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ADB:Mercy, Franz Freiherr von

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Artikel „Mercy, Franz Freiherr von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 414–419, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mercy,_Franz_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 18:06 Uhr UTC)
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Mercy, Wilhelm
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Mercy (Merci): Franz Freiherr v. M., Herr v. Mandre und Collenberg, römisch kaiserlicher und kurfürstlich baierischer Kämmerer, Kriegsrath, Generalfeldmarschall, bestellter Obrister und Statthalter von Ingolstadt, entstammte dem lothringischen Adelsgeschlechte der Mercy’s, wurde angeblich zu Longwy, unbekannt wann, geboren und fiel am 3. August 1645 in der Schlacht bei Allerheim (nächst Nördlingen). Seine Beisetzung erfolgte am 4. September desselben Jahres in der Michaelskapelle der Moritzkirche zu Ingolstadt, wo die Inschrift des ihm gewidmeten Grabdenkmals besagt, daß er im Alter von 48 Jahren gestorben. Hiernach wäre er etwa im J. 1598 zur Welt gekommen, was jedoch nicht in Einklang zu bringen ist mit jenem Schreiben Mercy’s an den Kaiser vom 18. Januar 1639, welches Heilmann in der Kriegsgeschichte von Baiern, 2. Bd., 2. Abth., S. 111 auszugsweise wiedergibt, und worin sich M. auf seine „der Römischen Kaiserlichen Majestät meinem allergnädigsten Herrn solange Jahre von 1606 treu geleisteten Kriegsdienste“ beruft. Gänzlich unbekannt ist ferner, wer Mercy’s Eltern gewesen, welche Erziehung er genossen und in welcher Art er von 1606–1630 dem Kriegsdienste oblag; mannichfache Aufklärungen hat dagegen, den Hauptumrissen nach, seine Wirksamkeit während der Jahre 1631–1645 gefunden. Sie zeigt vor allen M., inmitten der entfesselten Leidenschaften des 30jährigen Krieges, als mannhaften, unerschütterlich ergebenen Verfechter der Rechte und Interessen Oesterreichs und Baierns und dann als Feldherrn, welcher Eigenschaften bewährte, die ihn den bedeutendsten Heerführern gleichzustellen vermögen. Es waren dies die Gaben, klug zu manövriren, jedem Ueberfalle vorzubeugen, des Gegners Absichten rechtzeitig zu erkennen, denselben bald mit Kühnheit, bald mit List zu benachtheiligen und bei allem die jeweiligen Terrainverhältnisse zu seinem Vortheile auszunützen. Und so stand denn der überdies persönlich tapfere, thätige, rasch handelnde M., jederzeit Vertrauen einflößend, an der Spitze seiner Streiter und verstand es auch dem Feinde Achtung abzugewinnen. Selbst Ludwig von Bourbon, Herzog von Enghien, nachmals Prinz Condé, sein begabtester Gegner, hat Mercy’s Kriegertugenden und Feldherrnbefähigung anerkannt und dies dadurch unverholen bekundet, [415] daß er dort, wo M. gefallen, einen Denkstein setzen ließ mit der Inschrift: „Sta viator, heroem calcas“, und indem er von ihm sagte: „In den zwei Feldzügen (1644 und 1645), in denen ich gegen M. gefochten, hat dieser nicht einen Schritt gethan, der nicht das Gepräge der höchsten Befähigung an sich getragen hätte. Er hat meine Entwürfe so genau vorausgewußt, als wäre er ein Mitglied meines Kriegsrathes gewesen.“ Wie erwiesen kämpfte M. im J. 1631 bereits als Obristwachtmeister mit Auszeichnung bei Breitenfeld am 16. September (sämmtliche Datumangaben nach Heilmann), wo er auch verwundet wurde; im J. 1633 war er Obrist eines Fußregiments zu Constanz und gerieth noch in diesem Jahre bei einem Ausfalle aus Breisach in feindliche Gefangenschaft. In dem hierauf folgenden Feldzuge 1634 vertheidigte M. mit vieler Geschicklichkeit vom April an mehrere Monate hindurch Rheinfelden gegen die Schweden und bot erst, als seine Lage eine höchst bedrängte geworden, behufs Zeitgewinns „einen