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ADB:Mathy, Karl

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Artikel „Mathy, Karl“ von Friedrich von Weech in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 595–600, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mathy,_Karl&oldid=- (Version vom 16. Dezember 2024, 18:12 Uhr UTC)
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Mathy: Karl M., großherzoglich badischer Staatsminister, geb. zu Mannheim am 17. März 1807, † zu Karlsruhe am 3. Februar 1868. Als Sohn eines Professors am Lyceum in Mannheim, Arnold M., der ursprünglich katholischer Geistlicher gewesen und erst in vorgerückteren Jahren zum Protestantismus übergetreten war und sich einen Hausstand gegründet hatte, wuchs M. in engen Verhältnissen auf, früh belehrt, daß er den Kampf mit den Sorgen des Lebens aus eigener Kraft zu bestehen versuchen müsse, dem er, von Natur reich begabt und durch den Vater stets auf das Gebot der Pflicht hingewiesen, beherzt entgegenging. Auf dem Lyceum durch Fleiß und Kenntnisse hervorragend, von den Mitschülern als ein guter Kamerad geliebt, als selbständiger Charakter anerkannt, wußte er auch als Student auf der 1824 bezogenen Universität Heidelberg den Ernst des Studiums mit dem Frohsinn der Jugend und der schneidigen Streitbarkeit des Burschenschafters gut zu vereinigen. Schon [596] war er in einem Alter, da Andere alle Sorgen auf der Eltern Schultern abladen, die Stütze der Wittwe gewordenen Mutter und der sechs jüngeren Geschwister. Neigung und Aussicht auf baldige Versorgung leiteten seine Berufswahl. Durch Studien auf allen Gebieten der Rechtswissenschaft und der Staatswirthschaft vortrefflich vorbereitet, hatte er beschlossen, die Beamtenlaufbahn einzuschlagen, als den ernsten und nüchternen Jüngling die Romantik umstrickte, durch welche der auf dem Boden des alten Hellas entbrannte Freiheitskrieg so viele edle und begabte Menschen jener Tage in ihren Empfindungen berührte. In Paris hoffte er von dem philhellenischen Comité die Mittel zu erhalten, um seine junge Kraft dem auf der Stätte einer großen Vergangenheit neu zu gründenden Gemeinwesen widmen zu können. Er fand sich enttäuscht. Das Comité hatte keine Verwendung für junge Enthusiasten. Aber umsonst war die Reise, zu der er sich das Geld mühsam durch Ertheilung von Privatunterricht erworben hatte, doch nicht. Er hatte große Verhältnisse, eine fremde Landesart kennen lernen. Gereifter kehrte er heim, gerade noch zum Termin der Staatsprüfung, die er mit dem Prädicate „sehr gut befähigt“ bestand. Kaum war er (1829) als Cameralpraktikant in den Dienst seines Heimathlandes eingetreten, als auch schon seine Vorgesetzten auf den klugen klaren Kopf und gewandten Arbeiter aufmerksam wurden. Für eine solche Kraft schien ein rasches und sicheres Vorwärtsrücken auf dem gebahnten Wege des Staatsdienstes gewiß, dem jungen Mann selbst lächelte eine schöne Zukunft, in der er auch die Ideale seiner politischen Richtung verwirklicht zu sehen hoffen durfte, in einem Augenblick, da die Julirevolution ihren Einfluß auf Deutschland geltend machte und in Baden der Regierungsantritt eines wohlwollenden Fürsten eine aufrichtige Durchführung der constitutionellen Principien in Aussicht stellte. M. zögerte daher auch nicht, der Schwester seines besten Jugendfreundes, Anna Stromeyer die Liebe zu bekennen, die ihn seit der Stunde, da er, dreiundzwanzigjährig, sie zuerst gesehen, zu ihr hinzog, und alle Aussicht auf eine baldige Vereinigung der Liebenden schien vorhanden. Aber noch ehe die auf