seinen Bildern immer wieder neue Bearbeitung fanden. Der ganze Edelsinn seines Charakters spricht aus Langko’s großartig concipirten, ebenmäßig durchgedichteten Schöpfungen, mochten es Wasserflächen sein, in welchen sich der Mond spiegelt oder von der Sonne durchleuchtete Waldpartien, auch die weiten Vorebenen mit den fernen Bergen: immer klingt daran die gleiche, ernste Ruhe, süße Melancholie und großartige Auffassung der Natur, wie in Eichendorff’s Liedern. Im steten Wechsel zwischen Süd und Nord liebte L., ebenso wie E. Schleich, die Wirkung des von Wolkenschichten gebrochenen Sonnenlichts in allen möglichen Varianten darzustellen. Aehnliche Motive fanden sich überall, ebenso am lieblichen Chiemsee, wie an den trüben Moorflächen bei Königsdorf. In seiner Weise ein wahrer Poet entdeckte L. in den Isarauen, im „Englischen Garten“ und an der Thalkirchner Landstraße den verklärenden Zauber von Farben und Linien. Zur Abwechslung [590] malte L. auch Schneelandschaften, so einen „Wintermorgen“ (1852), eine „Waldpartie im Winter“ (1853) u. dgl. Die neuere, coloristische Richtung übte nach E. Schleich’s Beispiel auf L. bedeutenden Einfluß, ohne indessen im Charakter seiner Dichtungen und in der Feinheit der Stimmung etwas zu ändern, auch wurde sein Vortrag freier und breiter. Um sich vor Einseitigkeit und Manier zu schützen, zugleich aber aus allen fortschreitenden Erfahrungen Nutzen zu ziehen und sich zu jüngen, besuchte L. gerne die auswärtigen Expositionen in Paris, Brüssel und Antwerpen, wo seine Bilder längst schon ein ehrendes Gastrecht gefunden hatten. In München betheiligte er sich an allen Fragen, Controversen und Anliegen der Kunstgenossenschaft, opferte auch bereitwillig seine gute Zeit bei undankbaren Hängecommissionen und breitgezogenen Sitzungen, entzog sich keinem wahren Freunde der Kunst, der neue Einsicht brachte oder Belehrung wünschte. Die charakteristische Eigenthümlichkeit seiner Kunst besteht, wie A. Rosenberg bemerkt „in einer seinen, stimmungsvollen Beleuchtung von gebrochenem Sonnenlicht, Abendroth oder Mondschein“. Zu seinen Meisterleistungen gehört eine „Mondnacht an der Elbe“ und „An der Maas bei Dortrecht“, eine Canal-Ansicht von Schleißheim, „Sonnenuntergang im Moorland“, eine Abendlandschaft aus dem altbairischen Haespelmoor, darunter auch zwei Bilder in der Neuen Pinakothek: „Partie bei München“ und ein „Waldende“. – Sein klarer Charakter und das neidlose Anerkennen wahrer Verdienste gewannen dem edlen, einfachen Mann ebenso viele aufrichtige Freunde und Verehrer wie seine adäquate Kunst. Den schönen Lebensabend des immer thätigen Künstlers trübte eine Verdüsterung des Augenlichts, welches er durch eine glückliche Operation wieder erhielt. Dann zog er sich, tactvoll wie immer, mit eigenen Schöpfungen aus der Oeffentlichkeit zurück und endete nach kurzer Krankheit. Den ganzen Erwerb seines Lebens stiftete er zur Münchener Künstlergenossenschaft. Ein Theil seiner Studien, Skizzen, Zeichnungen und Bilder wurde im Januar 1898 im Münchener Kunstverein ausgeboten, am ersten Tage schon war alles ausverkauft und in feste Hand gebracht.

Vgl. A. Rosenberg, Die Münchener Malerschule, 1887, S. 75; dagegen fehlt der Name in Rosenberg, Gesch. d. modernen Kunst, 1889, und auch in der zweiten Auflage (1894) dieses sonst so vortrefflichen Werkes. – Fr. von Bötticher, 1895. I, 809 ff. – Singer, 1896. II, 443 (8 Zeilen!) – Nekrolog in Nr. 311 d. Allg. Ztg. v. 10. Nov. 1896. – Kunstvereinsbericht f. 1896, S. 77 ff. – Bettelheim, Jahrbuch 1897. I, 53.