Accord“, „derselbige ist aber also gespitzt gewesen, daß man ihn, wenn es auch gleich noch eine größere Festung gewesen, mit Reputation nicht eingehen können“, worauf er bei eingetretenem gänzlichen Mangel an Proviant und großer Hungersnoth endlich am 29. August den Platz übergab. Nun wendete sich M. nach Constanz, wo er im Vereine mit dem Commandanten v. Lindau gleich wieder den Gegner zu schädigen suchte, und als „ein rechtschaffener Cavallier bescheinigte, daß der in Rheinfelden außgestandene Hunger ihme in nichts mürb oder weich gemacht, oder etwas von seiner Resolution oder Courage benommen“. Ehrenvolle Erinnerungen knüpfen sich ferner für den zum Generalfeldwachtmeister vorgerückten M. auch an die Jahre 1635–1637, in welchen er der Belagerung von Colmar, dem Entsatze von Dôle und dem Treffen bei Gray beiwohnte. Seine hierbei bewiesene unermüdliche Ausdauer und anerkannte Verläßlichkeit veranlaßten im J. 1638 den Kurfürsten von Baiern, M. die Generalzeugmeistercharge im baierischen Dienste anzubieten; dankend bestätigte M. am 11. Juli 1638 den Erhalt dieser Ernennung, jedoch mit dem seine Gesinnungstüchtigkeit bestens charakterisirenden Vorbehalte, daß er die ihn sehr ehrende Erhebung erst nach Genehmigung des Kaisers annehmen könne, da er im Augenblicke der einzige General bei der vom Feinde bedrohten Armee des Herzogs von Lothringen sei und weil „Ich auch Zumahlen, nun langer Jahr hero, in Ir Kayl. Mayl. mich gebrauchen lassen, hat mir nit gebürren wollen, ohne vorhergehendes allergnädigistes Vorwüssen aller höchstbesagter Ir Kayl. Mayl. darvon zu quittiren“. Am 27. September 1638 trat M. endlich in das baierische Heer, am 7. December desselben Jahres wurde ihm das Götz’sche Regiment verliehen, worauf er im J. 1639 anfänglich längere Zeit vor Reutlingen stand, dann behufs Entsatzes der Feste Hohentwiel gegen diesen Ort rückte und als er denselben, richtig urtheilend, fest genug und keiner Unterstützung bedürftig befunden hatte, eine Reihe gewandt geleiteter Streifungen bis über den Rhein und dann an den Main unternahm. Das ferner mit dem kaiserlichen Generalzeugmeister Geleen geplante Unternehmen, nochmals über den Rhein zu gehen und den sehr zerstreut dislocirten Feind aufzurollen, mußte dagegen aufgegeben werden, weil dortselbst nach vorgenommener Auskundschaftung „nicht mehr als Stroh auf den Dächern zu bekommen“. Um so ausschlaggebender waren dafür Mercy’s Leistungen im J. 1640–41, denn nachdem er 1640 mit Vorsicht und Festigkeit die Schweden unter Baner von der Verlegung des Kriegsschauplatzes nach Franken abgehalten hatte, zwang er im J. 1641 diesen Feldherrn, welcher den Kaiser und die Reichsstände zu Regensburg aufzuheben im Begriffe stand, zum Aufgeben dieser Absicht und verfolgte denselben über Eger nach Böhmen, wobei er am 21. März bei Neunburg (vor dem Walde) den Obristen Slange sammt mehreren Regimentern gefangen nahm. Noch im genannten Jahre betheiligte sich M. kühn und ausdauernd sowie [416] auch freimüthig urtheilend an dem Ersatzversuche von Wolfenbüttel, namentlich indem er am 28. Juni einem Theile der feindlichen Macht den Rückzug abschnitt und des Abends „die Gegend in augenschein“ nehmend, bei seiner Rückkehr rückhaltlos berichtete, „daß es fast unmöglich sein würde, dem Feind daselbst zuzukommen“, worauf er am 29. in dem dennoch gewagten blutigen und hartnäckigen Treffen bei Wolfenbüttel den linken Flügel des Heeres beherzt und mit günstigem Erfolge insolange befehligte, bis der allgemeine Rückzug angeordnet wurde. Das Jahr schloß für M. mit mehreren kleinen Unternehmungen, worunter die gelegentlich der kurzen Berennung Göttingens im Monate November stattgehabte Verfolgung des Obersten Rosen zur Gefangennahme mehrerer hundert Mann geführt hatte. Wohl gekannt