das Frühjahr 1833 anberaumte Hochzeit stattfinden konnte, stellten sich dem Abschluß dieser Ehe, die nachher in Freud und Leid eine der glücklichsten und idealsten war, von denen weite Freundeskreise in Deutschland und der Schweiz zu reden wissen, ernste in der Politik wurzelnde Hindernisse entgegen. Ueber einen so nüchternen, ja skeptisch angelegten Menschen wie M. hatten die über den Rhein herübergekommenen Phantastereien und kosmopolitischen Spielereien, die zu Anfang der 1830er Jahre auf den deutschen Liberalismus so großen und verhängnißvollen Einfluß ausübten, nie Gewalt gehabt. Dem Hambacher Fest wohnte er als stummer Zuhörer an. Aber Freunden und Jugendgenossen, welche sich politisch compromittirt hatten und nun von der Polizei verfolgt wurden, versagte er die helfende Hand nicht. Aus solch freundschaftlich geleisteter Hilfe wurde ihm ein Vergehen gemacht. Als er eben im Begriffe war, sich zu verheirathen, wurde er verhaftet. Er mußte zwar bald wieder freigelassen werden und konnte unbehelligt zum Abschluß der Ehe schreiten; aber nicht lange darauf erhielt er die Warnung, daß die Mainzer Centralcommission seine abermalige Verhaftung betreibe. Da entschloß er sich, den Hoffnungen im heimischen Staatsdienst zu entsagen und zunächst in der Schweiz für sich und seine junge Familie ein Obdach zu suchen. Der junge Beamte war schon als Journalist thätig gewesen. Seine Berichte an die „Allgem. Zeitung“ über die badischen Kammerverhandlungen hatten Beachtung gefunden. Außerdem hatte er früh Anlage gehabt, ein angeborenes Talent zum Unterrichten zu bethätigen. Auf diese Fähigkeiten konnte er wohl die Hoffnung auf eine erträgliche Existenz in dem freien Lande aufbauen. Doch wurde ihm seine Thätigkeit in der Presse bald verhängnißvoll. [597] Seine Mitwirkung bei der Herausgabe der in Biel erscheinenden Zeitung „La jeune Suisse“ brachte ihn mit den Flüchtlingen aus aller Herren Ländern, die in der Schweiz ein Asyl gefunden hatten, in Berührung, insbesondere auch mit Mazzini, damals dem Popanz aller europäischen Polizeiämter; und obwohl er mit deren internationalen Plänen keinerlei Zusammenhang hatte und in Hinsicht auf die inneren Verhältnisse der Schweiz den dortigen Behörden niemals Anlaß zu einer Beschwerde gab, wurde er am 11. Juli 1836 mit dem Geranten und Redacteur der „Jeune Suisse“ verhaftet und nach Bern abgeführt. Seine tapfere Frau, die mit den Kindern eben erst nach der Schweiz übergesiedelt war, konnte zwar seine Freilassung erwirken, für eine gleichzeitig erfolgende Ausweisung aus der Schweiz aber wurde mit Mühe ein Aufschub von fünf Wochen erlangt. Hier trat nun sein Lehrtalent rettend ein. Er bewarb sich um eine Lehrerstelle am Gymnasium in Aarau, mit der das Bürgerrecht des Cantons verbunden war. Obwohl er die Prüfung bestand, erhielt er die Stelle nicht, aber im October 1837 wurde sein Name von der Liste der Auszuweisenden gestrichen. Der Zufluchtsort, den er in den Zwischenzeit für Frau und Kinder gefunden hatte, das Dorf Grenchen im Jura, sollte ihm auf einige Zeit zur Heimath werden. Als dort eine Districtsschule errichtet wurde, schlug ihn die Gemeinde zum Lehrer derselben vor. Da wirkte er nun zwei Jahre lang 1838–40 still und verborgen, aber innerlich beglückt durch einen Wirkungskreis, den seine Begabung täglich erweiterte und vertiefte, und durch das Leben in seiner jungen Familie. Seines Bleibens in der bescheidenen Stellung konnte freilich nicht sein. Als die Hindernisse, welche seiner Rückkehr nach Baden im Wege standen, durch Freisprechung von der unbegründeten