Zum Inhalt springen

ADB:Leonhardi, Hermann Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Leonhardi, Hermann Karl Freiherr von“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 311–312, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leonhardi,_Hermann_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 02:39 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 18 (1883), S. 311–312 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hermann von Leonhardi in der Wikipedia
Hermann von Leonhardi in Wikidata
GND-Nummer 116919612
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|18|311|312|Leonhardi, Hermann Karl Freiherr von|Carl von Prantl|ADB:Leonhardi, Hermann Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116919612}}    

Leonhardi: Hermann Karl Freiherr v. L., geb. in Frankfurt a. M. am 12. März 1809, † am 21. August 1875 in Prag, Sohn eines[WS 1] Kaufmanns, welcher später in den Adelstand erhoben wurde, besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, dann das Lyceum zu Hannover und 1827 die Universität Göttingen, wo er naturwissenschaftliche, juristische und philosophische Vorlesungen hörte. Vor allem wurde er hier durch die Vorträge Krause’s aufs tiefste angeregt, und er hatte auch den Muth, den Professor Wendt, welcher häufig über Krause zu schmähen pflegte, in der Vorlesung hierüber zur Rede zu stellen, wofür er durch Relegation bestraft wurde. Er begab sich nun (1829) nach München, wo er bei Thiersch, Schelling, Oken und Baader hörte und auch mit Schimper bekannt wurde. Da dem Minister Wallerstein der Schüler und Anhänger Krause’s ebenso verdächtig erschien, wie letzterer selbst (s. Allg. d. Biogr. Bd. XVII., S. 75 ff.), wurde L. in Untersuchungshaft genommen, wo er in 40 Verhören die Ansichten Krause’s über den Menschheitsbund zu Protocoll gab. Aus der Haft entlassen, fand er, da sein Vater einige Zeit die Hand von ihm zog, Unterstützung durch seinen Großvater. Als Krause starb (1832), erhielt L. den ganzen handschriftlichen Nachlaß desselben, und in Folge hiervon erwarb er sich das Verdienst der Herausgabe der Werke seines Meisters (1834–43). Im J. 1837 ging er wieder nach Göttingen, dann (1839) nach Frankfurt und auf mehrfachen Reisen in Mitteldeutschland knüpfte er einmal eine nähere Bekanntschaft mit Fr. [312] Fröbel an. Nachdem er sich 1841 mit einer Tochter Krause’s verheirathet hatte, begab er sich nach Heidelberg, wo er für gebildete Kreise Privatvorträge hielt und den dort studirenden Spanier Del Rio für die Krause’sche Philosophie gewann. Im J. 1847 trat er durch die Schrift „Gedanken über den Deutschkatholicismus“ gegen Ronge auf, sowie er (1848) in Volksversammlungen gegen die Umsturzpläne Hecker’s und Struve’s auf die Nothwendigkeit besonnener Reform hinwies. Als ihm 1849 eine ordentliche Professur in Prag angeboten wurde, nahm er in seltener Bescheidenheit den Ruf nur als außerordentlicher Professor an, und erst 1866 rückte er in den höheren Rang ein. Außer der Schrift „Einige Nachrichten über Dr. Schimper“ (1855) gab er ein eigenthümliches botanisches Werkchen heraus „Die österreichischen Armleuchtergewächse vom morphogenetischen Standpunkte“ (1864), worin er unter Anwendung der Krause’schen Kategorientafel die Entwickelungstheorie Darwin’s graphisch darstellte. Als ihn 1865 in Folge mehrfacher Ränke die Zuhörer verließen, hielt er zwei Jahre hindurch öffentliche Vorträge für Gebildete, wobei er seine Pläne eines Vereines der Vertreter der Philosophie vorbereitete; im J. 1868 hielt er wirklich den ersten Philosophencongreß in Prag, zu welchem er „Sätze aus der theoretischen und praktischen Philosophie“ (aus Krause entlehnt) zusammenstellte, womit auch die Schrift zusammenhing „Der Philosophen-Congreß als Versöhnungsrath, Beiträge zur religiösen Frage“ (1868). Im folgenden Jahre fand in Frankfurt ein zweiter Congreß statt, aus welchem (1871) der allgemeine Erziehungsverein hervorging, welcher die Grundsätze Fröbel’s mit jenen Krause’s verband. Die Schrift „Die neue Zeit“ (1869) enthielt nebst Aufsätzen Röder’s, Schliephacke’s, Hohlfeld’s u. A. Leonhardi’s Ansichten über verschiedene Hauptfragen der Gegenwart. In seinem letzten Lebensjahre veranlaßte er die Herstellung einer Büste Krause’s durch Hähnel in Dresden. In Folge des Schreckens über die Nachricht der schweren Erkrankung seiner Frau traf ihn ein tödtlicher Schlagfluß.

Unsere Zeit, 1875, II. S. 948 ff. L. Noack, Philosophie-geschichtliches Lexikon, S. 548 f.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ein