als klug operierender und thatkräftiger Befehlshaber ward M. im J. 1642 das Commando der in Schwaben liegenden Truppen anvertraut. „Was furchtbarliches auszurichten“, „den Feind ärgerlich zu strapazirn“ war sein bestimmter Wille und hat er denselben mit Unerbittlichkeit zur Ausführung gebracht, indem er den Zeitverhältnissen entsprechend den Feind nicht nur im Kampfe, sondern auch durch Contributionen, Verwüstung der Fruchtfelder, Niederbrennen der Ortschaften etc. zu schädigen suchte. Und demgemäß war sein Erfolg ein höchst bedeutender; er vertrieb den Feind aus Schwaben und dem Breisgau bis an die Waldstädte, nach Basel an den Bodensee und gegen Tübingen, wodurch er auch den Herzog Eberhard von Württemberg befriedigte, welcher ihn „freundlichst“ ersucht hatte, „Ihme die Conservation vnserer Armen Landt und Leuth noch weiters bestens angelegen sein lassen wollen“. Die Ruhe war aber hiermit nicht hergestellt, denn anfangs des Jahres 1643 erneute der französische Marschall Guébriant seine Versuche, in Baiern einzufallen. Zu Ausgangspunkten hierfür hatte er Mergentheim, das Quellengebiet der Donau und den Landstrich am Bodensee gewählt; doch bald sah er seine Pläne von M. durchblickt, der ihn in meisterhaft angeordneten, entschlossen durchgeführten Marschmanövern, bei vorbedachter Vermeidung einer Schlacht gegen Ende Februar allerorts bis an den Rhein zurückdrängte. Ebenso richtig erkannte der am 31. Mai zum Generalfeldmarschall ernannte M. bei Wiederausbruch der Feindseligkeiten anfangs Juni, daß Guébriant nochmals den Einfall nach Baiern beschlossen; allein auch dieses Mal sollte er ihm nicht gelingen, denn M. hatte für alle Fälle die geeigneten Maßnahmen getroffen, er selbst stellte sich aber ohne Zeitversäumniß der Hauptcolonne in den Weg, hierüber berichtend: „der Feind wird aller Orten, wo er hiezu Gelegenheit gibt, gezwickt und da er seinen Weg nach Tuttlingen zu nimmt, so haben wir uns mit der Armada hieher – Sigmaringen – begeben“, worauf er Guébriant den Weg an die Iller versperrte und dessen sämmtliche Streitkräfte noch vor Schluß des Monats Juli zum Zurückweichen bis an den Rhein veranlaßte. Und als Guébriant am 31. August bei Ottenheim über den Rhein setzte, schritt auch M. bei Lauterburg auf das jenseitige Ufer. Von dort wurde er jedoch bald abberufen, zunächst mehrere Streifungen vornehmend, dann aber zum entscheidenden Schlage gegen Tuttlingen eilend, wo die inzwischen unter General Ranzau nochmals vorgebrochenen Franzosen Erholungsquartiere bezogen hatten. Nach anstrengenden Märschen, durch schwer gangbare Waldungen, während eines heftigen Schneegestöbers wurde am 24. November dieser Ort überfallen, der feindliche Geschützpark im raschen Anlaufe genommen, die Stadt von der Reiterei „so behend umringt, daß niemand herauskommen können“, und die Armee so aufgestellt, „daß denen in der Stadt ohne Hazard hinter sich her kein Entsatz zukommen, weniger aber die von außen, nämlich die Franzosen, so zu und bei Möhringen gelegen, noch Rosen, der zu Mühlheim logirt, sich der Enden miteinander conjugiren könnte“. Von letztgenannten Abtheilungen vernichtete nun des Feldmarschalls Bruder, der Generalfeldwachtmeister Kaspar v. M., drei [417] Fußbrigaden nahe bei Mühlheim, und nachdem auch die anderen zurückgetrieben worden, sah sich Ranzau am 25. zur Uebergabe genöthigt, hierbei dem Herzoge von Lothringen und dem Generalfeldwachtmeister M. nebst einer stattlichen Beute auch 8 Generale, 9 Oberste, 12 Stabsoffiziere, 240 Subalternoffiziere, 7000 Mann und 10 Geschütze überantwortend. Den Sieg bei Tuttlingen möglichst zu „persequirn“ war das Ziel des Feldzuges 1644. Derselbe wurde baierischerseits mit der Belagerung von Ueberlingen am Bodensee eröffnet, wohin M. im Monate April abmarschirte