politischen Anklage, die seine Flucht verursacht hatte, beseitigt waren, riefen ihn die Freunde und er glaubte dem Rufe sich nicht versagen zu dürfen, obwohl das, was ihm die Heimath bot, materiell noch bescheidener und jedenfalls noch unsicherer war als die Lehrerstelle in Grenchen. Die Arbeit des Journalisten war in den 1840er Jahren, besonders in einem Kleinstaate, mehr mühsam und aufreibend als lohnend. Als politischen Lohn trug sie M. wenigstens ein Mandat zur zweiten Kammer ein, in welcher er bald eine sehr angesehene Stellung einnahm. Seine Sachkenntniß, schon 1835 durch eine Badens Beitritt zum Zollverein empfehlende Broschüre, 1837 durch eine preisgekrönte Abhandlung über die Ablösung der Zehnten im Kanton Bern litterarisch dargethan, machte ihn bald zu einer Autorität im Schooße der Budgetcommission. Von den Kammermatadoren Welcker, Itzstein u. A. unterschied M. sich wesentlich durch den seinem ganzen Wesen innewohnenden Zug aufs Praktische. Die Reden „zum Fenster hinaus“ waren nicht seine Sache. Für die Freiheit der Presse, für die Freiheit des religiösen Bekenntnisses trat er entschlossen und unermüdet ein. Aber die wirthschaftlichen Fragen, die nur wenige seiner Kammercollegen verstanden, stellte er darüber nicht in den Hintergrund. Er verlangte die Einführung einer Vermögenssteuer, die Gründung einer badischen Bank, eine raschere Ausdehnung des Eisenbahnnetzes. Wo er die Regierung im Recht glaubte, hielt er es nicht für zulässig, ihr, lediglich um Opposition zu machen, entgegenzutreten. Zum großen Aergerniß der allmählich mehr Einfluß gewinnenden Radikalen – Hecker, Struve, Fickler[WS 1], Brentano[WS 2] – unterstützte er im Nothjahre 1847 den Antrag der Regierung, einige größere Fabriken durch Staatsmittel in den Stand zu setzen, ihre Arbeit fortzuführen und dadurch Tausende von Arbeitern vor dem Elend zu bewahren. – Sein Blick reichte über die Grenzen des Heimathlandes hinaus. M. nimmt unter denen, die eine Verbindung des Liberalismus von Nord und Süd anbahnten, eine hervorragende Stellung ein. An der Gründung der „Deutschen Zeitung“ in Heidelberg (1847) nahm er lebhaften [598] Antheil. Bei der dem gleichen Jahre angehörenden Zusammenkunft liberaler Männer aus Preußen und Süddeutschland in Heppenheim fand sein Gedanke allgemeine Anerkennung, daß die im Zollverein vollzogene wirthschaftliche Einigung Deutschlands die Grundlage für das politsche Einigungswerk bilden solle. Im nämlichen Sinne sprach er bald darauf in der badischen Kammer für den Antrag seines Freundes Bassermann auf Einführung einer Volksvertretung am deutschen Bunde. An Bestehendes anknüpfen, nicht dasselbe umstürzen, war seine Parole. Damit ist seine Stellung gegenüber der Bewegung von 1848 und 1849 gekennzeichnet. Er war der entschlossenste Gegner der Radikalen und der Republikaner. Ihnen trat er in der Kammer, in der Presse, in Volksversammlungen entgegen. Als er von der Reise eines einflußreichen Agitators, Fickler, nach dem Seekreis, wo die republikanische Erhebung zum Ausbruch gebracht werden sollte, ernste Gefährdung für das Land befürchtete, veranlaßte er dessen Verhaftung auf dem Karlsruher Bahnhofe. Muthig stand er den aufgeregten Volkshaufen Rede, die ihm, als er nach seinem Wohnort Mannheim zurückgekehrt war, den vermeintlichen „Verrath“ vorwarfen. Solches Vorgehen machte es der Regierung wünschenswerth, M. in den Rath der Krone zu ziehen. Er wurde zum Staatsrath und Mitglied des Ministeriums ohne Portefeuille ernannt. Eine halbe Maßregel, deren Nutzlosigkeit er selbst wohl erkannte, der er aber doch nicht