Zum Inhalt springen

ADB:Marsilius von Inghen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Marsilius von Inghen“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 441, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marsilius_von_Inghen&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 21:52 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Marschner, Heinrich
Nächster>>>
Marsilius von Padua
Band 20 (1884), S. 441 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Marsilius von Inghen in der Wikipedia
Marsilius von Inghen in Wikidata
GND-Nummer 118782169
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|20|441|441|Marsilius von Inghen|Carl von Prantl|ADB:Marsilius von Inghen}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118782169}}    

Marsilius von Inghen (er selbst schrieb seinen Namen Marcelius), geb. in Ingen, einem Dorfe in der Provinz Geldern, war ein Schüler Occam’s und trat um das Jahr 1362 als Lehrer in Paris auf, von wo er als Professor an die neu gegründete Universität Heidelberg überging (1386), deren Rector er in eben diesem ersten Jahre war; auch wurde ihm ein Canonicat der Andreaskirche zu Köln übertragen. Nach einer Angabe des unzuverlässigen Trithemius soll er am 10. August 1394 gestorben sein, aber in richtigerer Weise dürfte sein Tod in das Jahr 1396 zu verlegen sein. Er verfaßte einen Commentar zu Petrus Lombardus, wobei er jedoch nur das erste Buch der „Sententiae“, welches den damaligen philosophischen Parteifragen näher liegt, behandelte, ferner einen Commentar zur ersten Analytik des Aristoteles (wahrscheinlich auch zur Physik desselben) und eine verloren gegangene Erläuterung zur Isagoge des Porphyrius und zu den Kategorien, wovon jedoch Jellineck ein Exemplar einer hebräischen Uebersetzung fand. Von großem Einflusse auf die nächstfolgende Zeit war seine Bearbeitung der weitverbreiteten Summula des Petrus Hispanus, wobei er den auf Occam beruhenden Standpunkt der Terministen vertrat, d. h. der sog. „moderni“, welche gemeiniglich als Nominalisten bezeichnet werden; und in dieser Parteistellung, welche den Albertisten und Thomisten gegenübertrat, hat er neben Albert von Sachsen (Bd. I. S. 182), welcher in gleicher Weise in Wien wirkte, das Verdienst, in ganz Deutschland zur Verbreitung der fortgeschrittenen Richtung der Logik entscheidend mitgewirkt zu haben.

Brucker, Hist. cr. phil., Bd. III, S. 885; Ad. Jellineck, Mars. ab Inghen (1859); m. Gesch. d. Logik, Bd. IV, S. 94 ff.