und, nachdem er den Ort berannt, behufs Schonung seiner Leute mit Sappe und Minen vorging, bis er denselben durch Ausdauer und Entschiedenheit am 11. Mai zur Uebergabe brachte. Zunächst zog nun M. gegen Hohentwiel, von wo er nach Zurücklassung einer Beobachtungsabtheilung im Juni gegen Freiburg i. Br. rückte, da dortselbst seine Anwesenheit dringender nothwendig. Hier entwickelte M. in jedweder Hinsicht Energie und hervorragendes Kriegsverständniß. Gleich am ersten Tage der Belagerung benahm er der Feste alles Wasser und leitete dann die Operationen, wenngleich von dem zum Entsatze herbeigekommenen Marschalle Turenne mehrfach behindert, mit solchem Erfolge, daß Freiburg am 27. Juli capitulirte. Höchst bedenklich gestaltete sich aber Mercy’s Lage nach der Vereinigung der Armeen Condé’s und Turenne’s, denn trotz seiner sehr vortheilhaft gewählten und mit Umsicht befestigten Stellung auf dem Bohl bei Ebringen und im Mühlenthale bei Merzhausen nächst Freiburg mußte M. am 3. August nach hartnäckigem Kampfe dieselbe verlassen. Er besetzte nun auf dem Lorettoberge ganz nahe bei Freiburg eine gleichfalls günstig gelegene Position, welche er in einem Tage derart verschanzte, daß selbe „das Werk von Monaten zu sein schien“. Dies bestätigte auch die Schlacht am 5., in welcher M., wie schon am 3. des Gegners Absichten wohl erkennend, den Kampf mit Ueberlegenheit lenkte, während seine Truppen durch den Zuruf des Stammesnamens immer wieder neu angeeifert, die ebenfalls mit „fury“ streitenden Franzosen zurückschlugen! Diese dauerten denn auch nur deshalb bis zur Dämmerung aus, um den schlimmen Zustand ihrer Infanterie nicht ersehen zu lassen. Mit der Behauptung des Schlachtfeldes durch die Baiern endete der Tag; den Kampfplatz deckten 5000 Franzosen und 1500 Baiern, unter letzteren des Generalfeldmarschalls Bruder, der Generalfeldwachtmeister Kaspar v. M., welcher in dem Momente gefallen, als er einen für die Baiern sich ungünstig gestaltenden Angriff durch sein entschlossenes Verhalten zum Nachtheile der Franzosen wendete. Die Franzosen, welche 50 Schritte entfernt von den Baiern die Nacht verbracht hatten, zogen den 6. in Mercys Stellung vom 3. August zurück, die Baiern dagegen blieben und verschanzten sich jetzt auch im Rücken, welchen M. mit Recht bedroht sah. Und als Condé in der That gegen die Rückzugslinie Mercy’s vordrang, da trat ihm dieser am 10. bei St. Peter entgegen, warf ihn dreimal mit seiner Infanterie, hielt es aber endlich für rathsam, den „hohlen Graben“ zu gewinnen, weil die seit acht Tagen nicht abgesattelten und nur mit Laub gefütterten Pferde seiner Reiterei, sowie seines Geschützes und Fuhrwerkes nur mehr mit Mühe vorwärts zu bringen waren. Trotz dieses Abzuges Mercy’s mit dem Hauptheere blieb Freiburg selbst unbehelligt, denn Condé rückte nun gegen Philippsburg; M. erhielt aber aus München den Befehl, jede weitere Operation gegen Condé zu unterlassen, „weil an seiner Armada die Salvirung des römischen Reiches jetziger Zeit laste“. Hiermit war übrigens M., welcher nach Generalfeldmarschall Wahl’s Tode am 31. August die Ernennung zum Statthalter von Ingolstadt erhalten hatte, nicht gänzlich zur Unthätigkeit im Felde verhalten worden, weshalb er denn bis gegen Mitte December noch mehrfache Streifzüge unternahm, wobei verschiedene feste Plätze entsetzt und der Gegner häufig beunruhigt wurde. [418] Mit ähnlichen Bewegungen eröffnete M. auch den Feldzug 1645 gegen die Franzosen, doch als er von der zusammenhanglosen Postirung Turenne’s bei Mergentheim (Herbsthausen) Nachricht erhielt, da ersah er die Möglichkeit zu neuen, schwerwiegenden Leistungen gekommen und säumte nicht dem Entschlusse die That folgen zu lassen. Seine Colonnen geschickt sammelnd, eilte er „in aller Stille“ gegen die genannten Orte, wo es auch am 5. Mai zur Schlacht kam. Diese hat M. nicht nur durch staunenswerthe Ausnützung des Geländes, sondern auch dadurch zu seinen Gunsten entschieden, daß er persönlich an der Spitze des Fußvolkes den Feind über den Haufen warf und dann dessen Rücken mittels der Cavallerie in die ernsteste Gefahr brachte. Turenne, welcher an diesem Tage „seine erste und einzige Niederlage“ erlitt, verlor von 8000 Mann bei 3000, ferner 6 Geschütze, 59 Fahnen und Standarten und mußte bis an den Main retiriren, wohin ihm M. nachfolgte. Allein schon wenige Wochen später, nachdem gegnerischerseits größere Streitkräfte aufgebracht worden waren, fiel M. wieder die Aufgabe zu, das Eindringen derselben in Baiern zu verhindern. Seine Absichten gingen, wie 1643, dahin, den Feind zu ermüden, irre zu leiten, von seinen Verbindungen abzubringen, bis sich M. eine Stellung ergeben, in welcher er auf einen Sieg rechnen konnte. Bewundernswürdig an unerschöpflicher Combinationsgabe waren seine in jener Zeit entworfenen Marschbewegungen, sowie die Auffindung von unangreifbaren Stellungen, wie jene inmitten von Sümpfen und kleinen Seen gelegene bei Dürrwang, wo der Gegner am 1. August nur eine kurze Kanonade wagte. Auch der Angriff auf die Position bei Allerheim schien dem Kriegsrathe des Feindes unausführbar, denn M. hatte dort nicht nur ein vorzügliches Kampfterrain ausersehen, sondern dasselbe auch, durch die Erfahrungen bei Freiburg belehrt, in noch vielversprechenderer Weise befestigt. Doch Condé ließ sich nicht mehr vom Angriffe abhalten; am 3. August befahl er die Erstürmung und als dieselbe unausführbar zu bleiben schien, führte er selbst im heftigsten Feuer den Rest seines Fußvolkes gegen die mit glänzender Bravour Widerstand leistenden Baiern. Es waren dies größtentheils jene erprobten Regimenter, welche bei Freiburg zähe Tapferkeit an den Tag gelegt hatten und der Führung Mercy’s zuversichtlich vertrauten. Ihnen sollte in diesem Kampfe und wol unter den erschütterndsten Umständen ihr hochangesehener Feldherr für immer entrissen werden; M. wurde nämlich inmitten der Schlacht durch die Ungeschicklichkeit (Unvorsichtigkeit) seiner auf dem Kirchthurme des Ortes postirten Leute erschossen. Der Tod ihres großen Generals machte die Baiern rasend; kein Hinderniß scheuend, vernichteten sie das Fußvolk der Franzosen. – Mercy’s Gegner meinten aber dessenungeachtet, sein Tod sei ihnen vortheilhafter gewesen, als wenn sie eine ganze Provinz erobert oder das zahlreichste Kriegsheer zu Grunde gerichtet hätten. Liegt nicht schon in diesem Ausspruche Beweiskraft genug für die Behauptung, es sei M. zu jenen Kriegsheroen zu zählen, welche nur größerer Mittel und voller Selbständigkeit bedurft hätten, um schwer Erreichbares zu vollführen? – M., welcher seit 1642 Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ war, hieß in diesem Vereine der „Anzeigende des Leidens mit der Passionsblume“. – Seine Büste steht in der Ruhmeshalle bei München.

Theatrum europaeum, 3.-5. Bd., Frankfurt 1642–1738. Chemnitz, Schwedischer Krieg in Deutschland, 2. Thl., Stockholm 1653. Gauhen, Historisch. Helden- etc. Lexikon, Leipzig 1716. Reilly, Skizz. Biogr. d. berühmtesten Feldh. Oesterr., Wien 1813. Heilmann, Die Feldzüge der Baiern in den J. 1643 etc., Leipzig 1851. Du Jarrys Freih. de la Roche, Der 30jähr. Krieg, 3. Bd., Schaffhausen 1852. Schweigerd, Oesterreichs Helden u. Heerf., 2. Bd., Wien 1853. Hormayr, Taschenbuch f. vaterl. Geschichte, München 1854. Keym, Gesch. d. 30jähr. Krieges, 2. Bd., Freiburg i. Br. [419] 1863. Teicher, Johann Freih. v. Werth, Augsburg 1877. Gonzenbach, Der General Hanns Ludw. v. Erlach, 2. Bd., Bern 1881. Lufft, Die Schlachten bei Freiburg im August 1644 etc., Freiburg i. Br. 1882.