entgegentreten wollte, um auch nicht die entfernteste Möglichkeit zu verscherzen, sich in der schweren Zeit dem Staate nützlich zu erweisen. Ohne unmittelbare Amtsgewalt konnte er, bei der allgemeinen Rathlosigkeit, in der That nur wenig nützen. Bald erkannte er, daß sein Wirken am Sitze der Centralgewalt mehr Aussicht auf Erfolg habe. An den Beschlüssen der Heidelberger Vorberathung im März, des Vorparlaments im April 1848, an den Berathungen des 50er Ausschusses nahm er hervorragenden Antheil. Immer war er bestrebt, das bestehende Centralorgan, den Bundestag, zu erhalten und zu reformiren. Als Gagern’s „kühner Griff“ eine andere Lösung der nationalen Frage anbahnte, entzog er sich doch auch dem dadurch veranlaßten weiteren Vorgehen nicht, obwohl er schon damals der Ansicht war, daß der eingeschlagene Weg nicht zum Ziele führen werde. Er trat als Unterstaatssecretär in das Reichsfinanzministerium ein und mühte sich redlich ab, der Reichskasse die nur widerwillig eingehenden Matricularbeiträge zuzuführen. Aber wichtiger war seine Thätigkeit an den politischen Verhandlungen im Reichsministerium und an den Berathungen der Partei, welcher er als Mitglied des Parlaments angehörte. Er trat unentwegt, auch nach der Ablehnung der Kaiserkrone durch den König von Preußen, für Durchführung der Reichsverfassung, aber allerdings nur auf dem Wege der Gesetzmäßigkeit, ein. Darum trat er mit seinen Freunden am 20. Mai 1849 aus der Versammlung, um weder der Revolution, noch der Reaction dienstbar zu werden. Von den nämlichen Gesichtspunkten geleitet, betheiligte sich M. an den Berathungen in Gotha und an dem Parlament in Erfurt. Wenn dort auch kein praktisches Ergebniß von Dauer erzielt wurde, bot die Versammlung M. doch Gelegenheit, seine in Frankfurt mit norddeutschen Gesinnungsgenossen geschlossenen Verbindungen zu befestigen und den Glauben an die Zukunft der nationalen Sache zu bestärken. Dieser diente er auch noch jetzt, bis der Tag von Olmütz nicht zwar die Hoffnung auf die Zukunft, wohl aber die Wirksamkeit in der Gegenwart lähmte, durch eifrige journalistische Thätigkeit in der „Deutschen Zeitung“, die er bis dahin mit persönlichen Opfern zu erhalten sich angelegen sein ließ. – Die Reaction der 1850er Jahre wies M. wieder ausschließlich auf seine eigene Kraft. Nach dem Austritt aus der Nationalversammlung war ihm die Leitung des badischen Finanzministeriums übertragen worden, aber nur wenige Tage später wurde M. mit dem ganzen [599] Staatsministerium der Geschäfte enthoben. Einen damals ausgesprochenen Vorbehalt der Wiederverwendung im Staatsdienst erkannte späterhin die Regierung ebensowenig als einen Anspruch auf Ruhegehalt an. So sah sich der Mann, der bei den Revolutionären wohl einer der Verhaßtesten war, von der Reaction verfolgt, als ob er daran Schuld gewesen wäre, daß andere sich unfähig erwiesen hatten, dem Aufruhr kräftigen Widerstand entgegenzustellen. Er mußte für sich und die Seinen an Erwerb denken. Seine gründlichen Kenntnisse auf dem finanziellen Gebiete kamen ihm nun zu statten. Zuerst in Köln bei dem Schaffhausen’schen Bankverein, dann an der Seite Hansemann’s bei der Discontogesellschaft in Berlin betheiligt, übernahm er 1857 die Direction der Gothaer Privatbank, 1859 die Leitung der Leipziger Creditgesellschaft. Aber so verdienstvoll und erfolgreich diese Thätigkeit auch war, sie konnte auf die Dauer einem Manne von Mathy’s Veranlagung nicht genügen. Seiner Arbeitskraft und seiner großen politischen Befähigung waren doch noch andere Ziele gesteckt. Als in seinem Heimathlande Baden Großherzog Friedrich zugleich die nationale Politik unter Preußens Führung zur seinigen machte und dem constitutionellen Leben neue Impulse verlieh, machte Franz von Roggenbach auf den bedeutenden Landsmann aufmerksam. M. wurde 1862 in den badischen Staatsdienst zurückberufen und übernahm nebst der Stelle des vorsitzenden Rathes im Finanzministerium auch die Direction der Hofdomänenkammer. 