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ADB:Lasaulx, Johann Claudius von

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Artikel „Lasaulx, Johann Claudius von“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 729–731, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lasaulx,_Johann_Claudius_von&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 10:15 Uhr UTC)
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Lasaulx: Johann Claudius v. L. (Lassaulx, die Schreibung des Namens schwankt), Baumeister, stammte aus der alten Lothringer Familie van der Weyden, welche 1611 als de la Saulx geadelt wurde. Geboren am 27. März 1781 zu Koblenz, wo sein Vater als Landsyndikus lebte, bezog L. 1798 die Universität Würzburg, wo er zuerst die Jura, dann die Medicin studirte, dann aber, um einen Hausstand zu begründen, in Koblenz eine Branntwein- und Essigbrennerei begründete und seiner von früher Jugend an gehegten Neigung zu mechanischen Unternehmungen folgend, allerlei Holz- und Metallarbeiten (insbesondere durch das Vorbild des Blechwaarenfabrikanten und Stadtraths Hermann Joseph Dietz) übernahm. Eine in Ehrenbreitstein angelegte Nassau’sche Münzstätte [730] gab Veranlassung sich auch in diesem Gebiete zu bethätigen, so daß bei Erledigung einer anderen rheinischen Münzmeisterstelle L. zu derselben in Vorschlag gebracht wurde; nur ein Zufall vereitelte seine Ernennung. Da er bei seiner universellen Begabung für Technik aller Art vielfach mit Steinmetzen und Zimmerleuten verkehrte, so wurde ihm 1812, bei großem Mangel der dazu Befähigten, die Stelle eines Landbaumeisters angetragen, welche L. erst nach langem Zureden, insbesondere seines Freundes Joseph Görres, annahm. Nun hatte er freilich noch nie ein Haus weder gezeichnet noch gebaut, allein seinen genauen Kenntnissen mancher Gewerke, seinem angebornen Geschick, sowie dem Rathe und der versprochenen Hilfe eines benachbarten, ihm befreundeten Architekten vertrauend, wagte er jene Stellung zu übernehmen. Schwierige Bauten waren gerade nicht im Werk, da unter den damaligen politischen Verhältnissen nur das Allerdringlichste gebaut wurde; es blieb ihm also Zeit genug übrig, um sein neues Fach mit der ihm eigenen Energie zu studiren. Die Art und Weise wie L. sich in die Kunst vertiefte und die Genialität, welche er bei seinen eigenen Schöpfungen bewährte, erwarben ihm Anerkennung und Bewunderung. Nach dem 1814 erfolgten Regierungswechsel vermehrten sich natürlich die Bauten; 1816 vertraute man ihm die Stelle eines königlichen Bauinspectors, welche er bis zu seinem am 14. October 1848 in Koblenz erfolgten Tode bekleidete. L. errang im Theoretischen wie im Praktischen seiner Kunst tiefe Einsicht und offenbarte in seinen Arbeiten und Schöpfungen einen durch das Studium der besten Werke aller Stilarten geläuterten Geschmack. Während der Dauer seiner Amtsführung schuf L. an 60 öffentliche und Privatbauten, dazu 12 Kirchen. Die bedeutenderen zu Boos, Kapellen, Kobern, Güls (1833–40), Vallendar (1837–41), Valwig, Waldesch und Weißenthurm (insgesammt auch durch lithographische Abbildungen bekannt) liefern den Beweis, daß L. den Rundbogenstil in seinen Elementen ganz erfaßte und zu dessen Wiederbelebung in wirksamster Weise beitrug. Er baute die kleinere Kirche zu Valwig schon 1824 im Rundbogenstil, also früher als Andere darüber geschrieben haben. Mit gleichem Erfolg bediente er sich auch des Spitzbogenstils, z. B. an der 1824–1830 erbauten Kirche zu Treis (vgl. Crelle, Journal für Baukunst, I. 4). Außerdem unternahm L. viele Restaurationsarbeiten, z. B. des Königstuhls bei Rhense und der schönen Burg Rheineck. Als fachwissenschaftlicher Schriftsteller sammelte er unter dem Titel „Bausteine“ seine Abhandlungen über Gewölbeformen, über das Wölben aus freier Hand, über die Kapelle von Ramersdorf (welche auf den Kirchhof nach Bonn versetzt wurde), über die Größe der bekanntesten Kirchen, über Wasserbeschaffung bei Feuersbrünsten etc. Ferner schrieb L. über die Wölbungsweise der Alten (im ersten Bande von Crelle’s Baujournal; übersetzt im Journal of the royal Institute, London 1831 und im Journal du génie civil. Paris 1833), gab Aufsätze in die Verhandlungen des Berliner Gewerbvereins, in die Rhein. Provinzialblätter, in das Kölner Domblatt und die Allgemeine Bauzeitung. Bahnbrechend für die Geschichte der mittelalterlichen Baukunst waren die „Architektonisch-historische Berichtigungen und Zusätze zu der Klein’schen Rheinreise“, Koblenz 1885 (vgl. Kugler im Museum 1835, Nr. 45 und dessen Kleine Schriften 1853, I. 416) und (mit Ernst Dronke) die Beschreibung der Matthiaskapelle auf der oberen Burg bei Kobern an der Mosel (Koblenz 1837). Auch war L. betheiligt an Sulp. Boisserée’s „Denkmalen der Baukunst vom 7. bis zum 13. Jahrhundert am Niederrhein“ und besorgte nach Fr. Hoffstadt’s Ableben (1846) die Schlußlieferung von dessen „Gothischem ABC-Buch“. – L. war von einer forschenden und erfinderischen Liebe zu seinem Fache erfüllt. Selten hat wol ein Baumeister so genau wie er jedes kleine Denkmal seines Baubezirkes gekannt und in seinem eigenthümlichen Werthe geehrt. Ebenso bemüht war er aber auch im Großen [731] wie im Kleinen, die Eigenthümlichkeit des in jener Gegend durch die härtesten Mühl- und die leichtesten Tuffsteine ausgezeichneten Baumaterials geltend zu machen und durch Wiederbelebung alter, sowie durch Erfindung neuer Vortheile das Zweckmäßige, Feste und Zierliche zu erzielen und zu vereinen. Die von ihm errichteten Kirchen und Kapellen und anderen Gebäude in und um Koblenz werden noch lange Zeugniß geben von dem sinnvollen Eifer und dem bei beschränkten Mitteln oft überraschenden Erfolge, mit welchem L. die ihm gewordenen Aufgaben zu lösen pflegte. Eine besondere Eigenthümlichkeit bilden bei seinen Bauten die Treppen, für welche er die mannigfaltigsten Formen und Zusammensetzungen zu finden wußte. – L. war der Vater der vorgenannten Augustiner Schwester Amalia und des geistvollen Aesthetikers und Philosophen Ernst v. L.

Vgl. Nagler 1839, VII. 322. Neuer Nekrolog der Deutschen (von F. A. Schmidt), 26. Jahrg. f. 1848, Weimar 1850, Nr. 163, S. 655 ff. E. Förster, Gesch. der dtsch. Kunst, 1860, V. 415 ff. Müller-Klunzinger 1860, II. 558. Seubert 1878, II. 412.