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ADB:Lautensack

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Artikel „Lautensack“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 72–73, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lautensack&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 14:13 Uhr UTC)
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Lautensack: Künstlerfamilie in Nürnberg. Paul L., Maler, war zu Bamberg 1478 geboren, siedelte aber 1525, der Religion wegen, nach Nürnberg über. Durch das Lesen der Apokalypse vertiefte er sich in schwärmerische Ansichten, und da er diese nicht für sich behielt sondern in einem Bilderbuch verbreitete, hatte er Händel mit der Obrigkeit, die ihn schließlich 1542 aus der Stadt verwies. Doch wußte er sich bald darauf wieder einzuschleichen. Seine religiöse Gesinnung hielt ihn nicht ab, ein Bild für die Wallfahrtskirche Grimmenthal zu malen, das ihn mehrere Jahre beschäftigte. In Bamberg befinden sich noch einzelne Gemälde von ihm in Privatsammlungen, meist Copien nach Stichen M. Schongauer’s und Holzschnitten A. Dürer’s. In München ist die Begegnung Joachims mit der Anna unter der goldenen Pforte vom Jahre 1511. Das Jahr seines Todes ist nicht festgestellt; man glaubt, er sei 1558 (nach Füßli 1561) in Nürnberg gestorben. Andere sagen, ohne Begründung, er wäre 1564 in Wien dem Tode verfallen. Vgl. auch Herzog’s Real-Encyclopädie s. v.

[73] Hans Sebald L., des Vorigen Sohn, geboren 1524 in Bamberg, doch seit 1528 in Nürnberg, Maler und Radirer. Das zuweilen angeführte Geburtsjahr 1507 ist entschieden falsch, denn auf seinem radirten Eigenbildniß vom J. 1554 nennt er sich dreißigjährig. Wo er die Kunst erlernte, ist unbekannt. Von Bildern wird gleichfalls keine Nachricht gegeben. Dagegen war er als fleißiger Radirer thätig und hinterließ viele Blätter, die sehr geschätzt werden. Im J. 1552 gab er zwei Ansichten von Nürnberg (von Osten und Westen, jede aus drei Platten bestehend) heraus, davon er dem Rath ein colorirtes und jedem Rathsherrn ein schwarzes Exemplar offerirte, wofür ihm am 21. März desselben Jahres 50 Fl. als Geschenk gegeben wurden. Seit dem J. 1556 befand er sich in Wien, wo er den Titel eines k. k. Majestät Antiquitäten Abconterfetter hatte und wo er das große, zur Feier des Kaisers Ferdinand stattgehabte Turnier herausgab. Es hat den Titel: „Thurnier Buch Wahrhaftiger Ritterlicher Thaten, so in dem Monat Junii des vergangenen LX Jars in und außerhalb der Stadt Wien zu Roß und zu Fuß auff Wasser und Lannd gehalten worden, mit schönen Figuren contrafet etc.“ Es erschien in Wien 1560. Drei Jahre darauf soll er in Wien gestorben sein. Bartsch beschreibt 59 Blätter, Bildnisse (darunter auch das seines Vaters Paul 1552, als dieser 74 Jahre alt war), oben genannte Hauptblätter und Landschaften. Passavant bereichert das Verzeichniß um 10 Blätter; außerdem befand sich bei Brentano eine unbeschriebene Landschaft und in der kaiserl. Sammlung zu Wien ist eine Ansicht dieser Stadt mit allegorischer Darstellung der Belagerung durch die Türken, datirt 1558. Füßli erwähnt noch zwei radirte Bildnisse von Luther und Katharina von Bora, die aber verschollen sind.

Heinrich L., ebenfalls ein Sohn von Paul, Goldarbeiter und Maler, geb. zu Bamberg am 3. Febr. 1522. Als zehnjähriger Junge trat er in Nürnberg bei einem Goldschmidt in die Lehre; er befaßte sich mehr mit Zeichnen als mit der Malerei und gab 1553 ein geschätztes Werk über Perspective und Proportionen des menschlichen Körpers und des Rosses heraus, das er mit Holzschnitten illustrirte. Ob ihm die Blätter mit dem Monogramm H. L., die Bartsch IX, 474 anführt, angehören, wie Nagler vermuthet, bleibt dahin gestellt. Er ließ sich später in Frankfurt a. M. nieder, wo er 1590 starb.

Adolph L., Zeichner und Radirer in Frankfurt a. M., war höchst wahrscheinlich des Vorigen Sohn. Er muß aber seine Vaterstadt verlassen und die Kämpfe der Kaiserlichen gegen Türken und Polen mitgemacht haben. Nach seiner Zeichnung hat Sibmacher die Belagerung von Gran 1595 radirt; ihm selbst dürften vier Blätter: „Kämpfe des Erzh. Maximilian von Oesterreich bei Krakau“, 1587 zuzuschreiben sein.

S. Füßli. Bartsch IX. Passavant III. Sighart, Gesch. der bild. K. in Baiern. Andresen, Deutscher P. G. II.