1864 trat er als Präsident an die Spitze des vor Kurzem neu gegründeten Handelsministeriums. In dieser Stellung entfaltete M. eine umfassende Thätigkeit namentlich auf dem Gebiete des Verkehrswesens durch Erleichterungen des Verkehrs und Erweiterung der Verkehrsmittel. Dabei vertrat er im Ministerum mit Roggenbach entschieden die nationale Politik. Im Jahre 1866 konnte er trotzdem nicht hindern, daß, nach Roggenbach’s Rücktritt, die badische Politik immer mehr in die Bahnen geleitet wurde, welche die übrigen Mittelstaaten wanderten. Sein Bemühen, in dem Conflict zwischen Oesterreich und Preußen die Neutralität Badens zu erhalten, war erfolglos. Da er dies sah, erbat er von dem Großherzog, der als constitutioneller Fürst gegen persönliche Neigung und Ueberzeugung der Stimme seines Volkes Rechnung tragen mußte, seine Entlassung. Aber bis sie formell ausgefertigt war, hatten die Siege auf den böhmischen Schlachtfeldern den Umschwung herbeigeführt. Kaum einen Monat, nachdem er sein Entlassungsgesuch eingereicht, am 27. Juli 1866 wurde M. zum Präsidenten des Staatsministeriums, des Finanz- und Handelsministeriums ernannt. Mit Ruhe und Entschlossenheit ergriff er alsbald die Maßregeln, Baden aus der unnatürlichen Bundesgenossenschaft loszulösen und die Mittel zu beschaffen, welche nöthig waren, um die Folgen des kurzen Krieges zu tragen. Rastlos war er von da an thätig, Baden auf allen einschlägigen Gebieten zur Vereinigung mit dem Norddeutschen Bunde vorzubereiten, in erster Reihe das diesem Ziele durch den Prager Frieden entgegenstellte Hinderniß – den Südbund – nicht zu Stande kommen zu lassen. Insbesondere die möglichste Gleichförmigkeit der militärischen Einrichtungen herbeizuführen, ließ er sich angelegen sein. Am Zustandekommen des neuen Zollvereinsvertrages nahm er eifrigen Antheil. Dabei war sein unablässiges Bestreben, die wirthschaftlichen Verhältnisse des Landes zu verbessern, namentlich durch Erweiterung des Eisenbahnnetzes die Verbindungen des Großherzogthums zu vervielfachen. – Das große politische Ziel, dem sein Leben gedient hatte, durfte er nicht mehr verwirklicht sehen. Zwei Jahre bevor die großen Ereignisse von 1870 die Hoffnungen der Nation der Erfüllung entgegenführten, erlag M. nach kurzer Krankheit in der Nacht vom 2. zum 3. Februar 1868 einem Herzleiden, dessen Symptome ihm längst nicht verborgen waren, während er sie der Gattin, die nach dem [600] Tode aller Kinder allein ihm geblieben war, in liebevoller Sorgfalt zu verheimlichen verstanden hatte. – Wie dem bedeutenden Manne im Tode noch alle Ehren zu Theil wurden, die ein edler Fürst und ein dankbares Volk erweisen können, so war es denen, die schmerzlich bewegt, ihn vor der Zeit abgerufen sahen, eine Genugthuung, bald darauf erleben zu dürfen, daß seine politische Arbeit für Baden und Deutschland nicht verloren war, sondern in den Tagen der Entscheidung reiche Früchte trug.

Karl Mathy, Geschichte seines Lebens von G. Freytag, Leipzig 1870. Bad. Biographien II, 45–69 (von M. Duncker).


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Joseph Fickler (1808–1865), Bruder von Karl Alois Fickler
  2. Lorenz Brentano (1813–1891)