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ADB:Lauer, Julius Franz

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Artikel „Lauer, Julius Franz“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 39–40, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lauer,_Julius_Franz&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 06:38 Uhr UTC)
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Band 18 (1883), S. 39–40 (Quelle).
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Lauer: Julius Franz L., Philolog, geb. in Anklam am 25. Juli 1819, erhielt seine erste Vorbildung auf dem Progymnasium seiner Vaterstadt, besuchte von 1834 an das Gymnasium zu Neu-Ruppin und bezog Michaelis 1838 die Universität Berlin, wo besonders K. Lachmann und P. F. Stuhr auf die Richtung seiner Studien bestimmenden Einfluß ausübten. Nachdem er ein Jahr lang (1840–41) in Leipzig die Vorlesungen G. Hermann’s, M. Haupt’s und W. A. Becker’s gehört, kehrte er nach Berlin zurück, wo er sich im J. 1843 die philosophische Doctorwürde erwarb durch die Abhandlung: „Quaestiones Homericae. Quaestio prima: de undecimi Odysseae libri forma germana et patria“, der bald mehrere Recensionen verschiedener auf homerische und mythologische Litteratur bezüglicher Schriften in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik folgten. Im April 1846 habilitirte er sich als Privatdocent an der philosophischen Facultät der Universität Berlin: in dieser Stellung hat er Vorlesungen über griechische Mythologie und über die epische Poesie der Griechen mit vorzugsweiser Berücksichtigung der homerischen Dichtungen gehalten. Eine weitere Vorlesung über die dramatische Poesie der Griechen hatte er angekündigt, zu einer anderen über griechische Privatalterthümer bereits ein detaillirtes Schema ausgearbeitet, als er durch zunehmende Körperschwäche genöthigt wurde, seine Lehrthätigkeit zu unterbrechen; in seiner Vaterstadt, wo er Erholung suchte, [40] erlag er schon am 22. März 1850 einem unheilbaren Herzleiden. Bei seinem Tode waren von einer größeren litterarischen Arbeit, einer „Geschichte der homerischen Poesie“, 12 Bogen gedruckt, welche die Einleitung, das erste Buch („Die Ueberlieferung des Alterthums von Homer“) und den Anfang des zweiten Buches („Der Ursprung der homerischen Gedichte“) umfaßten; der Rest desselben ist von zwei Freunden des Verfassers, Theodor Beccard und Martin Hertz, nach dem hinterlassenen Manuscript und der zum Behuf der Habilitation vom Verfasser bei der Facultät eingereichten Schrift ergänzt und in Verbindung mit vier kleineren als „Homerische Studien“ bezeichneten Aufsätzen (1. Ueber die Volkssage von Odysseus; 2. Der homerische Charakter des Odysseus; 3. Odysseus bei Sophokles; 4. Ueber die angeblichen Spuren einer Kenntniß von dem nördlichen Europa im Homer) herausgegeben worden unter dem Titel „Litterarischer Nachlaß von J. F. L. Erster Band. Zu Homer“ (Berlin 1851; auch unter dem Specialtitel: „Geschichte der homerischen Poesie von J. F. L. Erstes und zweites Buch. Nebst Bruchstücken homerischer Studien“). Als zweiter Band des litterarischen Nachlasses folgte 1853 ein gleichfalls unvollendetes „System der griechischen Mythologie“, welches ein anderer Freund des Verstorbenen, Hermann Wichmann, nach dessen für seine Vorlesungen ausgearbeitetem Hefte unter Benutzung einer besonderen Abhandlung desselben über Athene und sonstiger Collectaneen, sowie zweier nach seinen Vorlesungen von Zuhörern geschriebener Hefte bearbeitet hat. Dasselbe enthält außer der (historischen) Einleitung die Prolegomena und den ersten die Himmelsgötter behandelnden Theil der Darstellung der griechischen Götterwelt; beigegeben sind als „Anlagen“ ein Aufsatz über Athene mit dem Widder (aus der Archäologischen Zeitung) und die Recension einer Schrift von Sommer: „De Theophili cum diabolo foedere“, Berlin 1844 (aus den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik). Beide größere Werke legen trotz ihres trümmerhaften Zustandes von der Selbständigkeit und Tiefe der Forschung und der Sorgfalt und Sauberkeit der Darstellung des Verfassers ein ehrenvolles Zeugniß ab.

Vgl. Th. Beccard und M. Hertz im Vorwort zum ersten und H. Wichmann im Vorwort zum zweiten Bande des Litterarischen Nachlasses.